Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Was wird aus Müller? Das kann nur eines bedeuten
Thomas Müller reist angeschlagen zur WM nach Katar. Und Bundestrainer Hansi Flick kann gerade in der Offensive aus dem Vollen schöpfen. Was bedeutet das für den Bayern-Angreifer?
An diesem Sonntag startet die bereits im Vorfeld viel diskutierte Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Die deutsche Nationalmannschaft unter der Anleitung von Bundestrainer Hansi Flick ist bereits im Oman, wo das Team am kommenden Mittwoch das letzte Testspiel vor dem Turnier bestreitet. Genau eine Woche später greift die Mannschaft dann im WM-Auftaktspiel gegen Japan ins Turnier ein. Auch dieses Mal zählt Bayern-Angreifer Thomas Müller wieder zum finalen 26er-Kader, der in dem Wüstenstaat um den Titel kämpft – und das, obwohl er seinem Verein zuletzt verletzt fehlte
Am Dienstag sagte Bundestrainer Flick: "Natürlich hat er lange Pause gehabt, aber die Abstimmung mit Bayern ist sehr gut. Wir gehen davon aus, dass Thomas am Samstag wieder voll mit der Mannschaft trainiert."
Vor der Abreise mit der Nationalmannschaft am vergangenen Montag war Müller aber gut gelaunt. Beim Abschied auf dem Flughafenrollfeld in Frankfurt am Main filmte er Kollegen wie Kai Havertz und rief dem Bodenpersonal noch freundlich "Tschüss" zu.
Insgesamt verpasste Müller aber aufgrund seiner Adduktorenprobleme die letzten fünf Pflichtspiele in Folge. Die Bayern spielten trotzdem stark und stehen längst wieder an der Bundesliga-Spitze – nicht zuletzt auch wegen der Glanzleistungen seiner Teamkollegen Jamal Musiala und Serge Gnabry, die auch beim DFB direkte Konkurrenten des 33-jährigen Müller um die Offensivpositionen sind.
Ohnehin kann Flick in Katar gerade in der Offensive aus dem Vollen schöpfen: Mit Karim Adeyemi, Julian Brandt, Youssoufa Moukoko (alle Borussia Dortmund), Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach), Niclas Füllkrug (Werder Bremen), Mario Götze (Eintracht Frankfurt), Kai Havertz (FC Chelsea) und Leroy Sané stehen ihm weitere Topspieler zur Verfügung. Was zur Frage führt:
Gehört Thomas Müller in die WM-Startelf der Nationalmannschaft, wenn er fit ist?
Ja, denn Müller hat allen Offensivspielern etwas voraus
Hansi Flick hat einen spannenden Kader für die WM zusammengestellt. Und viele sind nun gerade auf die Nachwuchskräfte Jamal Musiala und Youssoufa Moukoko gespannt. Aber keiner weiß, ob sie ihre aktuellen Topleistungen aus der Bundesliga auch auf ganz großer Bühne durchgängig abrufen können. Bei Thomas Müller ist das anders. Flick weiß ganz genau, was er an ihm hat. Müller ist 33 Jahre alt, extrem erfahren, torgefährlich und bei den Abwehrreihen in der ganzen Welt gefürchtet. Damit hat er nicht nur Musiala oder Moukoko etwas voraus, sondern allen anderen Offensivspielern im deutschen Kader. Und deshalb muss er auch bei der WM in der Startelf stehen.
Nach der Nichtnominierung von Mats Hummels braucht Flick in seiner Startformation ohnehin dringend Führungsspieler. Müller ist so einer, der immer alles gibt, in brenzligen Situationen dazwischenhaut, sich vor seine Teamkollegen in den TV-Interviews stellt, aber auch klar anspricht, wenn ihm etwas nicht passt. Das gibt es nur selten, ist aber sehr wichtig für eine Mannschaft.
Ein weiterer Müller-Pluspunkt kommt hinzu: Er ist extrem flexibel einsetzbar. Er kann auf den Außen, als hängende Spitze oder im Sturmzentrum spielen. Zudem ist er überhaupt nicht eitel, sondern spielt einfach da, wo ihn der Trainer aufstellt. Ganz klar: Flick kommt an Müller bei diesem Turnier überhaupt nicht vorbei.
Nein, mindestens vier Spieler stehen vor Müller
Von wegen Fußballrentner. Thomas Müller hat seine Kritiker in den vergangenen Jahren – auch hier im "Zweikampf der Woche" – immer wieder mit Topleistungen widerlegt. Sowohl bei Bayern als auch in der Nationalmannschaft hat er sich seinen Platz stets zurückerobert, Tore geschossen und vor allem vorbereitet.
Jetzt ist allerdings wirklich Schluss. Zumindest in Bezug auf die Startelf beim DFB.
Müller hat in dieser Saison Krankheits- und Verletzungssorgen wie selten zuvor: Hüftprobleme, Grippe, muskuläre Schwierigkeiten, Corona. Erst sechs Pflichtspiele über 90 Minuten hat er bestritten, die letzten sieben Bundesliga-Partien allesamt verpasst. Nur drei Pflichtspieltreffer sind ihm gelungen. An so wenig Toren wie in der aktuellen Spielzeit war Müller seit seiner ersten Bundesliga-Saison 2008 nicht mehr beteiligt. Kein Wunder, Müller ist mittlerweile 33 Jahre alt und auf der Zielgeraden seiner Karriere.
Für Bundestrainer Flick kann das nur eines bedeuten: Wird Müller überhaupt noch rechtzeitig fit, gehört er erst mal auf die Bank. In der Startelf hat er nichts zu suchen.
Mit Musiala, Gnabry, Götze und Moukoko gibt es mindestens vier Offensivstars, die derzeit viel besser in Form sind als Müller – und das ist viel wichtiger als dessen Erfahrung.
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