Sportpolitik Athletenverein: IOC muss "Kultur des Schweigens" beenden
Peking (dpa) - Die Interessenvertretung Athleten Deutschland hat aus sportpolitischer Sicht eine negative Bilanz von Olympia in Peking gezogen und unter anderem das Internationale Olympische Komitee kritisiert.
Mehrere Vorfälle bei den Winterspielen hätten gezeigt, "dass die Kultur des Schweigens beim IOC dringend beendet werden muss", teilte der Verein mit. "Sie ist nach wie vor ungeeignet, gar kontraproduktiv, um die für den Sport schwierige Gratwanderung zu meistern, sich politisch nicht vereinnahmen zu lassen, völkerverständigend zu wirken und dabei seine Werte nicht zu verraten."
Die Athletenvereinigung warf dem IOC unter anderem vor, zu "Menschenrechtsverletzungen" in China zu schweigen. So habe der Gastgeber die Winterspiele "als Plattform für seine Propagandazwecke nutzen" können. Beispielsweise dass die Uigurin Dinigeer Yilamujiang gemeinsam mit dem nordischen Kombinierer Zhao Jiawen das olympische Feuer entzündet hatte, hatte bei der Eröffnungsfeier für Aufsehen gesorgt, da China international Vorwürfen über eine Unterdrückung der muslimischen Minderheit ausgesetzt ist.
Das IOC müsse die Vergabe Olympischer Spiele kritisch analysieren, forderte Athleten Deutschland. "Es wird künftig rote Linien bei Vergabeentscheidungen geben müssen, deren Entscheidungskriterien auf Menschenrechtsstrategien fußen."
Man habe Verständnis, wenn sich Sportlerinnen und Sportler in Peking in ihren Äußerungen zu den Umständen der Spiele "aus Selbstschutz zensiert" hätten, erklärte die Athletenvertretung. "Wir sind enttäuscht, dass eine kontinuierlich kritische Flankierung der Spiele durch institutionelle Akteure wie Sponsoren oder Verbände weitgehend ausblieb. Eine Grundsatzposition des DOSB zur menschenrechtlichen Verantwortung des Sports im Allgemeinen und mit Blick auf die Spiele in China steht bis heute aus."