Tour de France Bergkönig Geschke auch in Pyrenäen stark - "Ein Statement"
Bergkönig Simon Geschke rollte nach der schweißtreibenden Kletterpartie in den Pyrenäen gemächlich über die Ziellinie und winkte kurz ins Publikum.
Wenig später strahlte der Berliner mit dem Vollbart wieder vom großen Podium, was fast schon zum täglichen Ritual bei der 109. Tour de France geworden ist. Ungeachtet der Corona-Sorgen im Team nach dem positiven Test seines Zimmerkollegen Maximilian Walscheid kommt der Routinier mit dem großen Kämpferherz dem Traum vom ersten deutschen Bergtrikot in Paris bei der 109. Tour de France immer näher.
"Es war kein Riesenschritt bis nach Paris, aber trotzdem ein wichtiger Schritt, um ein kleines Statement zu setzen und die Führung auszubauen", sagte Geschke, der am Dienstag auf der 16. Etappe den achten Platz belegte und dabei wichtige Bergpunkte sammelte. "Ich hoffe, dass ich morgen dafür nicht bezahlen muss. Das war ein großes Investment. Ich bin froh, dass es sich gelohnt hat."
Der Kampf um Gelb spitzt sich indes zu. Titelverteidiger Tadej Pogacar schaltete erwartungsgemäß in den Angriffsmodus und brachte den Mann in Gelb mit scharfen Attacken ins Schwitzen - wenn auch noch ohne Erfolg. Jonas Vingegaard zeigte auch auf den 178,5 Kilometern von Carcassonne nach Foix, auf der Ausreißer Hugo Houle für den ersten kanadischen Sieg seit 34 Jahren sorgte, keine Schwäche und bleibt weiter auf Siegkurs und in Gelb. Houle widmete den Sieg seinem Bruder, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Es war sein erster Sieg als Radprofi überhaupt.
Tour-Aus für Kämna und Walscheid
Für zwei Deutsche ist dagegen die Tour beendet: Der bislang so angriffslustige Lennard Kämna stieg wegen einer Erkältung nicht mehr aufs Rad, für Maximilian Walscheid war das Rennen dagegen wegen eines positiven Corona-Tests beendet. Damit sind nur noch sieben von ursprünglich neun gestarteten deutschen Radprofis dabei.
Das Tour-Aus von Cofidis-Teamkollege Walscheid dürfte Geschke aufgeschreckt haben, schließlich hat sich der gebürtige Berliner in den vergangenen Tagen mit Walscheid oftmals das Zimmer geteilt. "Ich bin bei sowas nicht so unruhig, weil es nicht in meiner Hand liegt. Wir werden testen und hoffen. Es gibt die neue Regelung, dass man trotz positivem Test weiterfahren könnte. Aber wenn es gar nicht geht, ist es halt so", meinte Geschke, dem Corona schon bei Olympia in Tokio einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.
Vingegaard wehrt Attacken Pogacars ab
Geschke zeigte wieder große Courage, sicherte sich auch am achten Tag in Serie das Bergtrikot und baute seine Führung bei der Kletterpartie sogar noch aus. Der 36-Jährige überquerte als Erster den 1517 Meter hohen Port des Lers, sicherte sich auch am letzten Anstieg zwei wichtige Punkte.
Das Gelbe Trikot bleibt auf den Schultern von Vingegaard, der am vorletzten Anstieg von Pogacar einige Male attackiert wurde, aber jederzeit Herr der Lage war. Beide erreichten knapp sechs Minuten später das Ziel. Zum Showdown kommt es nun bei den Bergankünften in Peyragudes und Hautacam am Mittwoch und Donnerstag.
Doch im Duell um Gelb verlieren die Stars der Szene zunehmend ihre wichtigsten Trümpfe. Nachdem Vingegaard am Sonntag die beiden Edelhelfer Primoz Roglic und Steven Kruijswijk verloren hat, droht Pogacar nun der Verlust seines dritten Helfers Marc Soler. Der Spanier musste sich während der Etappe übergeben, suchte mehrmals den Tour-Arzt auf und kämpfte sich kurz vor dem Besenwagen die Berge hinauf.
Das Peloton spürt zunehmend die Strapazen
Hitze, Corona, Krankheiten - zum Auftakt der dritten Tour-Woche spürt das Peloton zunehmend die Strapazen. Der bislang so angriffslustige Kämna fehlte am Dienstag an der Startlinie. Der 25-jährige Norddeutsche klagte bereits seit Tagen über einen kleinen Infekt, auch am Ruhetag hatte sich sein Zustand nicht gebessert. Der Corona-Test fiel beim 25-Jährigen wie bei seinen Teamkollegen negativ aus.
Anders dagegen bei Walscheid, der als elfter Fahrer positiv auf Corona getestet wurde, nachdem es zuvor auch die beiden Franzosen Aurélien Paret-Peintre und Mikaël Chérel vom AG2R-Teams erwischt hatte. "Nach der ganzen Arbeit ist dies eine große Enttäuschung. Ich hatte einen ernsten Unfall im Frühjahr, aber das Team gab mir das Vertrauen. Ich brachte mich zurück in Form, war bereit und glücklich, in Dänemark am Start zu sein. Paris nicht zu erreichen, ist frustrierend. Es gab aber keine andere Wahl", schrieb Walscheid auf Instagram.