Ukraine in der Liverpool-Zwickmühle Wirbel um Selenskyj und den ESC: Das steckt dahinter
Am Freitagmorgen hieß es noch, Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj wolle beim ESC eine Grußbotschaft senden. Nicht mal 24 Stunden später ist alles anders.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird beim Finale des diesjährigen Eurovision Song Contest am kommenden Samstag keine Ansprache halten. Das teilte die Europäische Rundfunkunion (EBU), die den ESC veranstaltet, mit.
Demnach könne man der Bitte des 45-Jährigen, per Video ein Grußwort an das Publikum zu richten, nicht nachkommen, "da dies gegen die Regeln der Veranstaltung verstoßen würde", heißt es. Der ESC sei eine internationale Unterhaltungsshow mit strengen Regeln, eine davon sei "der unpolitische Charakter der Veranstaltung". "Dieser Grundsatz verbietet die Möglichkeit, im Rahmen des Wettbewerbs politische oder ähnliche Äußerungen zu machen", so die EBU. Selenskyjs Wunsch sei dennoch mit "lobenswerter Absicht" geäußert worden.
Selenskyi lässt Wunsch nach Grußwort dementieren
So lautete die Meldung noch am Freitagmorgen. Der Tenor war also klar: Leider könne der Bitte aus der Ukraine nicht nachgekommen werden. Schließlich hatte diese im vergangenen Jahr mit der Band Kalush Orchestra den ESC gewonnen – und damit eigentlich das Recht, den Wettbewerb 2023 als Gastgeber auszutragen. Doch aufgrund des anhaltenden Kriegs in der Ukraine entschied die Europäische Rundfunkunion, den ESC in Liverpool auszutragen.
Doch trotz dieses Hickhacks kam bei den ESC-Organisatoren offenbar etwas falsch an. Denn am Freitagnachmittag dementiert ein Sprecher Selenskyis die Nachricht, der Präsident habe ein Grußwort senden wollen. "Das Büro des Präsidenten hat die Organisatoren des Eurovision Song Contest nicht kontaktiert und vorgeschlagen, dass Selenskyj während des Finales oder einer anderen Phase eine virtuelle Rede halten wird", sagte Sprecher Sergii Nykyforov am Freitag dem ukrainischen Blatt "Kiew Independent".
Beim Finale soll das Land des Vorjahressiegers dennoch gewürdigt werden. "Nicht weniger als elf ukrainische Künstlerinnen und Künstler, darunter der Vorjahressieger Kalush Orchestra, werden auftreten." In mehreren Kurzfilmen werden außerdem verschiedene Regionen des Landes zu sehen sein.
Zweites Halbfinale: Diese Acts sind weiter
Am 11. Mai fand das zweite ESC-Halbfinale statt. Danach weiter sind: Albanien, Zypern, Estland, Belgien, Österreich, Litauen, Polen, Australien, Armenien und Slowenien kommen ins Finale am Samstag. Hinzu gesellen sich Kroatien, Moldau, die Schweiz, Finnland, Tschechien, Israel, Portugal, Schweden, Serbien und Norwegen aus dem ersten Halbfinale. Zudem sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien als die "Big Five" automatisch vertreten – genauso wie der Vorjahressieger Ukraine.
Das Erste, ONE und eurovision.de zeigen am 13. Mai ab 20.15 Uhr "ESC – Der Countdown" mit Barbara Schöneberger. Um 21 Uhr folgt die Live-Übertragung des Musikevents aus Liverpool.
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- ebu.ch: "STATEMENT FROM THE EUROPEAN BROADCASTING UNION ON PRESIDENT ZELENSKY AND THE EUROVISION SONG CONTEST" (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur spot on news