Menschrechtsanwältin Sylvia Schenk zur DOSB-Krise: "Verlorene Jahre"
Peking (dpa) - Für die Menschenrechtsanwältin und frühere Radsport-Präsidentin Sylvia Schenk ist die Krise im Deutschen Olympischen Sportbund in der Ära von Ex-Präsident Alfons Hörmann mehr als nur ein "riesiger Reputationsschaden" gewesen.
"Es waren verlorene Jahre, weil nach der Ende 2015 gescheiterten Hamburger Olympia-Bewerbung keine Debatte über die Ursachen und die zutage getretene Schwäche der gesellschaftlichen Positionierung des Sports geführt wurde", sagte Schenk der Deutschen Presse-Agentur.
In einer Zeit großer allgemeiner Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Digitalisierung und geopolitische Neuordnungen wäre das aber dringend nötig gewesen. "Die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft, das heißt unter anderem Umwälzungen betreffend Arbeitsleben, Bildung, Mobilität, Freizeit, greift tief in das Leben auch der Sportvereinsmitglieder ein", meinte Schenk. "Da braucht es ebenso eine Transformation des Sports, der Sportorganisationen." Man hätte längst in die Debatte einsteigen müssen, um selber gestalten zu können, anstatt getrieben zu werden.
"Jetzt eröffnet sich eine Chance einerseits mit einer neuen Bundesregierung, die vieles in diese Richtung anpacken will, und andererseits mit einer neuen Führung beim DOSB", sagte sie. Im Zuge der Krise im Dachverband war am 4. Dezember mit Thomas Weikert als Präsident an der Spitze eine völlig neue Führung gewählt worden.
"Das ist ein tolles Präsidium, vor allem mit jungen Frauen wie Miriam Welte, Kerstin Holze und Verena Bentele. Das setzt ein wichtiges Signal", sagte Schenk.