Rätselraten um Eiskunstläuferin Dopingexperte: Positiver Test Walijewas durch Glas nur Ausrede
Der Fall Kamila Walijewa sorgt für Fragezeichen. Für den Dopingexperten Fritz Sörgel sind die Erklärungen, wie es zu dem positiven Befund der Eiskunstläuferin gekommen sei, jedoch kaum haltbar.
Der Dopingexperte Fritz Sörgel hält die angeblich versehentliche Einnahme des Herzmittels Trimetazidin durch ein mit dem Opa gemeinsam genutztes Glas für eine Ausrede der Eiskunstläuferin Kamila Walijewa. "Die Menge für eine positive Dopingprobe kann nicht durch Speichel an einem Glasrand in den Körper gelangen", sagte der Pharmakologe aus Heroldsberg bei Nürnberg am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Sörgel empfiehlt, nicht nur die B-Probe der 15 Jahre alten Team-Olympiasiegerin zu untersuchen, sondern auch die seitdem erfolgten negativen Tests.
"Man sollte das wissenschaftlich optimal machen. Die neuesten analytischen Methoden erhöhen die Nachweismöglichkeit im Vergleich zu denen in einem Dopinglabor um den Faktor fünf", erklärte der Wissenschaftler. Falls sich die Angaben der Europameisterin aus Russland als nicht richtig erweisen sollten und sie das Mittel aus ihrem Trainingsumfeld erhalten hat, wäre das "ein krimineller Akt und rücksichtslos gegen einen jungen Menschen".
"Wird alles versucht, nicht wieder Staatsdoping ins Spiel zu bringen"
Der Eislauf-Jungstar sei für die Theorie der Verunreinigung mit dem Medikament ihres Großvaters die einzige Zeugin. "Scheinbar wird alles versucht, nicht wieder Staatsdoping ins Spiel zu bringen", sagte Sörgel. Russlands Olympia-Sperre wegen Dopingvertuschung und Datenmanipulationen läuft Ende des Jahres aus.
Walijewas Anwälte hätten "Gründe präsentiert, die Zweifel an ihrer Schuld" hinterließen, teilte Denis Oswald, der Vorsitzende der Disziplinarkommission des Internationalen Olympischen Komitees, am Dienstag in Peking mit. Dies sei Teil der Verteidigung Walijewas im Eilverfahren des Internationalen Sportgerichtshofs Cas über ihre Zulassung zum Damen-Einzel gewesen.
Russischen Medien zufolge habe ihre Anwältin in der Cas-Anhörung darauf verwiesen, die Ausnahmeathletin könne aus einem Glas getrunken haben, das zuvor ihr Großvater genutzt habe. Durch eine Speichelübertragung könne dann die verbotene Substanz in ihren Körper gelangt sein.
Walijewa war bei den russischen Meisterschaften Ende Dezember positiv auf Trimetazidin getestet worden, das die Blutzufuhr zum Herzen durch Weitung der Blutgefäße fördert. Der Befund war jedoch erst während der Winterspiele in Peking bekannt geworden.
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- Nachrichtenagentur dpa