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Handball-EM: Warum Kroatien gegen Deutschland absichtlich verlieren könnte


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"Absurde" Situation bei Handball-EM
Darum könnte Kroatien mit Absicht gegen Deutschland verlieren


Aktualisiert am 24.01.2024Lesedauer: 3 Min.
Juri Knorr jubelt: Machen die Kroaten den Deutschen den Weg ins Halbfinale frei?Vergrößern des Bildes
Juri Knorr jubelt: Machen die Kroaten den Deutschen den Weg ins Halbfinale frei? (Quelle: Anke Waelischmiller/Sven Simon/imago-images-bilder)
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Mit einem Sieg gegen Kroatien kann das DHB-Team das Halbfinale bei der Heim-EM klarmachen. Das könnte auch im Interesse der Kroaten sein.

Aus Köln berichtet Nils Kögler

Es ist eine einzigartige Chance für die deutsche Handball-Nationalmannschaft: Mit einem Sieg im letzten Hauptrundenspiel (am Mittwoch ab 20.30 Uhr im t-online-Liveticker) kann das DHB-Team den Halbfinaleinzug bei der Heim-EM perfekt machen. Mit Kroatien hat die deutsche Auswahl dabei aber eine stolze Handballnation aus dem Weg zu räumen, die mit Kapitän Domagoj Duvnjak vom Bundesligisten THW Kiel einen starken Anführer hat.

Doch wollen die Kroaten überhaupt gegen Deutschland gewinnen? Die Ausgangslage vor dem Spiel ist nämlich so, dass eine Niederlage gegen den EM-Gastgeber den Kroaten zum Vorteil gereichen könnte. Grund ist die Olympia-Qualifikation.

Ein EM-Team bucht Ticket für Paris

Für die Olympischen Spiele, die im Sommer in Paris stattfinden, qualifizieren sich im Handball zwölf Mannschaften. Gastgeberland Frankreich hat seinen Platz genauso sicher wie Dänemark als amtierender Weltmeister, Argentinien als Sieger der panamerikanischen Spiele sowie Japan als Sieger des asiatischen Qualifikationsevents. Bei den Afrikameisterschaften und der Europameisterschaft haben nun weitere Teams die Möglichkeit, ein Ticket für Paris zu buchen.

Normalerweise qualifiziert sich der Europameister direkt für Paris. Allerdings haben mit Frankreich und Dänemark bereits zwei von drei feststehenden Halbfinalisten die Qualifikation sicher. Sollte eines der beiden Länder den Titel gewinnen, würde der Zweitplatzierte das Paris-Ticket erhalten. Spielen Frankreich und Dänemark im Finale, qualifiziert sich der Drittplatzierte für Olympia. Am Ende der Afrika- und Europameisterschaften werden also sechs der zwölf Olympia-Tickets bereits vergeben sein (Frankreich, Dänemark, Argentinien, Japan, Afrikameister und Team aus der EM).

Kroatien muss um Olympia-Quali fürchten

Die verbliebenen sechs Olympia-Startplätze werden in Qualifikationsturnieren bestimmt. Diese finden im März in drei Gruppen mit jeweils vier Teams statt. Die beiden bestplatzierten Teams jeder Gruppe ziehen ein Olympia-Ticket. Auch für diese Qualifikationsturniere muss man sich jedoch erst qualifizieren. Dabei sind Spanien, Schweden, Deutschland, Norwegen, Ägypten und Ungarn gesetzt, weil sie bei der WM im vergangenen Jahr die Plätze drei bis acht belegten.

Kroatien hingegen belegte bei dem Turnier den neunten Rang. Um an einem der Qualifikationsturniere teilnehmen zu dürfen, müssen die Kroaten darauf hoffen, dass eines der eben genannten Teams die direkte Qualifikation für Paris schafft, sodass sie in das Qualifikationsturnier nachrutschen würden.

Deutscher Sieg würde Kroatien helfen

Spanien und Norwegen sind bei der EM schon sicher ausgeschieden und werden dies somit nicht möglich machen. Schweden steht aber als dritter Halbfinalist bereits fest. Kroatien könnte sich dazu entscheiden, absichtlich gegen Deutschland zu verlieren und sie damit zum vierten und letzten Halbfinalteilnehmer zu machen. Damit wäre sichergestellt, dass entweder Schweden oder Deutschland das direkte Olympia-Ticket buchen (Frankreich und Dänemark sind ja bereits qualifiziert) und somit Kroatien die Teilnahme am Qualifikationsturnier ermöglichen.

Sollten die Kroaten die Deutschen jedoch schlagen und Österreich durch einen Sieg gegen Island ins Halbfinale einziehen, bestünde die Möglichkeit, dass die Österreicher sich die direkte Olympia-Qualifikation sichern. Dann müssten alle für die Qualifikationsturniere gesetzten Teams auch tatsächlich dort antreten und Kroatien wäre außen vor. Ein solches Szenario wollen sie womöglich nicht riskieren, zumal sie bei der EM bereits sicher ausgeschieden sind und ein Sieg gegen Deutschland nichts mehr bringen würde.

Kromer will Befürchtungen nehmen

"Es ist natürlich absurd wirkend", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer auf einer Pressekonferenz am Dienstag. Darauf verlassen, dass die Kroaten aufgrund dieser Ausgangslage mit angezogener Handbremse spielen, wollen sich die Deutschen allerdings nicht.

"Das Wichtigste wird sein, dass wir uns davon lösen, dass wir womöglich irgendwas geschenkt bekommen", sagte Kromer. Er könne aber den Sportfans "die Befürchtung so ein bisschen nehmen". Kromer schätzt die Chance, dass Kroatien in ein Qualifikationsturnier kommt, "ohnehin schon ziemlich hoch" ein.

Kroatien wil um die Ehre spielen

Denn auch wenn Ägypten "wie gewohnt" die Afrikameisterschaften gewinne, reiche das den Kroaten. In der Tat: Dass Ägypten den Titel holt, ist nicht unwahrscheinlich. Von den letzten zehn Turnieren gewannen die Ägypter fünf, davon die letzten beiden in Folge.

Hinzu kommt: Selbst wenn Kroatien gegen Deutschland gewinnt, hat auch Ungarn noch die Chance ins Halbfinale einzuziehen, was Kroatien ebenfalls reichen würde. Nur ein Weiterkommen Österreichs wäre schlecht für die Kroaten.

Es sind also einige Konstellationen möglich, die Kroatien die Teilnahme an der Olympia-Quali ermöglichen. Mannschaftskapitän Duvnjak kündigte zudem bereits an, nach dem EM-Aus mit einer guten Vorstellung gegen Deutschland immerhin noch die Ehre retten zu wollen. Deutschland wird also wohl trotzdem ein harter Kampf erwarten.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz mit Axel Kromer
  • Ergebnisse der Handball-WM 2023
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