Film "Der kleine Vampir": Blutsauger und Mensch
Berlin (dpa) - Es ist schon einige Jahre her, da brachte uns Regisseur Uli Edel in einem Kinderfilm die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem Vampirjungen und einem Menschenkind näher. "Der kleine Vampir" aus dem Jahr 2000 allerdings ist ein Realfilm mit echten Darstellern.
Nun kehrt Vampir Rüdiger in animierter Form auf die große Leinwand zurück. Richard Claus, der den neuen "Vampir" zusammen mit Karsten Kiilerich inszeniert hat, war auch am Filmprojekt von 2000 bereits beteiligt. Der Animationsstreifen, der auch in 3D in die Kinos kommt, basiert auf der gleichnamigen, vor bald 40 Jahren ins Leben gerufenen Kinderbuchreihe der deutsch-amerikanischen Autorin Angela Sommer-Bodenburg, deren Bände weltweit bereits mehr als zehn Millionen Mal verkauft wurden. Es ist eine deutsch-dänisch-englisch-niederländische Koproduktion.
Man hat es wahrlich nicht leicht als Vampir. Rüdiger von Schlotterstein etwa ödet es ziemlich an, dass er nun bereits zum 300. Mal seinen 13. Geburtstag begehen muss. Die Familien-Bande zwar rüstet sich allmählich für die große Feier - der der pubertierende Blutsauger jedoch zu entkommen sucht: Zusammen mit seinem älteren Bruder startet Rüdiger zu einem Rundflug.
Blöderweise aber werden sie dabei von Geiermeier und Manni geortet, zwei Vampirjägern. Die sind mit einem speziellen Radarsystem ausgerüstet, verfolgen die Vampirbrüder bis zur Familiengruft. Die daraufhin von Manni und Geiermeier verriegelt wird. Zusammen mit seinen Eltern aber und seiner Schwester Anna kann Rüdiger entkommen: Er flüchtet gen Schwarzwald. Hier lernt er Anton kennen, den Menschenjungen, der ein großer Vampirfan ist. Und tatsächlich: Zwischen beiden entwickelt sich eine Freundschaft; Anton ist gar dazu bereit, Rüdiger dabei zu helfen, seine Familie aus den Fängen der Jäger zu befreien.
Es dauert eine Weile bis man die Stimme von Wigald Boning ("Die Doofen") heraushört. Der deutsche Komiker, Moderator, Musiker und Synchronsprecher aber macht seine Sache gut als stets von seinem Chef, dem Vampirjäger, drangsalierter Assistent. Auch die anderen, den Leinwandfiguren hier zur Verfügung gestellten Stimmen sind durch die Bank weg gut gewählt.
Nicht zuletzt ist es ein wunderbar gezeichnetes und mit kuriosen Stimmen ausgestattetes Hotelier-Ehepaar, welches ein ums andere Mal für Lacher sorgt. Nicht nur, dass Emma und Otto in einem skurrilen, zum Hotel umfunktionierten Schloss wohnen; sie sprechen auch ein herrlich übertriebenes, fast grotesk zu nennendes Schwäbisch ("Mi han..."). Auch auf visueller Ebene kann "Der kleine Vampir" punkten, wobei er eine schöne Balance hinbekommt aus knalligen, fast plastischen Farbeffekten und Furcht einflößender Dunkelheit. Allzu unheimlich aber geht es in dem Film ohne Altersbeschränkung nicht zu.
Es gibt eine tolle Szene in "Der kleine Vampir", die die zunächst unmöglich erscheinende Freundschaft der beiden Jungs versinnbildlicht. Rüdiger, der Vampir, nimmt Anton, den Menschen, an die Hand, um gemeinsam mit ihm durch die Luft zu schweben - Antons erster, wenn auch assistierter, Flug! Wunderbar inszeniert ist das, und manches Kind im Kinosessel dürfte sich hier kurz so fühlen, als könne es selbst auch fliegen.
Ohnehin sind es die, in anderen Filmen meist negativ konnotierten Vampire, die hier den Menschen einiges lehren. Und dazu gehört nicht nur das Fliegen, sondern letztlich auch ein anderer Umgang mit Verschiedenartigkeit, mit Abweichungen von der Norm. Das ist eine schöne Botschaft für einen hübschen, mit vielen sehens- und hörenswerten Überraschungen aufwartenden Kinder- und Jugendfilm. Er erreicht sicher nicht ganz ohne Grund ganz kurz vor Halloween die Kinosäle.