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Olympia: Die elendig Empörten – Kommentar zu den Spielen von Paris


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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.

Olympische Spiele im TV
ARD und ZDF in der Zwickmühle des Grauens

  • Noah Platschko
MeinungVon Noah Platschko

09.08.2024Lesedauer: 4 Min.
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Esther Sedlaczek: Sie moderiert für die ARD aus Paris. (Quelle: Eibner-Pressefoto/Roger Buerke/imago-images-bilder)

Die Olympischen Spiele neigen sich dem Ende entgegen. Zeit für ein Resümee zur Berichterstattung der übertragenden Sender.

Von den Gefühlen übermannte Kommentatoren, ergriffene Moderatorinnen, sprachlose Experten: Die Olympischen Spiele sind auch immer Schauplatz großer Emotionen, sowohl bei den Athletinnen und Athleten, als auch bei den Berichterstattern selbst.

Das zeigte sich bereits am allerersten Tag, dem Abend der Eröffnungsfeier, als Eurosport-Kommentator Sigi Heinrich ob der für ihn magischen Bilder mehr als nur eine Träne verdrücken musste – und den Rest der Veranstaltung schluchzte.

 
 
 
 
 
 
 

Generell, und das wurde über diese zwei Wochen deutlich, waren die TV-Anstalten darum bemüht, "ganz nah dran" zu sein, am Puls des Athleten. Alle drei Sender, darunter ARD und ZDF sowie Hauptrechteinhaber Eurosport, sendeten direkt aus Paris. Nicht alle Reporter waren freilich vor Ort, und dennoch gelang es oft, Freud und Leid der Athleten in die Wohnzimmer des Publikums zu transportieren.

Wozu gibt es Mediatheken?

Doch nicht immer lief dabei alles glatt. Der wohl größte Fauxpas: Sekunden vor dem Gold-Triumph der 3x3-Basketballerinnen schaltete das ZDF erst in die Werbung und dann zu den Nachrichten. Ein Fehler, wie der Sender unumwunden zugab. Allerdings dürfte man mittlerweile erwarten, dass der gemeine Zuschauer selbst beim Versagen des linearen Programms eigeninitiativ sein Smartphone oder Tablet zückt und in die Mediatheken wechselt, um beim Sport seiner Wahl weiter mitfiebern zu können.

Denn als Zuschauer sollte man in der Lage sein, sein eigener Regisseur zu sein. Niemand muss mehr das schauen, was einem im linearen Programm vorgesetzt wird.

 
 
 
 
 
 
 

Ohnehin offenbarte sich den sportbegeisterten Userinnen und Usern in den Mediatheken die ganze Welt der olympischen Disziplinen, von Wasserball bis Sportklettern. Na ja: fast, um genau zu sein. Denn nur beim bezahlpflichtigen Service "discovery+" von Eurosport, für den mehr als erschwinglichen Monatspreis von 3,99 Euro zu erwerben, stand dem Sportnerd die komplette Bandbreite zur Verfügung – und das nicht nur live.

Den letzten je von Andy Murray auf Profiebene gespielten Punkt noch mal im Re-Live ansehen? In der Mediathek von Eurosport per Suchfunktion schnell und einfach zu finden. Erneut auf die Entscheidung im Stabhochsprung der Frauen blicken? Kein Problem. Ohnehin ist es die große Stärke des paneuropäischen Senders, dessen internationales Hauptsendezentrum seit 1991 in Paris liegt, die Vielfalt der Athletinnen aus aller Welt abzudecken. Dass man im Audiokanal teilweise zwischen zehn unterschiedlichen Sprachen switchen kann, um sich den Triumph der polnischen Kletterin in der dazugehörigen, euphorischen Landessprache anzuschauen – kostenpflichtig, aber unbezahlbar.

Video | Malaika Mihambo meldet sich nach Atemproblemen
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Quelle: reuters

Schweißnasse Klamotten in der Regie

Bei ARD und ZDF war der Kommentar zu den Wettkämpfen zwar nur auf Deutsch zu hören, dafür kamen auch da die Emotionen der Kommentatoren nicht zu kurz. Und auch dem ein oder anderen Moderatoren stockte ob des epischen Erfolgs der Athleten der Atem. Die Sender hingegen mussten eine organisatorische Mammutaufgabe bewältigen. Zahlreiche Events, insbesondere die mit deutscher Beteiligung, fanden parallel statt – und bewirkten in der Regie schweißnasse Klamotten.

Dass jeder einzelne Sportbegeisterte vor seinem Endgerät eine Meinung zur Relevanz ausgewählter Live-Highlights hatte, überraschte auch dieses Mal nicht. Hockey, 3.000 Meter Hürden oder doch lieber das Halbfinale der Fußballfrauen zeigen? Sender in der Zwickmühle des Grauens. Als verantwortlicher Regisseur dürfte man in den vergangenen 14 Tagen öfter einmal frustriert in die Tischplatte gebissen haben, verbunden mit der Erkenntnis: Man kann es nicht allen recht machen.

 
 
 
 
 
 
 

Die elendig Empörten, sie werden immer etwas zu meckern haben. Ähnlich formulierte es auch ARD-Kommentator Tom Bartels, der bereits bei der Eröffnungsfeier die komplette Bandbreite des wütenden Social-Media-Mobs zu spüren bekam – sich davon aber nicht beirren ließ. "Ich bin 30 Jahre im Geschäft. Es gibt keine Übertragung, bei der es keine Kritik gibt. Dem einen redest du zu viel, dem anderen erklärst du zu wenig. Alle gucken, was du zu Palästina, Russland, Sicherheitslage und Doping sagst. Man kann letztlich nur seinem Gefühl vertrauen und sein Bestes geben. Das haben wir gemacht", erklärte er im Gespräch mit der "Bild".

Eigene Konferenz bei Eurosport

Dass auch er nicht immer richtig lag, und das ein oder andere Mal – wie es der Kollege Alexander Krei vom Branchenportal dwdl.de etwa treffend beschrieb – besser geschwiegen hätte, das weiß er selbst wohl am besten. Und auch, dass die Mediatheken in Sachen Nutzerfreundlichkeit und Bedienung noch Luft nach oben haben. Positiv zu erwähnen sei allerdings der "Medaillen-Alarm" bei Eurosport, bei dem man – eine entsprechende Nutzung im Livestream vorausgesetzt – zwischen den Ereignissen hin- und herschalten und sich so seine eigene Konferenz zusammenstellen konnte.

 
 
 
 
 
 
 

"Zur Not teilen wir den Bildschirm in acht Portionen auf, wenn Sie das wünschen", flachste ARD-Moderator Bommes am Donnerstagnachmittag noch ob der am Abend anstehenden parallelen Ereignisse mit deutscher Beteiligung. Beachvolleyball, Basketball, Tischtennis, Hockey und Weitsprung standen auf dem Programm. Wer kann das alles parallel schauen? Nun: Jeder! Man braucht nur genügend Geräte.

Auch die Sender wissen mittlerweile, dass nicht nur die Sportlerinnen und Sportler unter besonderer Beobachtung stehen, sondern auch jeder einzelne Kameramann, die Moderatorin, der Kommentator oder der im Hintergrund agierende Planungschef.

TV-Programm und Zuschauer bilden dabei das Panoptikum der Neuzeit. Der Zuschauer sieht alles – und wird im digitalen Raum vom Empfänger selbst zum Sender. Dass dies dann von etlichen Medien, darunter t-online, zu klickträchtigen Empörungsartikeln verarbeitet wird, ist wiederum eine andere Geschichte.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen bei ARD, ZDF, Eurosport und discovery+
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