#WhatisLife Die Lochis verarbeiten ihr surreales Leben
Berlin/Darmstadt (dpa) - Einfach mal raus aus dem ganzen Wahnsinn, das wollten sie. Durchatmen, auf neue Gedanken kommen, Inspiration finden. Auch wenn man erst 19 ist, muss man aufpassen, dass das Erschöpfungssyndrom nicht hinter der nächsten Studioecke lauert!
Heiko und Roman Lochmann aus der Nähe von Darmstadt, besser bekannt als Die Lochis, haben auf ihre innere Stimme gehört und sind nach Thailand geflogen. Zurückgekommen sind sie mit ihrem zweiten Album. Der Titel: "#WhatisLife". Es gibt keinen Zweifel, dass sie damit den Nerv ihres jugendlichen Publikums treffen werden.
Mit einer Mischung aus Normalzustand und gespieltem Größenwahn melden sich die Zwillinge aus Südhessen, die als Kids auf YouTube bekannt wurden, nun zurück. Es geht gar nicht groß genug, jedenfalls im Song "Level Up", da sehen sie schon "'ne neue Ära": "Baby, du darfst durchdrehen, bitte halt dich nicht zurück, das hier ist keine Science-Fiction, das ist Next Level Shit." Doch gleich im nächsten Song der Umschwung zu bescheidenerem Denken: "Ich bin kein Suuuuuperman, weil ich nicht immer funktionier', weil ich genauso bin wie ihr...", stellen sie fest. Vermutlich wechselt auch bei vielen ihrer Teenie-Fans so rasendschnell die Stimmung von Euphorie zu Selbstzweifel und zurück.
Nicht nur Lockerflockiges, sondern auch Nachdenkliches bieten die Zwillinge. "Über Schatten springen ist gar nicht mal so einfach", lautet die Leadzeile des Songs "Schatten springen". Und sie begeben sich sogar in die Haut eines Fans im Song "Fan von dir". "Ein bisschen reifer" wollen sie klingen, meint Roman im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, und Heiko ergänzt, das Album sei "wie ein Soundtrack für's Leben, weil er aus dem Leben entstanden ist".
Sie mussten verarbeiten, was um sie herum passiert sei, betont Heiko. Es habe viele Momente gegeben, "die für uns surreal waren". Immer wieder hätten die Brüder sich gefragt: "Was geht hier denn ab?" So etwa, als sie in US-Colleges auftraten, erzählt Roman: "Wir haben uns so gedacht: What is life? Wir stehen hier in den USA vor 1000 Schülern, die alle unsere Songtexte können, obwohl sie nicht mal unsere Sprache sprechen?" So sei dann der Albumtitel entstanden.
Von seinen Gefühlen hat sich das Comedy- und Gesangsduo mit den Millionen Social-Media-Followern nach eigenen Worten beim Songschreiben leiten lassen. "Emotionen bestimmen unser Leben und sind wunderschön", so Roman. "Generell versuchen wir wirklich, dass wir mit unserer Musik Wegbegleiter sind für die Leute." Sie wollen Themen aufgreifen, die sie selbst kennen - und die auch die Themen ihrer Fans sind: Handynummern tauschen, Dates, Partys, zusammen durchbrennen.
Andere Menschen sehen sie als ihre größte Inspiration an. "Das müssen nicht einmal irgendwelche bekannten Menschen oder supererfolgreichen Menschen sein", betont Roman. Und ihre Vorbilder? Singer-Songwriter und Produzent Max Martin, Bruno Mars, Ed Sheeran, Michael Jackson. "Wenn man seinen Weg geht, ist es ja nicht schlimm, wenn man bei dem einen oder anderen vorbeischaut und kuckt, wie die es so gemacht haben", findet Heiko. Direkte Vergleiche wären auch etwas verfrüht.
Kaum war das Debütwerk "#Zwilling" draußen, da haben die beiden schon mit der Arbeit an neuen Songs begonnen. In die Karma Sounds Studios in der Nähe von Bangkok schleppten sie dann Texte und Beats. "Wir waren davor noch nie in Asien gewesen und haben uns allein dadurch echt inspirieren lassen", erzählt Roman. "Da waren wir dann wochenlang mit unseren Produzenten, mit unserer Band und dem ganzen Team." Dort, "quasi am Ende der Welt", hätten sie sich ganz auf ihre Musik konzentrieren können. "Ich glaube, das ganze Album klingt dadurch ein bisschen handgemachter, echter." Alle Instrumentals seien auch live eingespielt worden.
"#WhatisLife" bietet fröhlichen Pop mit elektronischen Beats, Disco-Anklängen und Hip-Hop-Beats. Altersgemäß lässig und eingängig. "Es hat einen Hauch vom Anfang der 2000er Jahre", sagt Heiko. "Die feiern wir nämlich", ergänzt sein Bruder. Schon kess, wenn zwei junge Kerle so reden, die beim Jahrtausendwechsel gerade einmal sieben Monate alt waren. Aber sie sprechen ja nicht über die eigene Erinnerung, sondern nur über die Musik dieser Zeit.