Auch Putin profitierte Hollywoodstar biederte sich Diktatoren für Millionen an
Er gewann dreimal den Oscar, schuf Meisterwerke des Kinos: Oliver Stone. Jetzt zeigen neueste Enthüllungen, wie der Regisseur sich Autokraten annäherte.
Oliver Stone genoss Jahrzehnte den Ruf eines exzellenten Regisseurs und Drehbuchautors. Mit Filmen wie "Platoon" und "JFK – Tatort Dallas" schrieb er Oscargeschichte, mit Streifen wie "Wall Street" begeisterte er Kritiker und Publikum. Doch jetzt rücken die Schattenseiten seines Schaffens ins Zentrum der öffentlichen Berichterstattung. Offenbar hat Stone diktatorischen Regimen zusammen mit einem Geschäftspartner Propagandafilme angeboten.
Das berichtet ein Rechercheverbund aus ZDF, "Spiegel", "Standard", "Tagesanzeiger" und dem russischen Investigativmedium "iStories". So war eine "Oliver Stone Dokumentation" über den belarussischen Diktator Alexander Lukaschenko sowie über Aserbaidschans Langzeitherrscher Ilham Aliyev geplant.
Propaganda für 5 bis 15 Millionen US-Dollar
Demnach bot der aus dem Gebiet der heutigen Ukraine stammende Regisseur Igor Lopatonok gemeinsam mit Oliver Stone an, die Staatschefs in vorteilhafter Art in Dokumentationen zu porträtieren – für 5 bis 15 Millionen US-Dollar. Eine Dokumentation über Kasachstan – dessen langjährigem Diktator Nursultan Nasarbajew zahlreiche Menschenrechtsverstöße vorgeworfen werden – wurde bereits veröffentlicht, öffentlich zugänglich ist eine fast zweistündige Version, die kaum Kritik an dem Machthaber übt.
Die weitgehend unkritische Darstellungsform wirft Fragen auf. Unter anderem steht nun im Raum, die kasachische Seite habe dafür Millionen US-Dollar gezahlt. Der Film beruht zum Großteil auf einem Interview, das Stone mit Nasarbajew führte. Laut der geleakten Dokumente wurden die Fragenkomplexe zuvor vom Filmteam und kasachischen Untergebenen des Diktators besprochen und dementsprechend ausgesiebt.
Der Fall weckt Erinnerungen an frühere, sehr umstrittene Methoden von Oliver Stone. So war der Filmemacher dem russischen Diktator Wladimir Putin im Jahr 2017 so nahe gekommen wie kaum jemand zuvor – und hatte auch dabei "stiefelleckende Propaganda" abgeliefert, so die Kritik damals. Schon in seinem Film "Ukraine on Fire" fiel Stone 2016 mit dubiosen Verschwörungstheorien auf, als er die Proteste auf dem Euromaidan als einen von den USA organisierten Staatsstreich darstellte und damit die Propaganda-Narrative des Kremls bediente.
Damit weist der nun veröffentlichte Fall einige Parallelen zum Fall des deutschen Journalisten und Putin-Biografen Hubert Seipel auf. Dieser hatte heimlich Hunderttausende Euro aus Russland bekommen und damit massiv Kritik auf sich gezogen.
- zdf.de: "Ein Oscar-Gewinner als Autokraten-Filmer"
- spiegel.de: "Wie Oliver Stone zum Propagandafilmer für Diktatoren wurde" (kostenpflichtig)