Ian Flemings Werke nicht mehr zeitgemäß? "Zu anstößig": James-Bond-Romane werden umgeschrieben
Ian Flemings Geschichten über James Bond werden neu aufgelegt. Dabei wird es zu Änderungen kommen. Wörter werden gestrichen, Passagen angepasst.
In diesem Jahr steht ein Jubiläum an. Der erste James-Bond-Roman von Ian Fleming feiert bereits seinen 70. Jahrestag: Am 13. April 1953 erschien "Casino Royale", das erste Werk über den heute weltweit berühmte MI6-Agenten. Aus diesem Anlass plant der zuständige Verlag und Rechteinhaber, Ian Fleming Publications Ltd., die Bücher neu aufzulegen. Wie die britische Zeitung "The Telegraph" berichtet, soll es dabei zu Anpassungen kommen.
So soll "eine Reihe von rassistischen Referenzen entfernt" werden, heißt es. Außerdem werde der Verlag einen Hinweis in die Bücher setzen, einen sogenannten Disclaimer. Dieser soll den zeithistorischen Kontext erklären. Das liest sich dann so: "Dieses Buch wurde zu einer Zeit geschrieben, als Begriffe und Einstellungen, die von modernen Lesern als anstößig angesehen werden könnten, alltäglich waren."
Um eine offenbar zeitgemäßere Ausgabe der Werke auf den Markt zu bringen, habe der Verlag "sensible Leser" angeheuert, die die Texte sichten und Empfehlungen für Textänderungen aussprechen sollen.
Autor Ian Fleming starb im Jahr 1964
Künftig wird bei den James-Bond-Romanen, die Ian Fleming zwischen 1953 und 1965 veröffentlicht hat, auch noch folgender Hinweis auftauchen: "In dieser Ausgabe wurden eine Reihe von Aktualisierungen vorgenommen, wobei der ursprüngliche Text und der Zeitraum, in dem er spielt, dem Original so nah wie möglich kommen sollen."
Hecheln und Grunzen des Publikums wie Schweine am Trog.
Ian Fleming
Viele der Änderungen in den Bond-Büchern beziehen sich laut den Berichten in den britischen Medien auf die Darstellung von Schwarzen. In "Leben und sterben lassen" sei zum Beispiel Bonds Kommentar, dass potenzielle afrikanische Kriminelle im Gold- und Diamantenhandel "hübsche gesetzestreue Kerle sind" in "ziemlich gesetzestreue Kerle" geändert.
Auch eine Szene, in der Bond einen Nachtklub in Harlem besucht, werde verändert. Dort gibt es in der Originalfassung einen Hinweis auf das "Hecheln und Grunzen des Publikums wie Schweine am Trog". Nun schreibe der Verlag schlicht und einfach: "Bond konnte die elektrische Spannung im Raum spüren".
In einer Erklärung des Verlags, die der "Telegraph" zitiert, heißt es: "Wir haben den Text der ursprünglichen Bond-Bücher überprüft und entschieden, dass unsere beste Vorgehensweise darin besteht, Ians Stil zu folgen." Weiter schreibt der Verlag in seiner Stellungnahme: "Wir haben Änderungen an 'Leben und sterben lassen' vorgenommen, die er selbst autorisiert hat." Man habe "eine Reihe einzelner Wörter entfernt oder sie gegen Begriffe ausgetauscht, die heute akzeptierter sind, aber der Zeit entsprechen, in der die Bücher geschrieben wurden."
Man wolle damit "Leser ermutigen, die Bücher auf ihre eigene Art zu lesen". Damit reiht sich der Verlag ein in eine Debatte, die jüngst durch die Änderungen an den Büchern von Roald Dahl aufkam. Die Texte des Kinderbuchautors von Klassikern wie "Matilda", "Charlie und die Schokoladenfabrik" und "Ottos Geheimnis" wurden unter anderem um Wörter wie "fett" oder "weiblich" erleichtert – mehr dazu lesen Sie hier. Auch der Verlag Puffin hatte "sensible Leser" eingestellt, um den Text zu prüfen und Teile zu "modernisieren".
- telegraph.co.uk: "James Bond books edited to remove racist references" (englisch)
- theguardian.com: "James Bond novels to be reissued with racial references removed" (englisch)