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Lucky Loser Lys: Von der Massagebank in die zweite Runde


Tennis-Märchen in Melbourne
Lucky Loser Lys: Von der Massagebank in die zweite Runde

Von dpa
Aktualisiert am 14.01.2025 - 12:07 UhrLesedauer: 3 Min.
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Kann Ihr Glück bei den Australian Open kaum fassen: Eva Lys. (Quelle: Frank Molter/dpa/dpa-bilder)
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Der Rückflug war schon gebucht, der Vater bereits abgereist. Doch Eva Lys betritt unverhofft doch noch die Grand-Slam-Bühne. Sie nutzt bei den Australian Open als Nachrückerin ihre Chance - und wie!

Bei der lang ersehnten Lautsprecher-Durchsage schreckte Eva Lys von der Massagebank hoch und stürzte sich in ihr unverhofftes Tennis-Märchen. "Ich war ein bisschen in Panik", erzählte die Hamburgerin: "Ich habe drei Sekunden gebraucht, um mich daran zu erinnern, wie man eine Hose anzieht."

Nur etwa 15 Minuten später stand sie als Lucky Loser mit einem Dauerlächeln auf dem Platz und bereitete sich zwei Tage nach ihrem 23. Geburtstag das beste Geschenk selbst. Durch ein famoses 6:2, 6:2 gegen die mit der Situation sichtlich überforderte Australierin Kimberly Birrell erreichte Lys erstmals die zweite Runde des Grand-Slam-Turniers in Melbourne.

Ebenfalls eine Runde weiter ist Daniel Altmaier durch ein 6:2, 3:6, 7:6 (7:4), 4:6, 6:4 gegen den Argentinier Francisco Comesana. Yannick Hanfmann musste sich dagegen Marcos Giron aus den USA mit 6:2, 5:7, 1:6, 5:7 geschlagen geben. Für die Story des dritten Wettkampftags sorgte aus deutscher Sicht ohnehin Eva Lys.

"Ich bin einfach nur happy", sagte Lys, die sich schon fast im Flieger Richtung Heimat gewähnt hatte: "Mein Flug war für morgen früh gebucht." Aber die an Nummer 13 gesetzte Russin Anna Kalinskaja zog kurzfristig aus dem Turnier raus, so dass die in der Qualifikation knapp gescheiterte Lys nachrückte.

Sushi am Platz

Was dann passierte, bezeichnete Bundestrainer Torben Beltz hinterher als "nicht professionell" und "ein bisschen chaotisch". Aufwärmen konnte sich Lys nicht. Das Essen wurde ihr in Form einer Sushi-Packung auf den Platz gebracht. "Aber anscheinend braucht sie das, um gut zu spielen", scherzte Beltz.

Die Weltranglisten-128. trumpfte in der Kia-Arena, einer der vier großen Arenen im Melbourne Park, gegen die australische Lokalmatadorin Birrell groß auf. Die extreme Kurzfristigkeit sei "das Beste" gewesen, was passieren konnte, meinte Lys: "Ich bin generell ein totaler Kopfmensch."

Doch zum Nachdenken blieb diesmal keine Zeit. Lys agierte unbekümmert, mutig - und taktisch clever. Sie nutzte die Verunsicherung von Birrell, die sich auf ein Spiel als Außenseiterin gegen Kalinskaja vorbereitet hatte. "Die ist sau nervös, so nervös wäre ich an ihrer Stelle auch", sagte Lys während eines Gangs zum Handtuch.

Beruhigende Worte vom Vater am Telefon

Die in der Ukraine geborene Athletin wurde von ihrem Vater beruhigt, der Australien schon verlassen hatte und seiner Tochter in einem kurzen Telefongespräch sagte: "Geh" einfach raus und hab" Spaß!"

Nach dem Aus in der Qualifikation hielt sich Lys in Melbourne die vergangenen Tage von 9 Uhr morgens bis 23 Uhr abends fit, um da zu sein, wenn sich die Tür öffnet. Das zahlte sich nun aus. Am Donnerstag wartet in der nächsten Runde Varvara Gracheva aus Frankreich. Lys möchte ihre Unbekümmertheit unbedingt beibehalten: "Ich bin immer noch eine Lucky Loserin. Ich werde mit demselben Mindset aufspielen."

Lys rundete das starke Auftakt-Abschneiden der deutschen Frauen ab. Vier von vier im Hauptfeld gestarteten deutschen Spielerinnen haben die erste Runde überstanden.

Lys spielt mit Autoimmunerkrankung

Dass Lys als Leistungssportlerin Erfolg hat, ist keine Selbstverständlichkeit. Im Vorjahr hatte sie eine rheumatische Autoimmunerkrankung öffentlich gemacht, die bei ihr 2020 diagnostiziert wurde. "Dies ist eine körperliche Herausforderung, der ich mich tagtäglich neben der sportlichen Belastung stellen muss." Sie müsse zwar ab und zu ihre Turnierplanung anpassen, aber dank der Behandlung könne sie weiter ihren "sportlichen Traum nachgehen".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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