Schlagerstar außer Dienst Helene-Fischer-Ausfall: Wer sie jetzt ersetzen muss
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Sie ist unser Superstar, die deutsche Antwort auf alles: Helene Fischer. Und ausgerechnet die fällt nun aus. Wie wir jetzt damit umgehen können.
Eine Kolumne von Janna Halbroth
Es gibt bestimmte Berufsgruppen, die dürfen unter gar keinen Umständen ausfallen. Etwa Herzspezialistinnen, die lebenserhaltende Transplantationen durchführen. Oder Piloten, die wichtige Politikerinnen zu Weltfriedensverhandlungen fliegen. Unvorstellbar, wenn diese Menschen krank werden würden. Seit dieser Woche wissen wir: Auch Sängerinnen gehören zu diesen unersetzlichen Berufsgruppen. Besser gesagt: diese eine Sängerin namens Helene Fischer.
Die 38-Jährige ist bei Proben zu ihrer neuen Show unglücklich gestürzt, hat sich Rippen gebrochen und musste jetzt sage und schreibe neun Konzerte verschieben. Neun Konzerte in der Klasse Helene Fischer, das sind bei jeweils sechs ausverkauften Konzerten in der Kölner Lanxess Arena und drei ausverkauften Shows in der ÖVB-Arena in Bremen 162.000 betroffene Menschen. 162.000 betroffene, wütende Menschen.
"Die gleichen Plätze wie letztes Mal"
Schließlich ändern sich jetzt allerhand Pläne. Wer Helene Fischer ursprünglich im März oder April sehen wollte, der muss sie sich jetzt im Mai, August oder schlimmer noch September anschauen. Wer Tickets für das erste Konzert in Bremen hatte, der ist nun möglicherweise auf den dritten Termin in der Stadt gerutscht. Den dritten Termin! Ein einziges Chaos! "Voll verwirrend", "Wieso hat man die Reihenfolge nicht eingehalten" oder einfach nur ein entsetztes "HÄ??!!" schreiben etliche Fischer-Ultras unter einem Instagram-Beitrag der Sängerin, in dem die Nachholtermine bekannt gegeben werden. Man kennt diese Leute. Das sind diejenigen, die Veränderungen scheuen, auf ihr Recht pochen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit "Die gleichen Plätze wie letztes Mal" rufen.
Wäre das doch nur alles nicht passiert. Wäre nur alles beim Alten geblieben. Wäre Helene Fischer doch nie gestürzt. Hätte sie nicht ein bisschen besser aufpassen können? Muss sie denn immer 180 Prozent geben und sich um 360 Grad in 80.000 Meilen über dem Bühnenrand verausgaben? Wäre ein bisschen weniger nicht mehr gewesen? Das ist immerhin auch das Motto ihrer Bühnenoutfits. Wäre das mit Florian Silbereisen an ihrer Seite auch passiert? Oder hätte der bodenständige "Traumschiff"-Kapitän sie in einen sicheren Hafen geschippert, wo kein Mann und keine Frau über Bord gehen kann? Und überhaupt: War Helene Fischer denn auf so etwas gar nicht vorbereitet? Wäre nicht eine einstudierte Hologramm-Show à la Abba ein Mindestmaß an angemessenem Notfallprogramm für ein Kaliber wie Helene Fischer gewesen?
Wer kann Helene Fischer ersetzen?
Es nützt ja nichts. Es ist, wie es ist. Et kütt wie et kütt, wie man in Köln sagt, der Stadt, die immerhin am meisten vom Fischer-Fiasko betroffen ist. Was jetzt her muss, ist ein adäquater Ersatz. Jemand, der Helene Fischer in neun Shows ersetzen kann. Aber wer könnte das sein? Wer tanzt so schön atemlos durch die Nacht, dass er die Herzen der Zuschauer und Zuschauerinnen zum Beben bringt. Wer kann von Null auf Hundert eine Achterbahn der Gefühle auslösen und das Publikum in ein Delirium stürzen, in dem sie immer wieder dieses Fieber spüren wollen?
So jemanden haben wir hier nicht. Das schafft keine Einzelperson. Da braucht es schon eine Armee internationaler Superpower. Für einmal Sexappeal wie Miss Fischer braucht es mindestens eine gesamte Victoria's-Secret-Laufsteg-Armada. Für einmal Stimme wie unsere Helene müssen sich schon die drei Tenöre wieder zusammenschließen. Und um auf der Bühne zu entertainen wie der Schlagerstar würde es vielleicht gerade so reichen, wenn sich die Gäste der letzten Oscarverleihung auf den Weg nach Deutschland machten.
Aber die Unterwäschemarke Victoria's Secret veranstaltet gar keine Modenschauen mehr. Einer der drei Tenöre ist bereits verstorben, und die Oscars, nun ja, wenn wir ehrlich sind, waren die zuletzt auch nicht mehr so der Knaller.
Was bleibt, ist also die Erkenntnis, dass Helene Fischer unersetzbar und gleichzeitig nicht unfehlbar ist. Wir brauchen sie und sie braucht uns. Also: Zähne zusammenbeißen und auf den Mai, August und ja sogar September warten. Keine Konzerte, stattdessen zu Hause auf Besserung warten – hey, wenn das jemand in den vergangenen Jahren gelernt hat, dann doch wohl wir!
- Eigene Beobachtungen
- instagram.com: Profil von helenefischer