Restriktive Corona-Politik Keine Masken im Stadion: China zensiert WM-Bilder
In China protestieren die Menschen gegen die harsche Corona-Politik der Regierung. Die fürchtet sich sogar vor Bildern ausgelassener Fußballfans in Katar.
Chinas staatlicher Fernsehsender schneidet bei der Übertragung der WM-Spiele in Katar Nahaufnahmen von Stadionbesuchern ohne Maske heraus. Während der Vorrundenbegegnung zwischen Japan und Costa Rica zeigte der Sender CCTV Sports am Sonntag stattdessen Aufnahmen von Spielern, Offiziellen oder Bilder des Stadions. Die Zuschauer bekamen lediglich entfernte Aufnahmen der Menge zu sehen, auf denen einzelne Gesichter nur schwer zu erkennen waren.
Insgesamt waren die Fans auf den Tribünen bei CCTV Sports seltener im Bild als bei der Liveübertragung des Spiels auf dem Portal Douyin und anderen chinesischen Streaming-Plattformen. Frühere Aufnahmen feiernder Fans bei der Fußball-WM in Katar hatten in China für Unmut gesorgt, wo Millionen Menschen weiterhin von Lockdowns betroffen sind.
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"China auf demselben Planeten wie Katar"?
China ist die letzte große Volkswirtschaft, die eine sehr strenge Null-Covid-Politik verfolgt. Selbst kleine Corona-Ausbrüche können zu Lockdowns bis hin zur Abriegelung ganzer Städte und zu Betriebsschließungen führen, was die Wirtschaft und den Alltag der Menschen massiv belastet.
Diese offensichtliche Zensur könnte eine Reaktion auf die aktuellen Proteste von Teilen der chinesischen Bevölkerung gegen die strikte Null-Covid-Strategie der Kommunistischen Partei sein. Ein offener Brief, in dem gefragt wurde, ob China "auf demselben Planeten" wie Katar sei, hatte sich in dieser Woche im Kurzbotschaftendienst WeChat rasant verbreitet, bevor die Zensoren ihn von der Plattform entfernten.
"Wut des Volkes unterschätzt"
Am Sonntag gingen unter anderem in Peking und Shanghai Hunderte Menschen auf die Straße, um gegen die Lockdown-Politik zu protestieren. Auslöser war ein Wohnhausbrand mit zehn Toten am vergangenen Donnerstag in Urumqi in der nordwestchinesischen Region Xinjiang. Der Rettungseinsatz soll wegen der strikten Corona-Maßnahmen behindert worden sein.
Die staatliche Zeitung "People's Daily" veröffentlichte am Montagmorgen einen Kommentar, in dem sie vor "Lähmung" und "Kampfmüdigkeit" im Kampf gegen die Corona-Pandemie warnte, ohne jedoch ein Ende der rigiden Politik zu fordern. Die Menschen hätten jetzt "einen Siedepunkt erreicht, weil es keine klare Richtung gibt, um die Null-Covid-Politik zu beenden", sagte Alfred Wu Muluan, ein chinesischer Politikexperte von der Universität Singapur. Die Partei habe "die Wut des Volkes unterschätzt".
Mit dem Aufkommen der hochansteckenden Omikron-Varianten steigt auch in China allen Abriegelungen zum Trotz die Zahl der Infektionen. Am Montag erreichte sie nach Behördenangaben mit landesweit 40.052 Fällen erneut einen Höchststand.
- Nachrichtenagenturen AFP und dpa