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Olympia 2022: DSV-Biathletinnen sind nach "Scheiß-Medaille" kaum zu bremsen


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Skisprungstar als Glücksbringer
DSV-Biathletinnen sind nach "Scheiß-Medaille" kaum zu bremsen

  • T-Online
Von Alexander Kohne, Zhangjiakou

Aktualisiert am 16.02.2022Lesedauer: 4 Min.
Luftsprung: Die Biathletinnen Vanessa Voigt, Vanessa Hinz, Franziska Preuß und Denise Herrmann (v. l.) freuen sich nach der Bronzemedaille im olympischen Staffelrennen.Vergrößern des Bildes
Luftsprung: Die Biathletinnen Vanessa Voigt, Vanessa Hinz, Franziska Preuß und Denise Herrmann (v. l.) freuen sich nach der Bronzemedaille im olympischen Staffelrennen. (Quelle: REUTERS/Kim Hong-Ji/reuters)
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Die Deutschen haben den Befreiungsschlag geschafft und Bronze geholt. Danach waren sie kaum zu bremsen. Glücksbringer war ein prominenter Skispringer, der zuvor unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde.

Die Ordner hatten Mühe, sie zurückzuhalten. Als Denise Herrmann im olympischen Staffelrennen die Ziellinie des nagelneuen Biathlonstadions von Zhangjiakou überquerte, stürmten Vanessa Hinz, Vanessa Voigt und Franziska Preuß Hals über Kopf in den Zielbereich – und begrüßten ihre Teamkollegin mit schrillen Jubelschreien.

Die Schlussläuferin hatte dem deutschen Quartett soeben die Bronzemedaille gesichert. Was das für die Athletinnen bedeutet, fasste Vanessa Voigt so zusammen: "Als Denise reingekommen ist, ist einfach so viel Druck von unseren Schultern gefallen. Wir waren nur noch am Schreien und am Kreischen."

Was Voigt meinte: Minutenlang umarmten sich die deutschen Biathletinnen, wobei Herrmann völlig entkräftet am Boden lag. Erst als sie sich aufrichtete, brachen die Emotionen auch aus Herrmann heraus – und die 33-Jährige weinte hemmungslos. Ebenso wie Preuß. "Das war ein Moment, in dem alles raus musste, was sich in den letzten Wochen so angestaut hatte. Es war extrem schwer", gab Preuß zu.

Diese Szenen zeigen, wie viel der dritte Platz hinter den siegreichen Schwedinnen und der zweitplatzierten russischen Staffel dem deutschen Team bedeutete. Denn in den vergangenen Tagen schien irgendwie der Wurm drin zu sein bei den Skijägerinnen des Deutschen Skiverbandes (DSV).

Die Durststrecke nach Herrmanns Gold-Coup

Nach Herrmanns überraschender Goldmedaille im Einzelrennen vor neun Tagen, verpassten die Deutschen ein ums andere Mal das Podium. Und wurden immer verunsicherter. Tiefpunkt war das Sprintrennen, in dem die deutschen Damen ein historisch schlechtes Ergebnis ablieferten.

Auch bei den Herren reichte es immer wieder knapp nicht zur Medaille. Obwohl Benedikt Doll (6. im Einzel; 8. im Sprint), Roman Ress (7. im Einzel, 6. in der Verfolgung) und die Staffel (4.) mehrfach ganz nah dran waren. "Es hat einfach dieses Quäntchen Glück gefehlt", erklärte Hinz, die nach drei WM-Titeln ihre erste Olympiamedaille im Sprint gewann.

So richtig daran glauben wollte sie lange nicht: "Ich habe bis zum Schluss gezittert. Erst als Denise die letzte Abfahrt runtergefahren ist, dachte ich: 'Okay, das kann uns keiner mehr wegnehmen.'"

Preuß und die schwierige Erinnerung an die Staffel in Pyeongchang

Denn besonders in der Staffel hatten die deutschen Skijägerinnen bei Olympischen Spielen zuletzt gepatzt: 2014 in Sotschi wurden sie Letzte, vor vier Jahren in Pyeongchang landete das als Topfavorit gestartete DSV-Quartett nur auf dem achten Platz.

Dabei war Preuß zur tragischen Figur geworden. Die damals 23-Jährige entging nach einem Missverständnis um eine spät gefallene Scheibe am Schießstand nur knapp einer Disqualifikation und stand danach komplett neben sich. So war das Rennen für das hochgehandelte DSV-Team früh gelaufen.

Diesmal deutete bei der als sensibel geltenden Preuß viel auf ein ähnliches Drama hin: Nach einem Sturz auf der heimischen Treppe musste sie aufgrund einer Fußverletzung im Dezember und Januar mehrere Wochen pausieren, später infizierte sich die zuvor als beste deutsche Athletin geltende Bayerin auch noch mit Corona.

Im Sprint am Freitag wurde sie dann nur 30. und war anschließend den Tränen nahe. "Ich sehe gerade keinen Sinn mehr, noch weiterzumachen", gab Preuß völlig gefrustet zu Protokoll.

Fünf Tage später wirkte die 27-Jährige wie ausgewechselt. Zahlreiche Gespräche mit ihrem Freund Simon Schempp, der früher selbst Weltklassebiathlet war, und ihrer Familie hätten ihr geholfen, wieder in die Spur zu finden.

Eisenbichlers lautstarke Unterstützung

Und dann gab es da auch noch Markus Eisenbichler. Der Skispringer, der mit dem deutschen Team zwei Tage zuvor ebenfalls Bronze gewonnen hatte, stand gemeinsam mit seinem Kumpel Karl Geiger an der Biathlonstrecke – und feuerte Preuß und Co. lautstark an.

Für Voigt war das offenbar eine besondere Motivation. Nachdem die Startläuferin am Schießstand fehlerfrei geblieben war und auf Platz eins übergeben hatte, nahm sie direkt Bezug auf die prominenten Zuschauer: "Wie hat Markus Eisenbichler so schön gesagt: Die Scheiß-Medaille wollen wir heute unbedingt."

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Auch Herrmann blieb die Anfeuerung des Skispringers nicht verborgen: "Das ist natürlich extrem cool. Der 'Eisei' ist in Deutschland fast unser Nachbar. Da merkt man, dass der Support einfach extrem ist."

Lautes Training im Olympischen Dorf

Vorausgegangen war eine besondere Episode im Olympischen Dorf. Herrmann und ihre Kolleginnen hatten Eisenbichler nämlich einige Stunden zuvor unfreiwillig aufgeweckt – weil sie bei der morgendlichen Vorbereitung mit Reaktions- und Schnelligkeitsspielchen etwas zu laut waren. "Das hat ihn offenbar gepusht, so dass er heute an der Strecke alles geben konnte", sagte Herrmann – und lachte laut.

Am Abend könnte Eisenbichler erneut um seinen Schlaf gebracht werden. Nach dem sensationellen Gold der deutschen Langläuferinnen Katharina Hennig und Victoria Carl kündigten die Biathletinnen an, die beiden deutschen Medaillen ordentlich zu feiern.

Denn sie sind auf demselben Flur im Olympischen Dorf einquartiert. Es könnte also ähnlich laut und ausgelassen werden, wie im Zielbereich einige Stunden zuvor.

Hier finden Sie alle Video-Highlights von den Olympischen Spielen.

Verwendete Quellen
  • Beobachtungen an der Strecke in Zhanjiakou
  • Pressegespräch mit Denise Herrmann, Vanessa Voigt, Franziska Preuß und Vanessa Hinz
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