Filmkritik "STEREO" Action-Spektakel mit Vogel und Bleibtreu schielt nach Kult-Streifen wie "Fight Club" und "Matrix"
Nichts ist wie es scheint in dem surrealen Psychothriller "STEREO" von Maximilian Erlenwein ("Schwerkraft"): Als der scheinbar gutmütige Motorradschrauber Erik (Jürgen Vogel) von dem zunächst bedrohlich wirkenden Fremden Henry (Moritz Bleibtreu) heimgesucht wird, stellt sich seine idyllische Welt auf den Kopf.
Dabei lief alles gerade so schön glatt bei ihm: Erik ist von der Stadt aufs Land gezogen und will sich um seine Motorradwerkstatt kümmern. Seine freie Zeit verbringt er mit seiner neuen Freundin Julia (Petra Schmidt-Schaller) und deren kleiner Tochter. Alles könnte so friedlich sein. Doch diese scheinbar heile Welt findet ein jähes Ende als der schräge Unbekannte Henry (Moritz Bleibtreu) auftaucht und partout nicht mehr verschwinden will.
Welt gerät aus den Fugen
Mit seiner zynischen Art treibt er ihn an den Rand des Wahnsinns. Als dann auch noch weitere zwielichtige Gestalten auftauchen, die vorgeben Erik zu kennen, und ihm entweder an den Kragen gehen oder ihn zu dunklen Machenschaften zwingen wollen, droht sein Leben komplett aus den Fugen zu geraten. In die Ecke gedrängt, scheinbar ohne Ausweg, bleibt Erik schließlich nichts anderes übrig, als sich doch auf den mysteriösen Henry einzulassen.
Vogel und Bleibtreu sind ein Dreamteam
Drehbuchautor und Regisseur Maximilian Erlenwein hat für seine Gangster- und Psychostory erstmals die Schauspiel-Schwergewichte Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu als Hauptakteure in einen Film gepackt. Und die beiden funktionieren als Team hervorragend. Vor allem das Wechselspiel ihrer Charaktere von Gut zu Böse wirkt sehr überzeugend. Auch Georg Friedrich spielt den widerlichen Bordellboss Keitel sensationell gut.
Story hat ihre Schwächen
"STEREO" kommt ganz schön brutal und actionlastig daher. Vor allem im letzten Drittel wird heftig an der Spannungsschraube gedreht und Jürgen Vogel zeigt als Kampfroboter vollen Körpereinsatz. Das lenkt gut von der teilweise allzu hanebüchenen und ziemlich platten Story ab, für die es deutliche Abzüge gibt. Klar, es ist ein Mystery-Thriller, die Handlung muss also nicht logisch sein. Aber ein wenig mehr Originalität hätte nicht schaden können: Vor allem die Befragung der attraktiven Hellseherin, die stark an das Orakel von "Matrix" erinnert und wahre Wunder mit einer Akkupunkturnadel vollbringt, wirkt total an den Haaren herbei gezogen.
"Fight Club", "Drive" und "Matrix" lassen grüßen
Ein bisschen "Matrix" hier, ein wenig "Fight Club" da: Einige Versatzstücke aus der "STEREO"-Handlung erinnern sehr an Kultstreifen wie "Matrix" von den Wachowski-Geschwistern, David Finchers "Fight Club" und Nicolas Winding Refns Literaturverfilmung "Drive". Der eigentliche Aha-Effekt von "STEREO" ist jedoch neu und schafft es, den Zuschauer am Ende zu verblüffen. Auch der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende erhalten.
Fazit: Auch wenn die Story nicht allzu originell und tiefgründig ist und nach großen Genre-Filmen schielt, ist "STEREO" ist ein sehenswerter Kino-Psychotrip. Dies verdankt er den hypnotischen Bildern des mehrfach preisgekrönten Kameramanns Ngo The Chau ("Banklady", "Borowski und der coole Hund", "Das Leben ist nichts für Feiglinge"), der genial dazu abgestimmten basslastigen Elektro-Filmmusik und den hervorragenden Darstellern Jürgen Vogel, Moritz Bleibtreu, Petra Schmidt-Schaller und Georg Friedrich.
Kinostart "Stereo": 15. Mai 2014