Handball "Es ist drin": Glaube an eine Olympia-Medaille wächst
Deutschlands Handballer schlagen Europameister Frankreich und zeigen sich für Olympia gerüstet. Die DHB-Frauen brauchen hingegen dringend eine Leistungssteigerung.
David Späths Jubelschreie hallten noch durch die Dortmunder Halle, da richteten seine Teamkollegen schon den Blick auf die Olympischen Spiele in Frankreich. Zwei Wochen vor dem Auftaktkracher gegen Schweden war das 35:30 gegen Handball-Europameister Frankreich genau das, was die Mannschaft um den jungen Nationaltorhüter gebraucht hat.
"Es ist drin", appellierte Kapitän Johannes Golla mit Blick auf das erklärte Halbfinal-Ziel an seine Teamkollegen. "Heute war der Beweis dafür, dass wir mit guten Gegnern mithalten und den Traum erfüllen können, wenn wir 60 Minuten konstant durchspielen."
Während die DHB-Frauen beim 31:36 gegen Brasilien einen Dämpfer kassierten, schickten die Herren ein Signal an die Olympia-Vorrundengegner aus Schweden, Japan, Spanien, Slowenien und Kroatien. Der erste Sieg gegen die Équipe Tricolore seit 2022 ließ selbst den Gegner beeindruckt zurück. "Wenn du den Europameister schlägst, kannst du jeden schlagen", befand Frankreichs Starspieler Nikola Karabatic. Für den dreimaligen Welthandballer war der Auftritt der letzte auf deutschem Boden. Nach Olympia macht er Schluss.
"Vor niemandem verstecken"
Auf dem Weg nach Paris macht die deutsche Handball-Riege am kommenden Wochenende einen letzten Zwischenstopp in Stuttgart. Die Männer bestreiten ihre Generalproben gegen Ungarn und Japan, die Frauen treffen auf Ungarn und Brasilien. "Wir haben einen super Schritt nach vorne gemacht. Wir können stolz auf uns sein und wir sind auf dem richtigen Weg. Wir müssen noch vor niemandem verstecken", befand Torhüter Späth.
Alfred Gislason reagierte nicht ganz so euphorisch auf den Achtungserfolg. Aufgrund einiger Ausfälle bei den Franzosen wollte der Isländer den Testspiel-Erfolg nicht überbewerten - zufrieden war der 64-Jährige trotzdem. "Wie wir gespielt haben, gibt Zuversicht", urteilte Gislason. Anders als viele Male zuvor, brach Deutschland gegen eine Top-Mannschaft nicht ein, sondern hielt sein Niveau. Die kurze Schwächephase am Anfang der zweiten Halbzeit blieb dank starker Paraden vorn Späth weitestgehend unbestraft.
Bevor die Olympia-Generalprobe steigt und der Handball-Tross anschließend weiter nach Frankreich zieht, gönnt Gislason seinen Spielern ein paar Tage freie Tage. Ein letztes Mal abschalten und die Akkus im Kreise der Familie aufladen, denn für die Medaillen-Mission wird jede Energie benötigt. "Ich werde versuchen, nicht an Handball zu denken, was sehr schwer ist", sagte Späth, dem die Vorfreude auf die ersten Sommerspiele deutlich anzumerken war.
Gaugisch sieht keinen Grund zur Sorge
Deutlich gedämpfter ist die Erwartungshaltung bei den Frauen. Die DHB-Spielerinnen brauchen eine Leistungssteigerung, wenn sie bei ihrer ersten Olympia-Teilnahme seit 2008 die Gruppenphase überstehen wollen. Bei der Niederlage gegen Brasilien offenbarte der WM-Sechste große Schwachstellen in der Defensive. Im Eins-gegen-Eins mangelte es an Aggressivität. Die Angst, sich so kurz vor Olympia noch zu verletzten, schien groß.
"Wir sind mitten in der Vorbereitung. Wir hatten unseren Schwerpunkt auf dem Offensivspiel in den Trainingsphasen", versuchte Bundestrainer Markus Gaugisch zu beschwichtigen. Mit Blick auf Olympia: sagte der Coach "Kein Grund zur Sorge."
- Nachrichtenagentur dpa