t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportWintersportBiathlon

Biathlon: Preuß tröstet Konkurrentin Jeanmonnot nach Finale in Oslo


Deutsche krönt sich zur Biathlon-Königin
Statt zu jubeln, tröstete sie ihre ärgste Konkurrentin


Aktualisiert am 23.03.2025Lesedauer: 3 Min.
Norway Biathlon World CupVergrößern des Bildes
Direkt hinter dem Zielstrich am Holmenkommen: Nach dem größten Erfolg ihrer Karriere, tröstete Franziska Preuß (l.) ihre zuvor gestürzte Hauptkonkurrentin Lou Jeanmonnot. (Quelle: Thomas Andersen)
News folgen

Franziska Preuß ist Gesamtweltcupsiegerin und schreibt Geschichte. Nach Jubeln ist ihr aber lange nicht zumute. Dahinter stecken ein Sturz, ein Protest und besonderer Respekt für ihre größte Konkurrentin.

Aus Oslo berichtet Alexander Kohne

Loading...

Im größten Moment ihrer sportlichen Karriere dachte sie nicht ans Jubeln. Statt die Arme in die Luft zu reißen und sich – wie im Biathlon üblich – von den im Zielbereich wartenden Teamkollegen hochleben zu lassen, schaute sich Franziska Preuß unsicher um. Sie wartete auf ihre ärgste Konkurrentin Lou Jeanmonnot.

Diese war im letzten Rennen der Biathlon-Weltcupsaison am Osloer Holmenkollen in der drittletzten Kurve gestürzt, wodurch Preuß davonzog, gewann und als erste Deutsche seit acht Jahren den Gesamtweltcup holte (hier lesen Sie alles zum Drama in Oslo). Statt ihren Erfolg zu feiern, wandte sich die 31-jährige Bayerin ihrer direkt hinter dem Zielstrich zusammengesunkenen Konkurrentin zu und umarmte diese fast eine Minute lang.

Emotionale Szenen im Zielraum

"Ich habe im Ziel direkt auf sie gewartet und gesagt, dass sie mir bitte ehrlich sagen soll, wenn irgendetwas unfair war", erklärte Preuß in einer Presserunde, bei der auch t-online dabei war. Doch Jeanmonnot ließ keine Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Rennausgangs aufkommen, wie Preuß verriet: "Sie sagte, das war gar nicht meine Schuld, und sie hat selber ihren Stock reingebracht."

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Das tragische Ende des packendsten Zweikampfs, den es je um den Gewinn des Gesamtweltcups gegeben hat, nahm beide Protagonistinnen sichbar mit. In den etwa sechs Minuten, die sie bis zur Zielüberquerung der Tagesletzten Dorothea Wierer nahe der Ziellinie verharrten, sprachen beide sie die Szene des Rennens immer wieder durch, umarmten sich – und auch ein paar Tränchen flossen.

Erstmals richtig jubelnd präsentierte sich Preuß eine weitere Viertelstunde später, als sie aus den Katakomben des Biathlon-Stadions am legendären Holmenkollen kam – und vom deutschen Team mit einem Konfettiregen, herumspritzendem Sekt und "So sehen Sieger aus"-Gesängen begrüßt wurde.

Französischer Protest zurückgezogen

Erst da war Preuß richtig klar, dass sie den Gesamtweltcup 2024/25 auch wirklich gewonnen hatte. Denn: Auch wenn Jeanmonnot ihren Sturz anders eingeschätzt hatte, hatte das französische Team zunächst Protest gegen die Rennwertung eingelegt, diesen nach Sichtung der TV-Bilder dann aber zurückgezogen.

"Als das entschieden war, ist sehr viel abgefallen. Das war schon sehr emotional", verriet Preuß, die wenig später hemmungslos weinte: "Es war ein kranker Fight bis zum Schluss. Das waren wirklich anstrengende drei Wochen vom Kopf, aber ich habe versucht, den Glauben dran nicht zu verlieren". Für sie war damit eine Achterbahn der Gefühle zu Ende gegangen. Diese kumulierte an diesem Wochenende in Oslo.

Nachdem Preuß dort im Sprint am Freitag dank eines Ausfallschritts und dem Wimpernschlag von 0,2 Sekunden vor Jeanmonnot gesiegt hatte, verlor sie einen Tag später aufgrund eines fünften Platzes in der Verfolgung die Weltcupführung. Erstmals seit dem ersten Rennen vor über dreieinhalb Monaten lag Jeanonnot wieder vorne – und hatte vor dem finalen Showdown am Sonntag fünf Punkte Vorsprung auf die Deutsche.

Dass sich Preuß mit am Ende 1278 Punkten doch noch einmal an Jeanmonnot (1258) vorbeischob, davon war sie in den vergangenen Monaten selbst nicht immer vollends überzeugt. "Das ist eines der größten Dinge, die man gewinnen kann im Biathlon und war immer irgendwo ein Traum von mir. Manchmal war er dann wieder weit weg, wenn man zu oft krank war in der Vergangenheit", erklärte Preuß.

Immer wieder von gesundheitlichen Problemen zurückgeworden

Damit spielte Preuß auf stetig wiederkehrende gesundheitliche Probleme an, die sie seit Jahren hartnäckig begleiten. Die vergangene Saison musste der Biathlon-Star deshalb vorzeitig beenden. Doch nachdem Preuß sich im Anschluss daran die Nasennebenhöhlen operieren lassen hatte, ist sie gesundheitlich stabiler denn je.

Deutschlands Biathlon-Idol Uschi Disl hatte dazu im t-online-Interview vor der Weltmeisterschaft im Februar erklärt: "Es ist im Hochleistungssport einfach so: Wenn man topfit ist, kann man auch die Leistung halten. Und das sieht man jetzt bei Franziska. Von daher sind ihre Erfolge für mich nicht überraschend."

Bei der WM lief Preuß zu großer Form auf und holte vier Medaillen, darunter ihre zweite goldene. Dazu kommen in dieser Saison im Weltcup vier Einzelsiege und insgesamt 13 Podestplätze, der Gewinn der Disziplinenwertung in Sprint und Massenstart – und nun der Gesamtweltcup, für den sie nach dem Rennen traditionell die große Kristallkugel erhielt.

Preuß ist am vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere angekommen – und sich dessen auch bewusst. Auf die Frage von t-online, ob der Gesamtweltcupsieg der größte Titel ihrer Karriere sei, antwortete die 31-Jährige vom SC Haag: "Das würde ich schon sagen." Doch dabei muss es nicht bleiben. Im nächsten Jahr stehen in Italien die Olympischen Spiele an – und dort wartet sie noch auf eine Goldmedaille.

Verwendete Quellen
  • eigene Beobachtung vor Ort am Holmenkollen
  • Gespräch mit Franziska Preuß in der Mixed Zone

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom