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FC Bayern: Die bittere Wahrheit über den Bayern-Kader


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Mitten im Umbruch des Bayern-Kaders
Die bittere Wahrheit


Aktualisiert am 24.07.2023Lesedauer: 1 Min.
Trainer Thomas Tuchel (l.) und Ehrenpräsident Uli Hoeneß diskutieren am Rande des Bayern-Testspiels beim FC Rottach-Egern.Vergrößern des Bildes
Trainer Thomas Tuchel (l.) und Ehrenpräsident Uli Hoeneß diskutieren am Rande des Bayern-Testspiels beim FC Rottach-Egern. (Quelle: imago-images-bilder)
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Der Kader des FC Bayern steht noch lange nicht – und die Verantwortlichen selbst haben die Tür für weitere Spekulationen geöffnet. Clever oder falsch?

Die Verantwortlichen des FC Bayern schreiten voran beim Umbau des Kaders. Nach Rechtsverteidiger Raphaël Guerreiro und Mittelfeldspieler Konrad Laimer hat auch der neue Abwehrstar Min-jae Kim das Training aufgenommen. Lucas Hernández ist verkauft, der Abschied von Sadio Mané rückt näher.

Und trotzdem gibt es zum jetzigen Zeitpunkt der Vorbereitung so viele Fragezeichen wie selten zuvor bei den Bayern.

Wann kommt England-Kapitän Harry Kane und wie teuer wird er? Lässt Manchester City Abwehrspieler Kyle Walker gehen? Wie regelt der Klub das Torwartchaos rund um Manuel Neuer? Wird Bayern die Spieler los, die noch gehen sollen? Gibt es noch einen überraschenden Abgang wie den von Joshua Kimmich? Oder einen mittlerweile weniger überraschenden wie den von Leon Goretzka?

Gerade die Spekulationen um Kimmich und Goretzka haben die Verantwortlichen zuletzt selbst befeuert. Auf die Frage, ob Goretzka nach Ablauf der Transferphase noch Spieler von Bayern sei, hatte Thomas Tuchel erklärt: "Das würde ich für keinen Spieler bestätigen, dafür ist die Transferzeit viel zu früh." Für keinen Spieler?

Auch in Bezug auf einen möglichen Kimmich-Abschied äußerte Tuchel zwar: "Das wäre eine große Überraschung." Schob aber hinterher: "Meine Güte, es ist Transferperiode. Ich fange nicht an, zu dementieren." Das Signal: Niemand ist unverkäuflich. Die spannende Frage:

Ist es clever von Bayern, alle Spieler indirekt für verkäuflich zu erklären?

Pro
Florian Wichert
Florian WichertStellvertretender Chefredakteur

Ja, Tuchel setzt ein unverkennbares Zeichen

Manuel Neuer? Schon 37 Jahre alt und nicht fit. Thomas Müller? Unter Tuchel häufig nur zweite Wahl. Joshua Kimmich? Umstritten wie nie zuvor. Serge Gnabry und Leroy Sané? Fehlt seit Jahren die Konstanz.

Die bittere Wahrheit ist: Der FC Bayern hat aktuell keinen Führungsspieler oder Topstar, der über jeden Zweifel erhaben ist. Nichts anderes hat Tuchel zum Ausdruck gebracht. Und damit das einzig Richtige getan.

Tuchel hat damit den Druck auf die Spieler erhöht. Der kann nach der enttäuschenden Vorsaison nicht groß genug sein. Durch die Ansage wissen sie: Wenn sie sich eine schlechte Saison leisten, kann schon Schluss sein bei Bayern.

Zudem hat der Trainer signalisiert: Wem es an Identifikation mangelt, auch der kann gehen – so wie Lucas Hernández oder Benjamin Pavard. Gleiches gilt für Spieler, die den Konkurrenzkampf scheuen. Niemand ist größer als die Mannschaft.

Ohnehin: Bayern braucht Geld, um weitere Transfers wie den von Harry Kane zu realisieren. Mit seiner Aussage hat Tuchel die Tür für Angebote anderer Topklubs geöffnet. Vielleicht ist die Situation in einem Jahr schon eine andere. Kane wäre ein Spieler, der das Prädikat "unverkäuflich" verdient. Und Jamal Musiala und Alphonso Davies haben zumindest das Potenzial, in diese Kategorie vorzurücken.

Aktuell gibt es dort allerdings niemanden.

Kontra
Robert HiersemannBereichsleiter Entwicklung

Nein, die Aussagen schaden vor allem Tuchel

Die Aussagen von Tuchel sind ein Problem. Denn sie vermitteln den Eindruck, dass die Bayern am liebsten den halben Kader verramschen würden. Das wiederum bringt den Verein in eine schwache Verhandlungsposition. Zumal in dem Geschäft gerade bei den europäischen Topklubs nur die gewieftesten Transferexperten am Werk sind. Die feilschen um jeden Euro und erkennen jeden kleinen Fehler.

Auch den der Bayern.

Angebote für Joshua Kimmich und Co. werden nun immer unter Marktwert liegen, denn die Bosse der anderen Klubs wissen ganz genau, dass Bayern diverse Spieler sowieso gerne loswerden will.

Wer bietet das schon den vollen Preis?

Außerdem ist es extrem schlecht für die Moral der Mannschaft. Am Ende werden sicher nicht alle Bayern-Stars gehen. Die, die bleiben, haben ein angeknackstes Ego. Sie wissen: Ihnen wird nicht mehr zu 100 Prozent vertraut. Förderlich ist das ganz sicher nicht. Und gerade bei den Bayern kann das zum Problem werden, besteht das Team doch fast ausschließlich aus hochgelobten Stars, die so einen Nackenschlag wohl noch nicht so oft in ihrer steilen Karriere erlebt haben.

Am Ende schadet sich Tuchel mit diesen Aussagen selbst am meisten. Er muss die angeschlagenen Fußballer-Egos wieder aufbauen, ihnen trotz dieser komplizierten Lage Motivation für die neue Saison einimpfen. Ob er das wirklich mit jedem schafft?

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Transparenzhinweis
  • Im „Zweikampf der Woche“ kommentieren wir wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch regelmäßig auch im Video – am Montag und manchmal auch Dienstag ab 19.30 Uhr im Rahmen der „Sport1 News“ bei Sport1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.
Verwendete Quellen
  • Im "Zweikampf der Woche" kommentieren Florian Wichert und Robert Hiersemann wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Während der Bundesliga-Saison und somit ab August auch wieder im Video.
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