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Effenberg warnt Bayern vor CL-Kracher: "Dann laufen sie ins offene Messer"


Kracher in der Champions League
Dann laufen die Bayern ins offene Messer

MeinungVon Stefan Effenberg

04.03.2025 - 08:45 UhrLesedauer: 5 Min.
Bayern-Torjäger Harry Kane erschreckt. Gegen Leverkusen müssen die Münchner erneut aufpassen.Vergrößern des Bildes
Bayern-Torjäger Harry Kane erschreckt. Gegen Leverkusen müssen die Münchner erneut aufpassen. (Quelle: IMAGO/Mika Volkmann/imago-images-bilder)
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Der FC Bayern oder Bayer Leverkusen – nur einer der deutschen Top-Klubs schafft es in die nächste Runde der Königsklasse. t-online-Kolumnist Stefan Effenberg erklärt, worauf es ankommt – und ermahnt den BVB.

Fußball-Deutschland schaut mit Spannung auf das deutsche Duell im Achtelfinale der Champions League an diesem Mittwoch. Bayern München gegen Bayer Leverkusen. Und ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Ich kann mich einfach nicht auf einen Favoriten festlegen. Das ist ein richtiges 50/50-Duell, so ausgeglichen sind die Kräfteverhältnisse zwischen den beiden besten deutschen Mannschaften – und dieses Duell wird eher nicht bereits im Hinspiel entschieden.

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Zweimal schon in dieser Saison gab es dieses Duell in München – in beiden Partien waren die Bayern die aktivere und bessere Mannschaft, ob beim 1:1 in der Bundesliga-Hinrunde oder auch bei der 0:1-Niederlage im DFB-Pokal-Achtelfinale. Aber – Sie erlauben mir die Phrase – Fußball ist nun mal ein Ergebnissport. Leverkusen hat da aus ganz wenig ganz viel gemacht, in der Liga aus einer Chance ein Tor erzielt. Vorne stand Victor Boniface als Wandspieler, dann kamen immer wieder lange Bälle aus der Abwehr, dazu sollten die schnellen Außenspieler Gefahr erzeugen. Im Pokalspiel waren sie ebenfalls weitgehend harmlos trotz langer Überzahl nach dem frühen Platzverweis für Bayerns Manuel Neuer. Das waren ganz untypische Auftritte der Mannschaft von Trainer Xabi Alonso, der seine Elf da extrem defensiv eingestellt hatte.

Beim 0:0 vor wenigen Wochen in der Rückrunde der Bundesliga in Leverkusen aber bot sich ein ganz anderes Bild, die Partie nahm einen völlig anderen Verlauf: Da hat Alonso nur auf Tempo gesetzt. Er wollte die Bayern vorne mit Geschwindigkeit und Dynamik attackieren – und das hat funktioniert. Die Münchner taten sich extrem schwer und hatten Glück, dass sie dieses Spiel nicht verloren haben. Mehr noch: Leverkusen hätte die Parte sogar gewinnen müssen.

Xhaka muss ständig ein Bayern-Spieler auf den Füßen stehen

Die Bayern müssen sich nun aber nicht auf die sonst so starke Bayer-Offensive konzentrieren, sondern auf einen Leistungsträger im Mittelfeld: Granit Xhaka im Zentrum. Sie müssen ihn in seinen Wegen einschränken, verhindern, dass er in gewohnter Ruhe die Leverkusener Offensivspieler einsetzen kann. Xhaka muss ständig ein Bayern-Spieler auf den Füßen stehen. So würden sie weitestgehend unterbinden, dass Bayer sein Angriffsspiel in gewohnter Weise aufziehen kann. Das ist der Schlüssel zum Erfolg für den FC Bayern in diesen beiden Spielen.

Ich bin aber gespannt, ob Bayern-Trainer Vincent Kompany das so machen wird – oder bei seiner Spielweise bleibt. Er ist ganz offensichtlich kein Freund von Anpassungen oder Änderungen. Das ist schon früh in der Saison aufgefallen. Zeitweise dachte ich: Er muss sich doch auch mal an den Gegner anpassen und vielleicht etwas defensiver denken. Aber der Belgier blieb bei seiner Idee. Da hat Alonso Kompany die Variabilität voraus. Ich kann mir vorstellen, dass Kompany schon der Gedanke umtreibt, was sich sein Gegenüber dieses Mal überlegt hat.

Denn er wird auch wissen, dass seine Mannschaft systemgeschuldet auch immer wieder etwas anbietet. Er will den Gegner mit extremem, hohem Pressing unter Druck setzen, sodass alle Spieler in der Vorwärtsbewegung verteidigen. Wenn es dann aber der Gegner schafft, sich da rauszukombinieren, dann wird es gefährlich für die Bayern. Der VfB Stuttgart hat das beim 1:3 am vergangenen Freitag phasenweise hervorragend gemacht und die Münchner in Verlegenheit gebracht. Diese Qualität hat Leverkusen zweifellos.

Es könnte ein Geduldsspiel werden

Fundamental wichtig auch für Kompanys System ist da das zentrale Mittelfeld, das das Spiel balanciert und hauptverantwortlich dafür ist, dass sich eben keine Lücken in der Abwehr auftun. Auch deshalb finde ich es übrigens unfair, wenn bei Wacklern in der Bayern-Defensive immer nur mit dem Finger auf die Innenverteidiger wie Min-jae Kim oder Dayot Upamecano gezeigt wird. Das Problem liegt dann eher vor ihnen, wenn das Pressing nicht funktioniert – und dann laufen sie ins offene Messer.

So bleibt es spannend, was die Bayern und Leverkusen taktisch planen. Es kann durchaus sein, dass die Partien zum Geduldsspiel werden, wie es in einer K.-o.-Runde nicht ungewöhnlich ist: Keiner will etwas anbieten, keiner will einen Fehler machen, beide belauern sich. Denn von der Spielanlage her sind sich beide Teams doch sehr ähnlich – und kennen sich mittlerweile sehr gut.

BVB-Gegner Lille ist zu allem fähig

Mit einem in Deutschland eher unbekannten Gegner muss sich dagegen bereits am Dienstag Borussia Dortmund auseinandersetzen. Für viele ist der OSC Lille ein unbeschriebenes Blatt, aber ich sage: Da wartet eine ganz schwere Aufgabe auf den BVB. Die Franzosen haben es mit 16 Punkten, genauso viele wie Bayer Leverkusen, direkt ins Achtelfinale geschafft. Und: Sie haben das große Real Madrid mit 1:0 geschlagen, Atlético mit 3:1 besiegt, Bayern-Schreck Feyenoord Rotterdam sogar mit 6:1 demontiert. Das ist ein Ausrufezeichen. Das sagt schon alles und sollte Warnung genug sein. Da wartet kein Underdog oder Außenseiter auf die Dortmunder, sondern eine funktionierende, in sich stimmige Mannschaft, ein Kollektiv, das zu allem fähig ist.

Der BVB sollte unbedingt den Fehler vermeiden, diesen unangenehmen Gegner zu unterschätzen – sonst gibt es ein böses Erwachen. Ich sehe Lille daher vor diesem Duell leicht im Vorteil – auch, weil sie das Rückspiel zu Hause haben.

Immerhin aber hat sich die Borussia unter Niko Kovač nun tatsächlich stabilisiert. Zum ersten Mal in dieser Saison gab es zwei Siege in Folge, erst das 6:0 gegen Union Berlin, nun das 2:0 beim FC St. Pauli. Dieses Hoch könnte nun zum genau richtigen Zeitpunkt kommen. Denn jetzt hat Dortmund – hoffentlich – wieder das nötige Selbstbewusstsein und die so wichtige Sicherheit. Genau das also, was ihnen über weite Strecken dieser Saison gefehlt hat.

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Kovač wird seine Mannschaft auch richtig auf Lille einstellen, davon bin ich überzeugt. Niko hat wieder Ordnung hineingebracht, das fällt direkt auf. Eine wichtige Änderung: Spieler wie Pascal Groß oder Marcel Sabitzer werden wieder auf den Positionen eingesetzt, auf denen sie sich wohlfühlen. Das ist ein ganz anderes Auftreten, das man von der Borussia zuletzt gesehen hat. Das beste Beispiel dafür haben wir am vergangenen Samstag im Spiel beim FC St. Pauli gesehen: Da hat sich Dortmund zuerst schwergetan – noch vor Wochen hätte es durchaus passieren können, dass sie dort sogar gestolpert wären. Nun aber haben sie sich in die Partie gekämpft und am Ende souverän 2:0 gewonnen.

So müssen sie als Team nun auch gegen Lille funktionieren, stabil hinten stehen, wenig zulassen – und vorne haben sie mit Serhou Guirassy, Maxi Beier oder Karim Adeyemi sowieso die nötige Qualität. Ich traue ihnen durchaus zu, dass sie ihre Saison noch retten können, in der Bundesliga noch die Qualifikation für Europa schaffen und auch in der Königsklasse weiterkommen. Gerade dafür braucht es aber zwei starke Auftritte. Diese beiden Spiele nun gegen Lille sind also ganz wichtig – hier wird sich entscheiden, wie es für den BVB in dieser Spielzeit weitergeht.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“

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