Fußball-Nationalmannschaft Flick hebt ohne "große Worte" zur WM-Mission ab
Als in Maskat nach einem heißen Tag die Sonne unterging und der Muezzin zum Gebet rief, hatten sich Hansi Flick und seine WM-Hoffnungsträger im Frankfurter Herbstwetter in ihren schwarzen Anzügen gerade erst mit einer Deutschland-Fahne zum Abschiedsfoto auf der Gangway ihres "Fanhansa"-Fliegers aufgereiht.
Am Montag begann für Joachim-Löw-Nachfolger Flick mit dem Abflug Richtung Persischer Golf die erste Turniermission als Fußball-Bundestrainer, die am 18. Dezember nach dem Finale im Lusail Stadium von Katar mit dem goldenen WM-Pokal in Händen und einem Jubel-Schlussbild enden soll.
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Kapitän Manuel Neuer hatte das ambitionierte Ziel des fünften deutschen Titelgewinns schon beim Amtsantritt des früheren Bayern-Titelsammlers Flick im August 2021 formuliert. Und der Team-Senior bekräftigte es auch noch einmal kurz vor seinem vierten WM-Turnier. "Wir werden alles daran setzen, Weltmeister zu werden", sagte der 36 Jahre Torwart und Weltchampion von Brasilien 2014. Flick glaubt an ein sportliches WM-Wintermärchen: "Wir haben Spieler dabei, die genau wissen, worauf es ankommt, die die anderen mitnehmen."
"Botschaft in die Welt"
Beim Aufbruch ins umstrittene WM-Gastgeberland mit dem kurzen Zwischenaufenthalt im Sultanat Oman sendete der DFB mit seinem Partner Lufthansa eine "Botschaft in die Welt". Die Abschieds-Inszenierung auf dem Rhein-Main-Airport verdeutlichte bildstark, dass das erste WM-Turnier in einem arabischen Land keines ist, bei dem es allein um Tore, Siege und den von 32 Nationen angestrebten Titelgewinn geht. Das superreiche Emirat Katar steht am Pranger für seinen Umgang mit Menschenrechten, Gastarbeitern und Minderheiten.
Das Flugzeug mit dem großen DFB-Tross um Verbandspräsident Bernd Neuendorf an Bord zierte mit dem Slogan "Diversity Wins" ("Diversität siegt") eine weithin sichtbare gesellschaftspolitische Aussage. Figuren mit unterschiedlichen Hautfarben sind Arm in Arm und im Großformat auf dem Rumpf des Airbus 330 abgebildet, dessen Zielort allerdings am Montag nicht Katars Hauptstadt Doha war - sondern Maskat im Oman.
Thomas Müller filmte alles mit dem Handy, sein Bayern-Kollege Leon Goretzka lächelte ihm kurz in die Kamera. Nach dem Foto-Termin schnappten sich die Spieler wieder ihre Rollköfferchen und gingen an Bord. Mit zwei Bussen waren sie aufs Vorfeld logiert worden. Mit leichter Verspätung ging es dann los. Kaum war der Airbus 300-330 von der Startbahn West abgehoben, setzte ein Nieselregen ein. Auf einen exklusiven Charterflug verzichtete der DFB anders als bei früheren Turnieren. Der Verband gab dafür ökologische Gesichtspunkte an, um Leerflüge zu vermeiden.
Kranker ter Stegen
Einen WM-Fehlstart erwischte Neuers Ersatzmann Marc-André ter Stegen: Der 30 Jahre alte Torwart des FC Barcelona konnte neun Tage vor dem ersten Gruppenspiel gegen Japan wegen eines Magen-Darm-Infekts nicht mit seinen 25 Teamkollegen losfliegen. Ter Stegen blieb in Deutschland. Er soll nach seiner Genesung nachreisen, wie der DFB mitteilte.
Gegen Mitternacht Ortszeit sollte die DFB-Delegation in Maskat landen. In der Hauptstadt des Oman will Flick seine WM-Kicker inklusive Testspiel gegen die nicht für die WM qualifizierte Auswahl des Sultanats einstimmen aufs Turnier. Vor dem Champions-League-Triumph mit dem FC Bayern 2020 beim Finalturnier in Lissabon hatte Flick ebenfalls zuvor ein Kurztrainingslager an der Algarve abgehalten - dieser Plan soll auch beim DFB aufgehen.
Flick ist es wichtig, dass seine Vielspieler wie Mittelfeldchef Joshua Kimmich nach der Spielehatz der vergangenen Wochen "vor Ort runterfahren", also in der Golfregion. Das Umschalten in den WM-Modus muss gerade auch im Kopf blitzschnell gelingen. Eine echte Turniervorbereitung entfällt bei der ersten WM mitten in der europäischen Saison. Helfen dürfte dabei das totale Kontrastprogramm mit Sonne, Strand, Meer, Pool und Palmen, das die arg strapazierten Nationalspieler in ihrem luxuriösen Teamhotel in Maskat vorfinden.
Zunächst "akklimatisieren und erholen"
Vor dem Abflug ging"s noch stressig zu. Letzte Werbemaßnahmen waren von den Spielern zu erledigen. Auf Flicks Agenda stand gleich nach dem Frühstück eine Ansprache an seine Auserwählten um die Länderspielneulinge Youssoufa Moukoko (17) und Niclas Füllkrug (29) sowie den prominenten Rückkehrer Mario Götze und den so formstarken Bayern-Block.
"Es wird keine großen Worte geben", hatte Flick der Deutschen Presse-Agentur gesagt und zugleich angekündigt: "Das kommt dann in Katar." Erst am Samstag, "am Match Day minus 4", wie der Bundestrainer sagte, "beginnt für uns der Fokus auf Japan". In den kommenden Tagen gehe es vor allem darum, "uns akklimatisieren und erholen zu können und die Körner aufzufüllen". Diese sollen in Katar schließlich bis wenige Tage vor Weihnachten reichen.
- Nachrichtenagentur dpa