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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Machine Head und Amon Amarth Wikinger-Horde begeistert Berlin
Zwei der aktuell größten Metal-Bands gehen zusammen auf Tour. Doch wie passen diese beiden Schwergewichte in einen Abend? t-online war in Berlin anwesend.
Amon Amarth sind mittlerweile so etwas wie Rockstars. Ihr aktuelles Album "The Great Heathen Army" belegte im August den ersten Platz der deutschen Albumcharts. Übrigens genau wie dessen zwei Vorgänger. Dass die Schweden mittlerweile in Arenen spielen, verwundert also nicht so wirklich.
Verwunderlicher ist, dass man sich entschieden hat, mit den Amerikanern Machine Head auf Doppelheadliner-Tour zu gehen. Das 90er-Thrash-Original und die melodische Death-Metal-Gruppe aus Schweden. Wie passt das zusammen? Irgendwo sehr gut, weil beide den Anspruch an eher modernem und melodischem Metal hegen. Irgendwo aber mag ich die Street-Credibillity-Pose von Machine Head nicht so recht mit der Wikinger-Thematik der Schweden in Einklang bringen. Na, mal sehen, was das gibt.
Erstmal gibt es aber einen sich ewig ziehenden Einlass. Der sollte im Berliner Velodrom, wo die Tour am 1. Oktober Halt macht, um 17:30 Uhr beginnen, da um 18.25 die erste Band The Halo Effect spielen soll. Als ich um kurz nach 18:00 Uhr an der Halle ankomme, wartet allerdings noch eine XXL-Masse vor den Toren, als würde bei Ikea Ausverkauf stattfinden. Kurz: Mit The Halo Effect wurde es nichts. Ich und eine Menge anderer Menschen stehen noch vor den Türen als die Band ihren Auftritt beendet haben muss.
Machine Head melden sich nach Livepause zurück
Dann geht es also direkt mit dem ersten der beiden Headliner los. Machine Head treten auf dieser Tour stets vor Amon Amarth auf. Dass diese Aufteilung Sinn macht, wird man jedoch erst später sehen. Die Amerikaner fackeln an Lichteffekten, Feuerfontänen und Nebel alles ab, was man auffahren kann. Die Setlist ist zudem ein guter Mix aus allen Alben. Bis auf das zu unrecht verhasste "Supercharger" und das zurecht durchgefallene "Catharsis" werden alle LPs der Gruppe berücksichtigt.
Sänger und Gitarrist Robb Flynn ist mit seiner neu zusammengesetzten Band bester Dinge. Es ist der erste Trip mit dieser Besetzung. Generell hat man die Thrash-Metal-Band schon jahrelang nicht mehr auf deutschen Bühnen live erleben können. Man hat also heute viel nachzuholen. Mit viel Spielfreude frickelt sich das Quartett durch Klassiker wie "Blood for Blood", "Imperium" oder "Davidian". Auch einen Song des neuen Albums hat es auf die Setlist der Gruppe geschafft: "Become the Firestorm" zu Beginn. Da hätte es gerne mehr Neues geben können. "Halo" beendet nach gut 80 Minuten den fulminanten Auftritt.
Großes Showaufgebot bei Amon Amarth
Und dass es noch wilder zugeht, beweisen dann Amon Amath. Schon die Bühne ist mit vielen Aufbauten versehen: Das Drum-Podest ist ein riesiger Wikingerhelm samt Visier durch dessen Augenschlitze Videoanimationen laufen. Die Bühne wird links und rechts von Wikingerstatuen flankiert. Bei einigen Songs kommen Schauspieler auf die Bühne, die sich mit Schwertern kleine Kämpfe liefern. Also an Showelementen mangelt es in diesem ebenfalls 80 Minuten starkem Set wirklich nicht.
Doch die Schweden können auch musikalisch punkten. Zwar wird mir zu wenig altes Material gespielt, doch die Songs, die die Gruppe zum besten gibt, gehen dafür gut nach vorne. Die Stimmung ist noch einmal ausgelassener als bei Machine Head. Besonders die jüngeren Konzertgänger scheinen an der Wikinger-Horde Spaß zu haben. Bei "Put Your Back in the Oar" fordert Sänger Johann Hegg dazu auf sich auf den Boden zu setzen und Ruderbewegungen zu machen. Nun, das sieht man auch nicht auf jedem Konzert.
Und nachdem Machine Head und Amon Amarth jeweils eine Stunde und 20 Minuten Vollgas gegeben haben, muss man doch sagen: Das Line-up hat trotz oder vielleicht wegen seiner Differenzen extrem gut zueinander gepasst. Doch Amon Amarth haben sich den Posten als letzte Band des Abends reglich verdient.
- Eigene Beobachtungen