Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Schon gehört? Ist das das Ende von Ozzy Osbourne?
t-online hat offene Ohren für die wichtigsten Alben der Woche und gibt Ihnen Musiktipps. Diese Woche mit Altrocker Ozzy Osbourne und Robbie Williams auf Abwegen.
Wenn Sie mal wieder richtig Lust auf neue Sounds haben, Ihnen aber die Zeit fehlt, sich durch die Veröffentlichungen der Woche zu hören, stimmt t-online Sie mit der Rubrik "Schon gehört?" ein.
Ozzy Osbourne – Patient No. 9
Neue Alben von Ozzy Osbourne waren in diesem Jahrtausend eine eher unregelmäßige (und künstlerisch unstetige) Angelegenheit. Doch nun scheint der ehemalige Frontmann von Black Sabbath einen zweiten oder dritten Frühling zu erleben. Nachdem er 2020 "Ordinary Man" veröffentlichte, folgt schon zweieinhalb Jahre später eine neue LP. Schnellschuss oder Qualitätsware?
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Youtube-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Youtube-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Was auffällt: Der Prince of Darkness spielt mit vielen Gitarristen, statt einer festen Band. So ist sein ehemaliger Black-Sabbath-Kollege Tony Iommi auf zwei Songs zu hören. Zakk Wylde, der lange in der Soloband von Ozzy in die Saiten haute, spielt auf vier Tracks mit. Die Blues-Ikonen Jeff Beck und Eric Clapton sind ebenfalls Gäste an der Gitarre. Erstaunlicherweise hat dieses Füllhorn an Klampfenpromis nur wenig Auswirkung auf die Qualität der Songs. Es klingt wie aus einem Guss.
"Parasite" etwa hat einen der wohl poppigsten Refrains in der Karriere des "Madman". "No Escape from Now", bei dem Tony Iommi mitspielt, hätte auch auf dem Black-Sabbath-Finale "13" funktionieren können. Einzig "A Thousand Shades", eine Ballade mit Jeff Beck, klingt etwas beliebig. Das hat man so von der Rockikone schon ein paar Mal gehört.
Dennoch, was bleibt? Ozzy Osbourne hat seit Jahren gesundheitliche Probleme. Wie viel Karriere noch in ihm steckt, ist ungewiss. Seine "No More Tours 2"-Konzertreise wird seit Jahren verschoben. Mal ist er krank, dann kam Corona, dann kam die Parkinson-Diagnose. Gleichzeitig ist "Patient No. 9" ein vitales Album, welches belegt, dass der 73-Jährige noch Saft hat. Und sollte dies der Schlussakkord sein, er klänge gut.
Robbie Williams – XXV
Der Brite hat schon einiges hinter sich. Boygroup-Sounds bei Take That, Pop, Rock, aber auch Swing. Nun versucht Robbie Williams wieder etwas Neues. Klassik! Der Sänger hat seine großen Hits mit einem Orchester neu aufgenommen. Robbie-Williams-Klassiker auf Klassik sozusagen.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Youtube-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Youtube-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Können Sie sich "Let Me Entertain You" mit Streichern, Bläsern und Streicherquartett vorstellen? Eben. Ich auch nicht. Aber mit genau dem Song beginnt "XXV". Der Anfang, das ikonische Piano-Intro, erkennt man sofort wieder. Es ist jedoch weniger fetzig, weil im Hintergrund Streicher und Bläser ertönen. Erst im Refrain nimmt die Nummer mit dem flotten Drumbeat Fahrt auf.
Bei "The Road to Mandalay" und anderen ruhigen Songs wie "Eternity", "Feel" und natürlich einem der ikonischsten Popsongs der 90er Jahre, "Angels", funktioniert der Pomp des Orchesters natürlich. Bei normalerweise tanzbaren Tracks wie "Rock DJ", "Kids" oder "Candy" will mich die Neuinterpretation nicht völlig überzeugen. Da sind die Originale deutlich griffiger.
Megadeth – The Sick, The Dying ... and The Dead
"Super Collider" von 2013 war ein ähnlicher Flopp wie "Risk", welches 1999 die Metalwelt enttäuschte. Wieder versuchte Megadeth-Mastermind Dave Mustaine es mit rockigeren Songs. Genau wie 1999. Und genau wie 1999 klappte das nicht. "Dystopia" von 2016 korrigierte das. Statt lustlosen Rocksongs gab es endlich wieder Headbanger. "The Sick, the Dying ... and the Dead" setzt noch einen drauf und erinnert an die Glanztaten.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Youtube-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Youtube-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Schon beim eröffnenden Titelsong denkt man zeitweise an "Rust in Peace"-Hochglanz-Thrash, aber auch an den etwas melodischeren Sound von "Countdown to Extinction". Wahrlich keine schlechten Referenzen. Und dieser recht positive Eindruck zieht sich auch durch die folgenden elf Songs. Mal geht es schneller, mal drückender zu Werke, stets technisch versiert und mit dem nötigen Biss. Diese 55 Minuten gehören mit zum Besten, was die Band in den letzten 25 Jahren veröffentlicht hat.
Über die Alben der 80er und der ersten Hälfte der 90er muss man nicht sprechen. Dass Mustaine mit Megadeth dort einen Lauf hatte, ist Rockgeschichte. Nicht umsonst konnten die Headbanger damals weltweit Millionen Alben verkaufen. In diesem Jahrtausend produzierten Megadeth viele gute Alben wie "The System Has Failed" oder "Endgame". "Dystopia" toppt das Millenium-Schaffen. Doch mit "The Sick, the Dying ... and the Dead" ist der Gruppe wieder ein Knallerwerk gelungen.
Parkway Drive – Darker Still
2007 habe ich diese Band noch als erste Band mittags auf dem Vainstream Festival in Münster gesehen. Damals standen ein paar hundert Nasen vor der Bühne. Mittlerweile füllen die Australier Arenen, haben bereits beim Wacken Open Air einen Headliner-Auftritt hingelegt. Grund für die allseitige Beliebtheit ist wohl der stetige Wandel dieser Band.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Youtube-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Youtube-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Spätestens ab dem dritten Album "Deep Blue" entwickelte man sich stets weiter. Das letzte Album "Reverence" hat die Metalcore-Wurzeln des Quintetts endgültig gekappt. Noch einen Schritt weiter geht das siebte Album "Darker Still". Ein Kinderchor eröffnet das Album, es gibt mit dem Titeltrack eine waschechte Ballade, bei "Glitch" lässt man die Nu-Metal-Einflüsse von der Leine. An anderen Stellen setzen Keyboards ein. Musikalisch hat sich diese Band aus Down Under wohl noch nie so ausgetobt wie in diesen 47 Minuten.
Fans, die sich einen stumpfen Breakdown nach dem anderen gewünscht haben, weil das 2007 en vogue war, werden wieder enttäuscht. Und zwar bitterlich. Aber das macht doch auch den Reiz von mutigen Bands aus.