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Wimbledon | "Emotionale Achterbahnfahrt": Niemeier und Maria glänzen


Wimbledon
"Emotionale Achterbahnfahrt": Niemeier und Maria glänzen

Von dpa
Aktualisiert am 01.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Jule NiemeierVergrößern des Bildes
Jule Niemeier hat in Wimbledon das Achtelfinale erreicht. (Quelle: Alberto Pezzali/AP/dpa/dpa-bilder)

Mit großen Gefühlen haben Jule Niemeier und Tatjana Maria ihre märchenhafte Erfolgsserie beim Rasen-Klassiker in Wimbledon fortgesetzt. Die beiden deutschen Tennisspielerinnen stehen jeweils erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier im Achtelfinale.

Die 22 Jahre alte Niemeier bezwang in einem Nerven-Krimi die Ukrainerin Lessia Zurenko 6:4, 3:6, 6:3 und bestätigte ihren vorigen Erfolg gegen die Weltranglisten-Dritte Anett Kontaveit aus Estland. "Mir ist einfach ein Stein vom Herzen gefallen, das hatte heute nichts mit dem Match von vor zwei Tagen zu tun", sagte Niemeier zu ihrer Jubelgeste. "Ich bin einfach sehr glücklich, dass ich am Ende das Match gewonnen habe, auch wenn ich nicht mein bestes Tennis gespielt habe."

Die zwölf Jahre ältere Maria schaffte eine große Überraschung und setzte sich mit 6:3, 7:5 gegen die Weltranglisten-Fünfte Maria Sakkari aus Griechenland durch. Bei ihren vorigen neun Wimbledon-Anläufen war sie nie über die dritte Runde hinausgekommen.

Maria: "Ich bin einfach nur glücklich"

"Es ist schwer, Worte zu finden. Ich bin zum ersten Mal mit meinen zwei Kindern hier", sagte Maria auf dem Platz völlig überwältigt. "Es ist so ein besonderer Ort für mich. Hier habe ich schwanger gespielt. Das jetzt zu schaffen mit meiner Familie, dafür gibt es keine Worte. Ich bin einfach nur glücklich." Im zweiten Satz holte Maria gegen die an fünf gesetzte Sakkari einen 2:5-Rückstand auf und nutzte nach 90 Minuten ihren zweiten Matchball. Nun trifft sie auf die Lettin Jelena Ostapenko, gegen die sie im Doppel verloren hatte.

Niemeier ist im Doppel an der Seite von Andrea Petkovic noch dabei und zeigte auch nach einem mehr als zweieinhalbstündigen Einsatz tags zuvor keine physischen Schwächen. Vielmehr war das Spiel eine Kopfsache. In einem Break-Festival nahmen sich beide Spielerinnen 21-mal den Aufschlag ab. Nach 2:04 Stunden verwandelte Niemeier durch einen Rückhandfehler ihrer Gegnerin den ersten Matchball.

"Ich glaube, dass viele erwartet haben, dass ich das relativ einfach gewinnen heute", sagte sie. "Wir haben uns darauf eingestellt. Wenn man vor zwei Tagen gegen eine Top-Ten-Spielerin gewonnen hat, möchte man auch das nächste Match gewinnen, um es sich auch selber zu beweisen. Das spielte auch schon eine Rolle."

"Es war eine emotionale Achterbahnfahrt"

Für den größten Erfolg ihrer Karriere kassiert sie umgerechnet 219.000 Euro. "Es war eine emotionale Achterbahnfahrt", sagte Trainer Christopher Kas. "Wir sind auf einer gewissen Wolke, und die werden wir einfach weiterreiten und dann schauen wir, wie weit die uns trägt."

Bei ihrem Wimbledon-Debüt trifft Niemeier nun auf die Britin Heather Watson, die in der ersten Runde Tamara Korpatsch bezwungen hatte. "Sie ist eine großartige Spielerin, eine erfahrene Spielerin", sagte Niemeier über ihre 30 Jahre alte nächste Gegnerin. "Hoffentlich spielen wir auf einem größeren Court, weil ich mich recht selbstsicher auf Court 1 gefühlt habe."

Statt im zweitgrößten Stadion auf Court 1 wie gegen Kontaveit spielte Niemeier auf Außenplatz 18, bei windigen Bedingungen hatte die Weltranglisten-97. zu Beginn ihre Probleme. Bei ihren zwei souveränen Zwei-Satz-Siegen im Turnier hatte Niemeier noch kein Break kassiert - und gab gegen Zurenko direkt zu Beginn das erste von insgesamt zehn ihrer Aufschlagspiele ab, und das gleich zu null.

Mit Köpfchen brachte Niemeier das Match nach Hause

"Das Match nach so einem Match ist nicht einfach", hatte Coach Kas angesichts des viel beachteten Erfolgs über die an Nummer zwei gesetzte Kontaveit gesagt. Der Beginn geriet nervös, alleine in den ersten drei Spielen unterliefen Niemeier zehn unerzwungene Fehler, schnell hieß es 0:3. Langsam kam sie ins Spiel, glich zum 3:3 aus. Ein Fehler von Zurenko besiegelte nach 49 Minuten den Gewinn des ersten Satzes.

Das Erfolgserlebnis sorgte aber nicht für Konstanz. Erneut musste Niemeier zwei Aufschlagverluste nacheinander hinnehmen, erneut stand es 0:3. Zwar konnte sie wie im ersten Satz wieder ausgleichen, die Sicherheit kehrte aber nicht zurück.

Zum Auftakt des dritten Satzes gab es fünf Breaks in Serie, etwas ungläubig schmunzelnd ging Niemeier beim 3:2 zur Bank. Mit einem Volley holte sich die Dortmunderin den ersten Aufschlaggewinn des Durchgangs und hielt den Zeigefinger an ihre Schläfe. Mit Köpfchen brachte Niemeier das Match nach Hause.

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