"Die Stimme seiner Generation" US-Schriftsteller Philip Roth ist tot
Philip Roth galt als einer der wichtigsten Autoren seiner Generation. Nun ist der Autor von "Der menschliche Makel" und "Portnoys Beschwerden" gestorben.
Titel um Titel vergrößerte er sein fünf Jahrzehnte überspannendes Lebenswerk. Vielen galt er als bester lebender Schriftsteller, zumindest als bester amerikanischer. Jetzt ist Philip Roth tot. Er sei im Alter von 85 Jahren gestorben, berichtete unter anderem die Zeitung "The New York Times" unter Berufung auf eine enge Freundin des vielfach preisgekrönten Autors. Die Todesursache war zunächst nicht bekannt.
Immer wieder als Anwärter auf Nobelpreis gehandelt
27 Romane veröffentlichte er, zeitweise einen pro Jahr, dazu Sachbücher, Dutzende Novellen, Kurzgeschichten, Essays und Interviews. Zu den bekanntesten Werken des Pulitzer-Preisträgers gehören unter anderem die Roman-Trilogie "Der Ghostwriter", "Zuckermans Befreiung" und "Die Anatomiestunde".
Der 2010 in den USA erschienene Roman "Nemesis" blieb sein letzter, aber schon lang vorher ließ sich das literarische Kaliber Roths bemessen: Als die "New York Times" ihre Leser 2006 nach den besten amerikanischen Romanen der vergangenen 25 Jahre fragte, schafften es sechs von Roths Titeln auf die Liste – aus insgesamt 29.
Auch die "New York Times" bezeichnete ihn als eine "herausragende Figur der Literatur des 20. Jahrhunderts", die "Lust, jüdisches Leben und Amerika erforscht" habe. Die "Washington Post" griff ein Zitat der Literaturprofessorin Aimee Pozorski auf, die viel über Roth geschrieben hat: Sie nennt ihn "die Stimme seiner Generation". "Roth ist niemals damit gescheitert, mit seinen vielen Büchern ... zu provozieren", schrieben CNN-Reporter.
Geboren wurde der Schriftsteller, den viele Literaturkenner auch immer wieder als Anwärter auf den Literaturnobelpreis sahen, 1933 in Newark – auf der anderen Seite des Hudson River von New York aus gesehen. Aufgezogen wurde er von jüdischen Immigranten unter einfachsten Verhältnissen im Arbeiterviertel Weequahic.
Oft veröffentlichte er ein Buch pro Jahr
Fast drei Dutzend Bücher veröffentlichte Roth im Laufe seiner Karriere, oft eines pro Jahr. Sarkastisch, humorvoll, voller Melancholie. Viele davon spielen im Newark seiner Jugend.
Mit der Ankündigung seines Ruhestands hatte der US-Schriftsteller 2012 den Literaturbetrieb geschockt. "Der Kampf mit dem Schreiben ist vorbei", hatte er sich damals auf einen gelben Zettel geschrieben und auf seinen Computer geklebt. "Jeden Morgen schaue ich auf diesen Zettel, und das gibt mir sehr viel Kraft."
"Ich hatte einfach nicht mehr die verbale Energie"
Zu seinem 85. Geburtstag in diesem März sagte Roth, er bereue seinen Ruhestand nicht: "Die Bedingungen, die mich dazu gebracht haben, mit dem literarischen Schreiben aufzuhören, haben sich ja nicht verändert."
Schon 2010 habe er das Gefühl gehabt, dass seine beste Arbeit hinter ihm liege. "Ich hatte einfach nicht mehr die geistige Lebhaftigkeit oder die verbale Energie oder die physische Fitness, um einen großen kreativen Angriff auf eine komplexe Struktur wie einen Roman zu starten. Jedes Talent hat seine Bedingungen, seine Beschaffenheit, sein Ausmaß, seine Kraft – nicht jeder kann für immer ergiebig sein."
Das Netz trauert um Philip Roth
Auf Twitter nehmen Fans Abschied von dem Schriftsteller. "Philip Roth ist tot. Seine wichtigste Auszeichnung: Er gewann mehrfach den Literaturnobelpreis der Herzen. Ein großer Autor – aber möge er im Himmel auf manche schlüpfrige Szene verzichten", twitterte ein Fan.
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"Aufwachen mit einer traurigen Nachricht: Philip Roth ist tot", schrieb ein weiterer begeisterter Leser. "Für mich der größte Schriftsteller unserer Zeit. Begnadet. In meinem Bücherregal wird er weiterleben."
Auch Katrin Göring-Eckardt äußerte sich auf Twitter zum Tod des Schriftstellers: "Er war ein Großer, größer als Preise. Ein Meister und ein Seelenberührer und ein Hellsichtiger."
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Alexander Graf Lambsdorff schrieb: "Der Literaturnobelpreis kennt viele Skandale, große und kleine, literarische und nicht-literarische. Ein großer literarischer ist, dass der großartige Philip Roth ihn nie bekam."
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Philip Roth: verstorben – aber nie vergessen.
- dpa, AFP