Damentennis-Chefin warnt Kritik an Nachwuchs: "Es geht unseren Talenten einfach zu gut"
"Dann darfst du dich nicht überall von Mami und Papi kutschieren lassen": Barbara Rittner kritisiert die Einstellung der Nachwuchsspielerinnen im Tennis. Die Sorge um Nachfolgerinnen von Angelique Kerber ist groß.
Die deutsche Damentennis-Chefin Barbara Rittner hat erneut vor düsteren Zukunftsaussichten nach dem Karriereende der jetzigen Generation um Angelique Kerber gewarnt. Es sei fast eine komplette Spielergeneration weggebrochen, sagte die langjährige Bundestrainerin und Fed-Cup-Teamchefin in einem Interview der Düsseldorfer Zeitung "Rheinische Post" (Mittwoch-Ausgabe).
Einige hätten einfach den Fokus auf den Sport verloren, meinte die 46-Jährige. Viele Spielerinnen seien nicht bereit, über einen gewissen Punkt zu gehen. "Das hat die jetzige Generation größtenteils ausgezeichnet. Und sie sind dafür belohnt worden", sagte Rittner.
"Unterm Strich ist es ein Spiegelbild der Gesellschaft"
Die letztjährige Wimbledon-Siegerin Kerber war am Dienstag mit einem Sieg in ihre Titelverteidigung gestartet, ansonsten erreichten nur die letztjährige Halbfinalistin Julia Görges und Laura Siegemund die zweite Runde in London. Alle drei sind schon 30 Jahre oder älter.
"Es geht unseren Talenten einfach zu gut", erklärte Rittner. "Unterm Strich ist es ein Spiegelbild der Gesellschaft. Niemand ist mehr bereit, wirklich Anstrengungen in Kauf zu nehmen und auch mal dauerhaft die eigene Komfortzone zu verlassen."
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Sobald der erste harte Widerstand komme, nehme man sich eben ein neues Projekt vor, befand Rittner. Wenn man aber in die Weltspitze kommen wolle, "dann darfst du dich nicht überall von Mami und Papi kutschieren und 'schützen' lassen, sondern musst auch mal selbst die Dinge in die Hand nehmen. Viele sind aber genau damit überfordert, weil sie immer alles abgenommen bekommen", sagte Rittner.
- Nachrichtenagentur dpa