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DFB | Robert Andrich ist der neue Sheriff in der Stadt


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Der Türsteher wird zum Chef
Ein neuer Sheriff ist in der Stadt


Aktualisiert am 17.11.2024Lesedauer: 3 Min.
Robert Andrich: Der zentrale Mittelfeldspieler wird im DFB-Team immer wichtiger.Vergrößern des Bildes
Robert Andrich: Der zentrale Mittelfeldspieler wird im DFB-Team immer wichtiger. (Quelle: IMAGO/Jan Huebner)
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Toni Kroos und İlkay Gündoğan sind weg, Joshua Kimmich spielt in der Abwehr. Deutschlands Mittelfeldzentrum braucht einen neuen Anführer – und hat ihn womöglich schon gefunden.

Aus Freiburg berichtet Benjamin Zurmühl

Nachdem der Ball die Linie überquert hatte, zeigte Robert Andrich direkt auf Tim Kleindienst. Der Mittelfeldmann von Bayer Leverkusen stellte sofort klar, dass das Tor zum 2:0 seinem Teamkollegen gehörte. Zwar kam der Schuss von Andrich, die entscheidende Richtung verpasste ihm aber Kleindienst mit seinem Fuß.

Andrichs Fingerzeig bekam aber nicht jede Person im Europa-Park Stadion mit. Während der Stadionsprecher Tim Kleindienst als Torschützen ansagte, blendete die Regie auf den Bildschirmen Andrich ein. Die Uefa entschied zugunsten Kleindiensts, der Leverkusener muss damit weiter auf sein erstes Länderspieltor warten.

Er wird es aber angesichts seiner Leistung verkraften können (t-online-Note 1). Andrich brachte 94 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler, allein zehn Abspiele gingen ins letzte Drittel. Dazu eroberte er im Zentrum mehrere wichtige Bälle, bereitete so nicht nur das 2:0 vor, sondern leitete auch das 3:0 durch Havertz ein. Ohne Andrichs gedankenschnellen Pass in die Tiefe fällt der Treffer nicht.

Vom Trainer gab es dafür auf der Pressekonferenz lobende Worte. "Rob hat heute sein mit bestes Spiel gemacht für uns", sagte Julian Nagelsmann am Samstagabend in Freiburg. "Defensiv hatte er eine guten Aktivität – auch neben den Toren, die er vorbereitet hat. Er hat noch zwei Fast-Tore vorbereitet mit einer guten Aggressivität auf den zweiten Ball. Auch mit Ball war das sehr seriös gespielt in der Dreierkette", ergänzte der Bundestrainer.

Mehr als der Türsteher

Insgesamt 73 Ballkontakte hatte Andrich auf dem Konto, als er in der 58. Minute beim Stand von 5:0 für Felix Nmecha ausgewechselt wurde. Nahezu jeder davon endete mit einer guten Idee. Der 30-Jährige strahlte Ruhe aus, wenn sie nötig war, und verschärfte das Tempo, wenn sich beim Gegner Lücken auftaten. Eine Art Metronom im deutschen Zentrum.

Dabei war seine Rolle in der Vergangenheit beim DFB eher eine andere. Andrich war der Türsteher, der neben der Schaltzentrale Toni Kroos meist die Drecksarbeit erledigt, sich in jeden Zweikampf warf und Ball für Ball eroberte. Und der, wenn es nötig war, auch mal ein Zeichen setzte. So geschehen im März in Lyon, als er Frankreichs Superstar Kylian Mbappé zu Fall brachte und ihm noch ein paar Worte mit auf den Weg gab.

Doch schon damals war Andrich mehr als der Türsteher. Immer wieder ließ der 30-Jährige aufblitzen, dass er auch einiges mit dem Ball am Fuß anstellen kann. Gegen Bosnien-Herzegowina stellte er diese Qualitäten am gestrigen Samstagabend erneut unter Beweis.

Ein Auftreten wie dieses kann die deutsche Mannschaft gut gebrauchen. Denn im Mittelfeldzentrum ist nach den Rücktritten von Toni Kroos und İlkay Gündoğan ein kleines Vakuum entstanden, das es zu füllen galt. Andrich spielt mit seinen Eigenschaften dabei eine Schlüsselrolle. Der gebürtige Brandenburger ist das, was heute gerne als "Mentalitätsspieler" bezeichnet wird. Andrich kommt mit Widerständen klar, geht mit breiter Brust voraus und übernimmt auch ohne die Kapitänsbinde am Arm Verantwortung.

Seine Führungsqualitäten kann das sonst junge deutsche Mittelfeld gebrauchen. Abgesehen vom 33 Jahre alten Pascal Groß wirbeln mit Jamal Musiala, Florian Wirtz (beide 21) oder auch den Newcomern Angelo Stiller (23) und Aleksandar Pavlović (20) viele junge Spieler herum.

"Die Zeiten sind andere als früher"

Julian Nagelsmann will das Erbe der Generation Kroos/Gündoğan auf mehrere Schultern verteilen. "Da müssen alle Spieler in die Bresche springen, da haben wir bedeutende Spieler verloren", erklärte er. "Ich picke ungern einzelne Spieler raus, die Anführer werden sollen. Das müssen alle machen. Die Zeiten sind andere als früher, wo es den einen Leitwolf gab."

Auch wenn Andrich erst seit einem Jahr Nationalspieler ist, ist er aus der Mannschaft kaum noch wegzudenken, stand als einziger defensiver Mittelfeldspieler in jeder Partie seit der Heim-EM auf dem Platz. Er ist einer dieser Anführer, die nun in die Bresche springen, die sich anbieten und den nächsten Schritt im DFB-Trikot machen.

Mit Leistungen wie denen von Andrich muss sich auch der Bundestrainer im Mittelfeldzentrum keine Sorgen machen: "Da wird mir nicht Angst und Bange, was die Zukunft angeht."

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Teilnahme an der DFB-Pressekonferenz
  • Statistiken vom Datenanbieter Opta via fotmob.com
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