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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bundeskanzler gibt private Einblicke Wem drücken Sie beim ESC die Daumen, Herr Scholz?
Rund 183 Millionen Menschen weltweit hatten im vergangenen Jahr den Eurovision Song Contest eingeschaltet. Wird es dieses Jahr vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges noch mehr Zuschauer geben? Und ist einer von ihnen Olaf Scholz?
Spektakuläre Bühnenshows, ein Wettbewerb über den ganzen europäischen Kontinent verteilt und Musiker, die ihre Chance für den ganz großen Durchbruch nutzen. Der Eurovision Song Contest mag in den vergangenen Jahren an Reichweite eingebüßt haben. Dennoch ist er ein einzigartiges Konzept und weiterhin der weltweit am meisten beachtete Musikwettbewerb mit jährlich rund 200 Millionen Fernsehzuschauern.
Ob einer von ihnen Olaf Scholz war – und ob er auch dieses Jahr einschalten wird? Im Interview mit t-online sollte der Bundeskanzler genau darauf eine Antwort geben. Doch so richtig deutlich wurde nicht, ob Scholz den 66. Eurovision Song Contest sehen wird oder nicht. "In der Vergangenheit habe ich mir den ESC durchaus schon mal angeguckt", gab er persönliche Einblicke und manövrierte sich anschließend doch um eine klare Antwort herum: "Ob ich es heute Abend tun werde, weiß ich noch nicht."
- Bundeskanzler Scholz im Interview: "Das war absolut falsch"
Dabei wäre es doch gerade jetzt so nachvollziehbar wie nie zuvor, wenn der deutsche Regierungschef zumindest mit einem Auge auf den ESC schielt. Schließlich tobt seit fast drei Monaten Krieg in der Ukraine. Russland, das den Angriffskrieg entfacht hat, wurde deshalb vom europäischen Musikwettbewerb ausgeschlossen. Damit wurde nun wieder einmal deutlich, wie politisch der ESC in Wahrheit ist – mehr dazu lesen Sie hier. Inzwischen gilt die Ukraine gar als Favorit auf den Titel. Die Band Kalush Orchestra um Frontsänger Oleh Psiuk geht mit ihrem Song "Stefania" ins Rennen.
Olaf Scholz zum ESC: "Das mag ich"
Stellt sich also die Frage, ob der deutsche Bundeskanzler dieses Jahr seinem Heimatland oder wegen der besonderen Situation doch der Ukraine die Daumen drückt. Olaf Scholz weicht der Frage aus: "Viele Künstlerinnen und Künstler liefern sich dort einen sportlichen Wettbewerb – und dass sie dies im Gedanken an Europa tun, mag ich."
Es ist wie so oft beim Kanzler: Eindeutige, klare, schnörkellose Formulierungen wählt er selten. Der diplomatische, ausgleichende Ton, er kommt ihm selbst bei solch unverfänglichen Fragen wie denen zum ESC nicht abhanden. Und wenn es privat wird, öffnet sich Scholz ebenfalls nur sehr vorsichtig.
Als er im t-online-Interview gefragt wird, warum er privat als humorvoll gilt, aber davon in der Öffentlichkeit kaum etwas zu bemerken ist, erklärt er: "Es gibt nur einen Olaf Scholz. Mir geht es wie jedem anderen auch: Wir sind immer die Gesamtheit unserer persönlichen Ausprägungen."
Der 66. Eurovision Song Contest wird an diesem Samstagabend ab 21 Uhr live im Ersten zu sehen sein – ob mit oder ohne Bundeskanzler Scholz als Fernsehzuschauer aus seinem heimischen Wohnzimmer in Potsdam.
- Interview mit Olaf Scholz in Berlin