Film Berlinale startet mit Animationsfilm
Berlin (dpa) - Die Berlinale kommt auf den Hund. Am Donnerstag werden die 68. Internationalen Filmfestspiele Berlin mit der Weltpremiere von Wes Andersons Animationsfilm "Isle of Dogs" eröffnet. Zur Gala im Festivalpalast am Potsdamer Platz sind mehr als 1600 Gäste angesagt.
Der 48-jährige Anderson ("The Royal Tenenbaums") will zusammen mit den prominenten Stimmen seines Hundefilms kommen, darunter Tilda Swinton, Greta Gerwig, Bill Murray, Jeff Goldblum und Bryan Cranston. Auch zahlreiche deutsche Filmgrößen wie Mario Adorf, Senta Berger, Fatih Akin, Daniel Brühl, Iris Berben und Wim Wenders werden erwartet.
Festivaldirektor Dieter Kosslick empfängt Stars und Sternchen auf dem angestammten roten Teppich. Die Online-Petition, den Teppich aus Protest gegen den Missbrauch in der Filmbranche schwarz einzufärben, konnte sich nicht durchsetzen. Sie hatte bis Mittwoch mehr als 20 000 Unterstützer.
Dennoch dürfte die #MeToo-Debatte die elf Festivaltage entscheidend prägen - angefangen von der Eröffnungsgala mit der politisch versierten Moderatorin Anke Engelke bis hin zum Besuch des südkoreanischen Kultfilmers Kim Ki-duk, der sich in seiner Heimat selbst Gewaltvorwürfen ausgesetzt sieht.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) forderte eine offene Auseinandersetzung mit Machtmissbrauch hinter den Kulissen. "Angst und Schweigen waren viel zu lange seine stillen Komplizen. Es ist gut, dass damit Schluss gemacht wird und dass sich nun vermehrt Frauen und auch Männer zur Wehr setzen", erklärte sie. "Wir brauchen hier einen Kulturwandel, an dem alle mitwirken!"
Mit dem neuen Werk von US-Regisseur Wes Anderson eröffnet erstmals in der Geschichte ein Animationsfilm das Festival. Der Texaner mit weltweiter Fangemeinde erzählt von dem 12-jährigen japanischen Jungen Atari. Als durch einen Regierungserlass alle Hunde der Stadt auf eine riesige Mülldeponie verbannt werden, versucht er mit ihrer Hilfe, die Zukunft der ganzen Präfektur zu retten.
"Ein Anderson-Film, wie ihn die Leute lieben", sagt Festivalchef Dieter Kosslick, der eine besondere Vielfalt an Themen verspricht. "Wenn es gut geht, verlassen wir das Kino mit anderen Bildern im Kopf als jenen, mit denen wir hineingegangen sind."
Für Berlinale-Stammgast Anderson ist es das vierte Mal, dass er im internationalen Wettbewerb um den Goldenen Bären nominiert ist. 2014 hatte er mit dem Eröffnungsfilm "Grand Budapest Hotel" den Großen Preis der Jury gewonnen.
Diesmal gehen insgesamt 19 Filme ins Bären-Rennen, darunter vier deutsche. So zeichnet Emily Atef mit "3 Tage in Quiberon" ein berührendes Porträt der späten Romy Schneider - mit Marie Bäumer in der Hauptrolle.
Christian Petzold ("Barbara") verwebt in "Transit" die Geschichte von Exilsuchenden in der NS-Zeit mit dem Flüchtlingsschicksal heute. Nach einem autobiografischen Roman von Anna Seghers spielen der diesjährige Shooting Star Franz Rogowski und Paul Beer.
Von Thomas Stubner kommt das Außenseiterdrama "In den Gängen" - diesmal Sandra Hüller neben Rogowski. Philip Gröning schickt das dreistündige Zwillingsdrama "Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot" mit Josef Mattes und Julia Zange. Weitere Wettbewerbsfilme kommen etwa aus den USA, Russland, Frankreich, Rumänien und dem Iran.
Die renommierten Bären-Preise werden vor dem abschließenden Publikumstag am 24. Februar verliehen. Über die Vergabe entscheidet eine sechsköpfige Jury unter Vorsitz von "Lola rennt"-Regisseur Tom Tykwer. Mit dabei: die belgische Schauspielerin Cécile de France und die amerikanische Independant-Produzentin Adele Romanski.
Die Berlinale gilt mit jährlich mehr als 300 000 verkauften Tickets als das größte Publikumsfestival der Welt. Sie wird aus dem Etat von Grütters mit 7,7 Millionen Euro unterstützt. Diesmal sind in den verschiedenen Reihen insgesamt 385 Filme zu sehen. Ein Schwerpunkt sind erneut Serien.
Auch der britische Sänger Ed Sheeran (26, "Perfect") hat sich angesagt. Am 23. Februar wird die Doku "Songwriter" von Murray Cummings über ihn vorgestellt. Die deutschen Fans seien wahrscheinlich die treuesten der Welt, sagte er der Deutschen Presse-Agentur vorab. "Sie sind echte Musikliebhaber: Sie hören zu an den Stellen, an denen sie zuhören sollen, und sie kreischen dann, wenn sie es sollen."