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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Geheimwaffe bei der Basketball-EM Dieser Bayern-Star spielt jetzt für Deutschland
Der eingebürgerte US-Amerikaner Nick Weiler-Babb gehört bei der Basketball-EM zur deutschen Starting-Five. Beim FC Bayern kennt man seine Qualitäten längst.
Wenn die deutsche Basketball-Nationalmannschaft am Dienstagabend (20.30 Uhr) im vierten Vorrundenspiel der Europameisterschaft in Köln auf Slowenien trifft, wird auf Nick Weiler-Babb die größtmögliche Aufgabe überhaupt zukommen.
Denn der im Vorfeld des Turniers eingebürgerte US-Amerikaner wird es im direkten Duell mit dem slowenischen NBA-Superstar Luka Dončić zu tun bekommen. Was das bedeutet, weiß Weiler-Babb bereits ganz genau. Denn zum gleichen Aufeinandertreffen kam es bereits vor neun Tagen bei der EM-Generalprobe in München.
Mit dem 90:71-Sieg war dem DBB-Team dabei ein Coup gegen den Titelverteidiger gelungen. Dass Dončić am Ende genervt vom Feld ging, war ein Verdienst der deutschen Verteidigung und speziell auch von Weiler-Babb.
Dončić war mit 21 Punkten zwar Topscorer. Weiler-Babb habe seine Sache aber "trotzdem gut gemacht", wie Marko Pešić anschließend zu t-online sagte. "Du kannst Dončić nie ganz ausschalten", so der Ex-Nationalspieler und aktuelle Geschäftsführer des FC Bayern Basketball.
Weiler-Babbs Erfolgsrezept gegen Dončić
"Er ist einer der besten Spieler der Welt. Im direkten Duell gegen ihn zu spielen, ist ein hartes Match-up, es hat aber viel Spaß gemacht", sagte Weiler-Babb selbst und erklärte sein Erfolgsrezept: "Du musst ihn dazu bringen, dass er die schwierigen Würfe nehmen muss. Er wird trotzdem viele davon verwandeln, manche aber vielleicht auch nicht. Du musst versuchen, es ihm einfach so schwer wie möglich zu machen."
Die Partie in München war quasi ein "Heimspiel" für den Spieler des FC Bayern. Er war vor zwei Jahren von den Riesen Ludwigsburg zu dem Verein gewechselt. "Servus", sagte Weiler-Babb auf Deutsch und grinste schelmisch, als t-online ihn im Anschluss in der Münchner Halle zum Interview traf. Das führte er dann zwar auf Englisch weiter, die deutsche Sprache besser zu lernen, sei aber etwas, das er nun verstärkt in Angriff nehmen wolle.
"Es hat sich gut angefühlt, wieder hier zu sein", sagte der 26-Jährige, "und die vertraute Umgebung hat mir schon ein bisschen geholfen."
Einbürgerung im Eilverfahren
Mit Bundestrainer Gordon Herbert stand der in Kansas geborene Weiler-Babb schon länger im Austausch, bevor seine Einbürgerung Anfang August im Eilverfahren erfolgreich abgeschlossen worden war.
Involviert waren darin das Bundesinnenministerium, das bayerische Innenministerium sowie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der Deutsche Basketball Bund (DBB) als Initiator der Angelegenheit.
Wie schon sooft in der Vergangenheit bei Spitzensportlern galt auch hier: Wo ein Wille eines Verbandes (oder Vereins) ist, da ist plötzlich auch ein ziemlich schnell zielführender Weg. Vor dem Bayern-Profi waren bereits mehrere Spieler für DBB-Einsätze eingebürgert worden. So zum Beispiel seine amerikanischen Landsleute Shawn Bradley und Chris Kaman und der Slowake und frühere Bayern-Kapitän Anton Gavel.
Zauberformel: "Besonderes öffentliches Interesse"
Wie ein Sprecher des Bundesinnenministeriums t-online mitteilte, lautet die Zauberformel, die all das möglich macht, "besonderes öffentliches Interesse". Genau das bestand, wie der DBB und die Behörden befanden, nun auch an Weiler-Babb. Eine weitere Bedingung ist, dass sich der Einbürgerungsbewerber seit drei Jahren in Deutschland aufhält.
Geholfen haben dürfte wohl auch, dass Weiler-Babb einen zur (ersten) Hälfte deutschen Nachnamen trägt und die Eltern seiner Mutter beide aus Deutschland stammen. Ein Teil der Familie lebt noch immer in Hamburg.
Start mit Hindernissen
Obwohl die Formalitäten eigentlich früh geklärt waren, hat Weiler-Babb beim DBB aber trotzdem einen Start mit Hindernissen hinter sich. Das EM-Trainingslager verpasste er komplett, weil er aufgrund einer persönlichen Angelegenheit noch mal zurück in die USA musste.
Vor knapp drei Wochen gab er dann im Finale des Supercups beim 56:83 gegen Serbien sein Debüt. Herbert sieht ihn trotzdem bereits "sehr gut integriert". Obwohl sein "Neuzugang" einen "großen Teil unseres Trainings verpasst" habe: "Er wird jeden Tag besser und zeigt großen Einsatz in der Defensive."
Welchen Wert er damit für die Nationalmannschaft schon hat, zeigt auch die Tatsache, dass er in allen drei EM-Spielen jeweils in der Starting-Five und im Durchschnitt bislang 17,2 Minuten auf dem Feld stand. Vor allem in der Offensive, wo man ihm seinen fehlenden Rhythmus noch deutlich anmerkt, hat Weiler-Babb aktuell aber noch viel Steigerungspotenzial.
"Er ist wie ein Schweizer Taschenmesser"
Laut Pešić kann "Nick auf den Außenpositionen alles spielen." Bei Bayern kam Weiler-Babb in der vergangenen Saison als Point Guard zum Einsatz. Beim DBB rückte er nun als Shooting Guard eine Position vor, die er sich mit seinem Bayern-Teamkollegen Andreas Obst teilt.
"Er ist vor allem jemand, der sich über die Verteidigung definiert und voll damit identifiziert", so Pešić: "Das ist als Ergänzung zu Lo und Schröder, die ihre größte Stärke eher im Angriff haben, vielleicht die größte Qualität, die er in die Mannschaft einbringt."
Aufgrund seiner Vielseitigkeit sagt Pešić über den Guard: "Er ist wie ein Schweizer Taschenmesser." Und bei der EM nun auch die Allzweck- und Geheimwaffe der Nationalmannschaft.
"Ich habe zu Nowitzki aufgeschaut"
Zumindest die Karriere des ehemaligen Kapitäns der Nationalmannschaft verfolgt Weiler-Babb schon lange. "Ich bin in der Nähe des Stadions der Dallas Mavericks aufgewachsen und habe schon als Kind viele Spiele von Dirk Nowitzki live gesehen", erzählte er: "Er war definitiv jemand, zu dem ich aufgeschaut habe. Jetzt seinen Spuren zu folgen, ist eine große Ehre für mich."
Und auch von Nowitzkis Nachfolger Dennis Schröder ist er begeistert. "Er ist ein richtig guter Typ, hilft uns allen, gibt jedem im Training Tipps", sagte Weiler-Babb. "Es ist eine große Ehre, an seiner Seite zu spielen. Er ist ein richtig guter Kapitän. Eine große Persönlichkeit, der zu folgen sich lohnt."
Der Traum von Olympia
Das will der US-Amerikaner auch in den kommenden Jahren tun und hat große Pläne und Träume mit dem Nationalteam. "Wie jedes Kind habe auch ich immer ganz besonders auf Olympia geschaut, bin damit aufgewachsen", sagte er: "Das ist eine der größten Bühnen, auf denen du dich beweisen kannst. Und wir haben mit unserem Team die Chance, dort hinzukommen. Das ist unser Ziel."
Vorher haben Weiler-Babb und das bereits fürs Achtelfinale qualifizierte DBB-Team aber noch die Möglichkeit, weiter bei der EM für Furore zu sorgen. Und am Ende vielleicht ja sogar um die Medaillen zu kämpfen. "Wir wollen so viele Siege wie möglich holen und auch die Spiele auf höchstem Level gewinnen", sagte er dazu. "Wir gehen Schritt für Schritt." Den nächsten beim Wiedersehen mit Dončić.
- Persönliches Interview mit Nick Weiler-Babb
- Persönliches Gespräch mit Marko Pešić
- Schriftliche Anfrage an das Bundesinnenministerium
- Eigene Beobachtungen
- Pressekonferenz mit Bundestrainer Gordon Herbert