"Ein bisschen positive Energie" Hamilton widmet seinen Sieg Unfallpilot Bianchi
Sieg in Russland, WM-Führung ausgebaut und mit dem Team bereits Konstrukteurs-Weltmeister: Lewis Hamilton hätte eigentlich allen Grund gehabt, vor lauter Jubel in die Lüfte zu springen und mit einem Dauergrinsen durch das Fahrerlager zu laufen. Doch die Freude über den Triumph in Sotchi fiel verhältnismäßig ruhig aus. Noch immer sind seine Gedanken - und die der Fahrer-Kollegen - bei dem in Japan schwer verunglückten Marussia-Piloten Jules Bianchi.
Der Brite widmete dann auch dem Franzosen und seiner Familie den Sieg. "Es gibt die ganze Woche über nur eine Person, die in meinem Kopf ist: Jules", sagte Hamilton. Es mache sicher wenig Unterschied aus für die Familie, aber vielleicht helfe ja jedes bisschen positive Energie, erklärte Hamilton weiter mit leiser Stimme.
Auch eine Woche nach seinem verheerenden Unfall befindet sich Bianchi in einem besorgniserregenden Zustand. Er kämpft mit schweren Kopfverletzungen im Krankenhaus von Yokkaichi weiter ums Überleben. Familie und engste Freunde sind bei ihm. Sein Zustand wird als kritisch, aber stabil bezeichnet.
Große Anteilnahme aller Fahrer
Bereits vor dem Rennen zeigten alle 21 Formel-1-Piloten große Anteilnahme, als sie sich geschlossen im Ziel-Bereich der Strecke formierten. Zuvor fuhren sie bei den Trainings, im Qualifying und Rennen mit Aufklebern an Helmen und Autos mit den Worten: "Alle sind bei Jules."
In der Marussia-Box stand mit dem Namen Bianchi und seiner Startnummer 17 ein fertig aufbereiteter Rennwagen. Zum Einsatz kam er aus Respekt vor dem verunglückten Piloten aber nicht. Auf einen Ersatzfahrer, der in Sotschi den Regeln entsprechend hätte antreten dürfen, verzichtete Marussia.
Das Ferrari-Team stellte sich vor dem Rennen zu einem Gruppenfoto auf; direkt hinter einem Schild mit der Aufschrift "Forza Jules" standen die beiden Piloten Fernando Alonso und Kimi Räikkönen. Bianchi gehört seit Jahren zur Ferrari Drivers Academy und gilt als eines der großen Talente in der Formel 1.
Zetsche: "Unsere Gedanken sind bei Jules Bianchi"
Auch Daimler-Boss Dieter Zetsche vergaß den Unfallpiloten bei aller Freude über den Konstrukteurs-Titel nicht: "Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um zu betonen, dass unsere Gedanken bei Jules Bianchi und seiner Familie sind", wird er von "motorsport-total.com" zitiert. "Die schwierige Situation dieses aufstrebenden, begabten, jungen Sportlers überschattet heute jeden Gedanken an sportliche Feierlichkeiten." Er hoffe, dass die FIA aus dem Unfall die nötigen Konsequenzen ziehe und den Sport sicherer mache, erklärte der Topmanager weiter.