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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ullrich, Pantani & Co. Das wurde aus den Tour-Helden von 1997
Mit den Tour de France-Stars von 1997 begann der Radsport-Boom in Deutschland. Heute ist bekannt: Das Spektakel beruhte auf Doping. Teilweise leiden Stars wie Jan Ullrich noch immer unter den Folgen des Betrugs.
t-online.de zeigt, was aus den besten Fahrern von 1997 geworden ist.
Jan Ullrich – Eingebrochen unter der Last des Erfolgs
Platzierung 1997: 1. Mit seinem großen Sieg löste Ullrich eine regelrechte Tour-de-France-Hysterie in Deutschland aus. Auch wenn er den Triumph nicht wiederholen konnte, blieb Ullrich vorerst erfolgreich: 1999 legte er mit dem Sieg bei der Spanien-Rundfahrt Vuelta nach, 2000 holte er bei Olympia je eine Gold- und eine Silbermedaille.
Doch dann ging es für ihn bergab: 2002 verursachte Ullrich mit 1,41 Promille Alkohol im Blut einen Autounfall. In der anschließenden Reha wurde er positiv auf Amphetamine getestet und beteuerte, er habe "Pillen" von einem Unbekannten in einer Disko genommen. Nach anhaltenden Doping-Gerüchten beendete Ullrich seine Karriere im Jahr 2007. Sechs Jahre später gab er im "Focus" zu, mit Eigenblut gedopt zu haben. Verbotene Substanzen habe er aber nicht genommen. Pikanter Nachsatz: "Betrug fängt für mich dann an, wenn ich mir einen Vorteil verschaffe. Dem war nicht so. Ich wollte für Chancengleichheit sorgen."
Heute lebt Ullrich mit seiner Familie auf Mallorca, veranstaltet Radcamps für Jedermann und ist als Unternehmer an einer Firma für Höhenkammern beteiligt.
Richard Virenque – Doping-Sünder und Volksheld
Platzierung 1997: 2. Ein Jahr nach Virenques zweitem Platz deckten Medien systematisches Doping in seinem Team Festina auf. Erst 2000 gestand der Franzose das Doping vor Gericht und wurde für sechs Monate gesperrt. Seine Karriere litt darunter allerdings nicht. Virenque ist in seiner Heimat Frankreich nach wie vor eine Legende. Insgesamt gewann er bis zu seinem Karriereende 2004 siebenmal das gepunktete Trikot als bester Bergfahrer – und ist damit Rekordsieger. Heute arbeitet er als TV-Experte für die französische Ausgabe von Eurosport und berichtet auch von der Tour de France.
Marco Pantani – Tod durch Überdosis
Platzierung 1997: 3. Der Italiener ist bis heute der letzte Fahrer, der Giro d’Italia und Tour de France im selben Jahr (1998) gewann – allerdings mit Hilfe von Doping wie 2013 dank neuer Testmethoden bewiesen werden konnte. 1999 wurde er wegen verdächtiger Blutwerte erstmals gesperrt, 2001 fanden Ermittler bei einer Razzia eine Insulinspritze und zogen ihn erneut aus dem Verkehr. Am 14. Februar 2004 wurde Pantani tot in einem Hotelzimmer in Rimini aufgefunden. Er starb an einer Überdosis Kokain. Zuvor war er monatelang wegen Depressionen in Behandlung.
Fernando Escartin – Der Saubermann?
Platzierung 1997: 5. Einer der wenigen Top-Fahrer dieser Zeit, dem nie zweifelsfrei Doping nachgewiesen werden konnte. Allerdings war Escartin auch Teil der Ermittlungen gegen den italienischen Doping-Arzt Michele Ferrari, der inzwischen lebenslang gesperrt worden ist. Heute ist Escartin technischer Direktor der Spanien-Rundfahrt.
Bjarne Riis – "Ich habe Dinge gemacht, die ich bereue"
Platzierung 1997: 7. Ein Jahr zuvor gewann Riis noch selbst die Tour, doch 1997 musste er seinem Teamkollegen Ullrich den Vortritt lassen. Schon zu seiner aktiven Zeit beschuldigten ihn prominente Kollegen, er nutze Doping. 2007 gestand Riis dann von 1993 bis 1998 regelmäßig das Mittel Epo, Wachstumshormone und Cortison benutzt zu haben. Langfristige Konsequenzen hatte seine Beichte nicht: Riis war von 2001 bis 2015 Teammanager bei Tinkoff-Saxo, seit dem vergangenen Jahr arbeitet er für das dänische Team Véloconcept. Während der Armstrong-Ära Anfang dieses Jahrtausends gab es immer wieder Gerüchte, Riis habe Doping in seinem Team toleriert. Heute sagt er: "Ich habe Dinge gemacht, die ich bereue."