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Israel-Skandal um Berlinale: Ausgerechnet SIE soll die Filmfestspiele retten?


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Skandal um Berlinale
Die Rettungsmission beginnt


26.02.2024Lesedauer: 3 Min.
Tricia Tuttle / Berlinale Leiterin ab 2024Vergrößern des Bildes
Tricia Tuttle: Sie wird ab nächstem Jahr die Berlinale leiten. (Quelle: Reto Klar/imago-images-bilder)
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Das dürfte kein leichter Start werden. Tricia Tuttle übernimmt ab April die Leitung der Berlinale – mitten in einer maximal aufgeheizten Lage, in der sie bisher nicht Stellung bezogen hat. Wer ist die Frau?

Eine solche Empörungswelle hat die Berlinale lange nicht erlebt. Ausgerechnet zum Abschluss des weltweit größten Publikumsfestivals hagelt es Kritik von allen Seiten. Auslöser war die Preisverleihung am Samstagabend. Dort hatten sich mehrere Preisträger kritisch zum israelischen Vorgehen in Gaza geäußert – ohne dabei den Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 zu erwähnen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Anschließend wurden über offizielle Kanäle der Filmfestspiele auch noch israelfeindliche Statements verbreitet. Die Berlinale-Leitung distanzierte sich und kündigte eine Untersuchung an. Doch der üble Beigeschmack blieb: Das mit rund zwölf Millionen Euro aus Steuergeldern finanzierte Festival wirkte nach außen hin wie eine Bühne für Israelhass. Selbst internationale Medien berichten nun über "Antisemitismus bei der Berlinale", Amtsträger hierzulande sprechen von einem "politischen Schaden".

Ausgerechnet jetzt übernimmt Tricia Tuttle

Der Ruf der Berlinale ist in Gefahr. Und ausgerechnet in dieser Gemengelage kommt nun der Wechsel der Festivalleitung. Denn die 74. Berlinale endete mit ihrem letzten Publikumstag am 25. Februar, die bisherigen Leiter Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek treten ab und übergeben die Geschicke an die US-Amerikanerin Tricia Tuttle. Diese saß am Samstagabend bei der Preisverleihung ebenfalls im Publikum, lachte, applaudierte – trotz der vielen Redebeiträge mit anti-israelischer Botschaft.

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Bisher ist von der neuen Berlinale-Leiterin noch kein Wort des Bedauerns zu hören. Auf ihren sozialen Kanälen herrscht Sendepause. Kritische Worte zu den Vorfällen? Fehlanzeige. Doch am Montag schaltet sich eine andere Instanz in die Debatte ein. Eine, mit der Tuttle in Zukunft viel zu tun haben wird: Claudia Roth, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Diese schreibt nach den Vorwürfen: "Es ist nicht akzeptabel, wenn an einem solchen Abend von Filmschaffenden nicht der bestialische Terrorangriff der Hamas angesprochen wird und auch kein Wort zu den mehr als 130 Geiseln verloren wird, die immer noch in der Gewalt der Hamas sind." Weiter heißt es von der Grünen-Politikerin, man wolle die Vorkommnisse bei der Berlinale aufarbeiten.

"Darüber hinaus stehe ich im engsten Gespräch mit der neuen Intendantin, die ab April die Berlinale leiten wird. Wir werden gemeinsam mit ihr die nötigen Schlüsse aus der Aufarbeitung dieser Berlinale ziehen", so die Kulturstaatsministerin. Ein entspannter, unfallfreier Start sieht anders aus. Für Tuttle beginnt ab dem ersten Moment der Festivalleitung die Stunde der Wahrheit. Ist die 54-Jährige die Richtige für den Job?

Beobachter der Berlinale sprechen von Tricia Tuttle in den höchsten Tönen. Sie habe sich in den vergangenen Wochen beim Filmfest sehr neugierig und aufgeschlossen gezeigt, hinsichtlich einiger Strukturen und Entwicklungen konnte sie sich während des laufenden Betriebs einen ersten Überblick verschaffen. Als ehemalige künstlerische Leiterin des London Film Festivals, die dort durch einen kompromisslosen Wandel für Furore sorgte, wird Tuttle bereits erste Schlüsse gezogen haben.


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Ich danke ihm für die Erfahrungen, aber Western mag ich ehrlicherweise bis heute nicht.


Tricia Tuttle


Die in North Carolina geborene Filmfanatikerin gilt in der Branche als gut vernetzt und aufgeschlossen. Als Teenager, so erzählte sie es einmal, habe sie sich in den Achtzigerjahren hauptsächlich in Kinos und Videotheken herumgetrieben. Ihr Vater sei großer Western-Fan und Anhänger "harter Männerfilme" gewesen, sie hingegen habe andere Vorlieben entwickelt. "Er nahm mich mit ins Kino zu allem, Horrorfilme, Humphrey Bogart. Ich danke ihm für die Erfahrungen, aber Western mag ich ehrlicherweise bis heute nicht", so Tuttle.

"Ein guter Chef trifft nicht alle Entscheidungen selbst"

In einem örtlichen Kino fing sie als Aushilfskraft an, verkaufte Popcorn und Tickets. Kurze Zeit später begann sie ihr Filmstudium. Sie machte Station bei der British Academy of Film and Television Arts, kurz Bafta, und beim British Film Institute BFI. Neben dem London Film Festival leitete sie auch das LGBTIQ-Filmfestival in der britischen Metropole. "Die Filmindustrie ist nicht einförmig", sagt Tuttle. Man könne im Filmgeschäft auf sehr unterschiedliche Art und Weise Erfolg haben.

Auch bei so politischen Filmfestspielen wie der Berlinale? Diesen Beweis wird Tricia Tuttle nun antreten müssen. Ihr Führungsverständnis, so sagt sie, bestehe dabei vor allem aus Kommunikation und dem Delegieren von Arbeit. "Ein guter Chef trifft nicht alle Entscheidungen selbst, sondern holt gute Leute an Bord und vertraut ihnen, ihre Bereiche zu entwickeln."

Es wirkt schon fast ironisch, dass sie über ihren neuen Job bei der Berlinale erst kürzlich meinte: "Jeder, der in der Festivalbranche arbeitet, weiß, dass man eigentlich keine Chance zur Einarbeitung hat und alles mit einem Riesentempo vorangeht. Man macht tolle Pläne, dann kommt alles anders oder läuft schief, und man ist damit beschäftigt, darauf zu reagieren." Spätestens ab April wird sie zeigen müssen, dass sie diese Herangehensweise in die Tat umsetzen kann.

Verwendete Quellen
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