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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sturz kurz vor dem Ziel Drama bei Leichtathletik-WM: "Ich bin geschubst worden"
Drama beim 10.000-Meter-Finale der Leichtathletik-WM. Olympiasiegerin Sifan Hassan lag auf Goldkurs. Dann stürzte sie – und machte einer Gegnerin Vorwürfe.
Eigentlich sah für Sifan Hassan alles nach Gold bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Budapest über die 10.000 Meter aus. Die Niederländerin hielt sich erst im Hintergrund und legte gegen Ende los. Sie übernahm die Führung, bis sie rund 30 Meter vor dem Ziel nach einem Kontakt mit Gudaf Tsegay stürzte und sich eine Schürfwunde zuzog.
Der mögliche Titel war somit ebenso futsch wie eine Medaille. Während die Äthiopierin am Ende mit einer Zeit von 31:27,18 Minuten jubelte, kam Hassan als Elfte (31:53,35) im Ziel an. Im ZDF sagte sie direkt danach: "Ich bin geschubst worden von der Äthiopierin, da muss es doch ein Video geben. Aber so ist der Sport."
In der Mixed-Zone nach dem Rennen warteten zig Journalisten aus aller Welt auf die Läuferin. Alle wollten wissen, wie es zu dem Sturz kam, wie es Hassan geht und wie sie über das Drama kurz vor dem Zieleinlauf denkt.
"Es ist nicht das Ende der Welt"
Als die Niederländern dann ankam, hatte sie ihr Lachen wieder gefunden. Sie sagte fast schon beiläufig, dass ihr Knie schmerzen würde und fügte dann an: "Dinge passieren, ob du es willst oder nicht. Es ist nicht das Ende der Welt."
Sie ging anschließend noch einmal auf den Rennverlauf ein und sagte: "Ich war so stark. Am Anfang habe ich es als hart empfunden, aber dann habe ich mich mit jeder Runde stärker gefühlt." Das sah man Hassan auch an, denn kurz vor Schluss begann sie ihre Aufholjagd.
Sie erinnerte sich zudem daran, dass sie auch bei den Olympischen Spielen vor zwei Jahren im Vorlauf einen Sturz erlebt hatte: "In Tokio bin ich am Morgen gefallen und am Abend habe ich gewonnen." Hassan wurde Olympiasiegerin über die 5.000 Meter und die 10.000 Meter.
Sich grämen wollte die Sportlerin auch am Samstag spät abends nicht. Hassan bilanzierte: "Ich habe getan, was ich konnte. Es hat nicht so geklappt, wie ich wollte. Manchmal müssen wir akzeptieren, dass der Sieg nicht der einzige Weg ist, sondern der Moment. Das Leben ist nicht immer perfekt, es hat Höhen und Tiefen."
- Eigenes Gespräch mit Hassan Sifan in der Mixed Zone
- Eigene Beobachtung des Rennens im Stadion in Budapest