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Maximilian Mittelstädt überzeugt: Sonderlob von Julian Nagelsmann


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Nagelsmann und ein besonderer DFB-Neuling
Der "völlig normale Typ" sticht aus allen heraus


27.03.2024Lesedauer: 5 Min.
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DFB-Elf: Julian Nagelsmann zeigte sich nach dem Sieg der deutschen Mannschaft in Frankfurt am Main zufrieden. (Quelle: reuters)
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Gegen Frankreich und die Niederlande kann fast die komplette Nationalmannschaft überzeugen. Dennoch sticht einer hervor, für den die Heim-EM vor einem Jahr noch undenkbar gewesen wäre.

Es gibt unauffällige Debüts, und es gibt Debüts von Maximilian Mittelstädt. Der Neu-Nationalspieler, der als Linksverteidiger gegen Frankreich und die Niederlande in der Startelf stand, erlebte zwei turbulente Spiele. In Lyon am Samstag wird der 27-Jährige zunächst von Gegenspieler Ousmane Dembélé im Dribbling mehrmals schwindlig gespielt, ehe er mit zunehmender Spieldauer immer sicherer und stabiler wird und einige Akzente nach vorne setzen kann.

In Frankfurt am Dienstag wird es für Mittelstädt sogar noch turbulenter. Der aufgekommenen EM-Euphorie nach dem 2:0 gegen Frankreich verpasst der Linksfuß mit einem folgenschweren Fehlpass nach nur drei Minuten einen Dämpfer. Sein unpräzises Zuspiel auf Innenverteidiger Jonathan Tah landet beim Gegner, wenige Sekunden später fällt das 0:1. Aber: Es dauert gerade einmal sieben Minuten, bis Mittelstädt seinen Fehler nicht nur wiedergutmacht, sondern die aufgekommene EM-Euphorie in Ekstase verwandelt.

Mit einem sehenswerten Distanzschuss von der Strafraumgrenze gleicht der gebürtige Berliner aus. Mittelstädt läuft Richtung Mittelkreis und springt mit geballter Faust in die Luft. Sein erster Länderspieltreffer. Im zweiten Durchgang erlebt der Mann vom VfB Stuttgart dann fast ein Déjà-vu der ersten Hälfte. Ein zu kurzer Rückpass landet nach 61 Minuten bei den Niederländern. Diesmal soll daraus aber kein Gegentreffer resultieren.

Vier Minuten später geht es dann wieder auf der anderen Seite zur Sache. Mittelstädt feuert aus spitzem Winkel einen gefährlichen Schuss auf das niederländische Gehäuse. Torhüter Bart Verbruggen kann den Ball gerade so parieren. Es bleibt bei dem einen Länderspieltor. Den Sonderapplaus bekommt Mittelstädt bei seiner Auswechslung in der 79. Minute trotzdem.

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Quelle: t-online

"Und dann ballert der das Ding in den Winkel"

In Mittelstädt scheint Bundestrainer Julian Nagelsmann seinen Linksverteidiger für die EM gefunden zu haben. Die jahrelange Problemposition des DFB? Endlich gelöst. Drei Monate vor dem Start des Turniers hat Mittelstädt im Rennen klar die Nase vorn.

Nagelsmann konnte er in den zehn gemeinsamen Tagen nicht nur spielerisch überzeugen, sondern auch menschlich. "Das Beste ist, das ist ein völlig normaler Typ. Unfassbar lieber Kerl, freundlich, gut gelaunt immer", schwärmte Nagelsmann auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Der macht das erste Spiel und macht das erste Spiel sehr gut. Das Interessante ist aber nicht, wie er spielt. Ich weiß, wie er spielt, sonst hätte ich ihn nicht nominiert. Für mich ist die Reaktion danach interessant."

Was er mit dieser Reaktion meint, erklärte der 36-Jährige anhand mehrerer Fragen, die er sich nach dem Frankreich-Spiel gestellt hatte: "Wie dribbelt er beim Frühstück auf? Wie ist er am Montag drauf? Wie ist er heute beim Spiel? Macht er irgendwas anders? Ist das ein Gefühl, jetzt bin ich Nationalspieler, jetzt mache ich ein bisschen weniger?"

Die Antwort laut dem Bundestrainer: Mittelstädt veränderte sich nicht, blieb er selbst und ließ sich auch von Rückschlägen nicht verunsichern. "Der macht einen Fehler und dann geht der nach vorne und ballert das Ding aus 18 Metern in den Winkel. Und noch dazu macht er danach noch ein sehr gutes Spiel", lobte Nagelsmann den Neu-Nationalspieler.

"Ich habe hart dafür gearbeitet"

Mittelstädt selbst konnte nach dem Spiel gar nicht mehr aufhören, stolz zu grinsen. "Als kleiner Junge träumt man von solchen Momenten und wenn man die jetzt erlebt, ist das sehr schön. Ich habe hart dafür gearbeitet und musste mit vielen Rückschlägen umgehen", sagte der Torschütze nach dem Spiel in der Mixed Zone.

Wer wissen will, was Mittelstädt meint, muss gar nicht so weit in die Vergangenheit blicken. Noch vor einem Jahr kämpfte er mit Hertha BSC um den Klassenerhalt in der Bundesliga. Eingreifen durfte er dabei nur selten. Der 27-Jährige saß meist auf der Bank, während Kapitän Marvin Plattenhardt in der Startelf stand. Dabei hatte Mittelstädt seinen Vertrag bei der Hertha – seinem Herzensverein, für den er seit 2012 spielte – erst im Januar bis 2027 verlängert, mit der Perspektive, häufiger zu spielen. Doch weder unter Sandro Schwarz noch unter Pál Dárdai, der im April als Cheftrainer übernahm, kam er an Plattenhardt vorbei.

Wie so oft in all den Jahren bei der Hertha kratzte Mittelstädt an der Startelf, doch wirklich konstant Stammspieler war er kaum. Zu wechselhaft waren seine Leistungen im Berliner System. Das Talent, das er immer wieder andeutete und das ihn auch schon in sämtliche Juniorennationalmannschaft gebracht hatte, schien sich nie ganz entfalten zu können.

Ein Wechsel lässt den Knoten platzen

Nach dem Abstieg der Hertha entschied sich Mittelstädt für einen Wechsel. In seinem im Winter unterschriebenen Vertrag war eine Ausstiegsklausel für den Abstiegsfall verankert. Von der machte er Gebrauch. Für 500.000 Euro wechselte er zum VfB Stuttgart, der die vergangenen zwei Jahre Herthas Hauptkonkurrent im Abstiegskampf gewesen war. Bei den Schwaben wartete nicht nur die Perspektive auf ein weiteres Jahr Bangen um den Klassenerhalt, sondern auch Borna Sosa, Publikumsliebling und Stammspieler links in der Abwehr. Die Rollenverteilung schien klar: Solange er da ist, spielt Sosa. Mittelstädt ist nur Ersatz.

Doch der Kroate wechselte nach Amsterdam und der VfB holte keinen weiteren Ersatz. Mit etwas Geduld bekam Mittelstädt unter Trainer Sebastian Hoeneß seine Chance – und spielte sich fest. Woche für Woche verblüffte der offensivstarke Verteidiger die Stuttgarter Fans mit seinen Leistungen und wurde zum Stammspieler einer Mannschaft, die neben Bayer Leverkusen zur größten Überraschung der Bundesliga mutierte.

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Konstanz, Spielstärke und Einsatz machten ihn zu einem unverzichtbaren Teil der Stuttgarter. Anfang März lobte Trainer Sebastian Hoeneß sowohl Mittelstädt als auch Vordermann Chris Führich: "Sie haben sich richtig gut eingespielt und sich ins Schaufenster gespielt. Sie haben eine richtig gute Form. Möglicherweise sind das gute Vorzeichen und gute Impulse, die auch eine Nationalmannschaft brauchen kann." Hoeneß sollte recht behalten.

Nagelsmanns klare Vorgabe

"Wir wissen alle, wie schnell es im Fußball gehen kann. Aber mit so einem extremen Sprung habe ich auch nicht gerechnet", lautete Mittelstädts Fazit eine Stunde nach dem Abpfiff in Frankfurt am Dienstag. Doch der DFB-Neuling gab sich auch kämpferisch, hat für seinen Sommer ein klares Ziel: "Bis zur EM sind noch ein paar Monate. Klar, will ich spielen. Was am Ende bei rumkommt, werden wir sehen. Aber ich fühle mich bereit und glaube, dass ich der Mannschaft helfen kann."

 
 
 
 
 
 
 

Auch Julian Nagelsmann ist davon fest überzeugt: "Wenn er so weitermacht in Stuttgart, ist er absolut ein Spieler für uns für die EM, weil er einfach gut ist und mit einem Negativerlebnis top umgegangen ist."

Was Mittelstädt tun muss, um im EM-Kader zu stehen? Nagelsmanns Antwort: "Ganz einfach: Weitermachen, auf Sebastian Hoeneß hören und die Spiele mit dem VfB gewinnen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mixed Zone am 26.03.2024
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