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FC Bayern: "Das wäre lächerlich" – Effenberg nimmt Neuer in Schutz


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Bayern und Neuer nach Pokal-Aus
Das sollte Eberl nicht zu oft machen

MeinungVon Stefan Effenberg

04.12.2024 - 16:26 UhrLesedauer: 4 Min.
Bayern-Torwart Manuel Neuer nach seinem Platzverweis gegen Leverkusen: Bitterer Fehler im Spiel.Vergrößern des Bildes
Bayern-Torwart Manuel Neuer nach seinem Platzverweis gegen Leverkusen: Bitterer Fehler im Spiel. (Quelle: IMAGO/Ulrich Hufnagel/imago-images-bilder)

Der FC Bayern verspielt den ersten Titel der Saison, Manuel Neuer sieht dabei Rot. Wie es mit dem Torwart nun weitergehen sollte – und was Sportvorstand Max Eberl unbedingt lassen sollte, erklärt hier t-online-Kolumnist Stefan Effenberg.

Natürlich ist es bitter, dieses 0:1 des FC Bayern im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Bayer Leverkusen. Im fünften Jahr in Folge schaffen es die Bayern nicht ins Finale nach Berlin, der erste Titel ist weg – unterm Strich ist das eine Riesenenttäuschung.

Aber: Dieses Spiel vom Dienstagabend muss anders betrachtet werden als die Münchner Pokal-Pleiten der letzten Jahre gegen den 1. FC Saarbrücken oder Holstein Kiel. Die Frage ist nach einem solchen Spiel stets: Wie hat man sich verkauft? Und da kamen dieses Mal verschiedene Faktoren zusammen: Leverkusen war selbstverständlich ein ganz anderer Gegner – immerhin kam da der amtierende Double-Sieger in die Allianz Arena, der in dieser Saison erst einmal verloren hat und den Bayern am 5. Spieltag der Bundesliga schon ein 1:1 abtrotzen konnte.

Dann war auch der frühe Platzverweis für Manuel Neuer ein Schlag, der Schlag der Partie. Mit zehn Mann war das dann kein schlechtes Spiel der Bayern, sie haben alles versucht, kamen zu Torchancen. Natürlich hat der verletzte Harry Kane im Angriff gefehlt, da mangelte es letztlich ganz entscheidend an Durchschlagskraft. Du hast aber trotzdem gemerkt: Sie wollten unbedingt. Es ist ihnen in Unterzahl gegen Leverkusen gelungen, das Spiel offenzuhalten, sie haben verhindert, vom Gegner mit einem Mann mehr belagert zu werden. Im Gegenteil haben sie sichtbar alles versucht, was möglich war – gegen eine Mannschaft mit extrem hoher Qualität.

Das Risiko hätte Neuer nicht eingehen müssen

Ich sage deshalb: Trotz der Niederlage können die Bayern mit ihrem Auftritt zufrieden sein – besonders im Vergleich zu den Pokal-Auftritten der vergangenen Jahre. Das wird auch Trainer Vincent Kompany so gesehen haben, für den diese Erfahrung sicher einen großen Lerneffekt bringen wird. Natürlich werden sie in München im Nachgang extrem niedergeschlagen sein, das Aus wird besonders im Mai noch mal wehtun, wenn das Finale gespielt wird und man nur Zuschauer ist. Kompany wird seine Spieler aber wieder aufrichten. Jetzt gilt es ganz einfach, den Fokus voll auf die Meisterschaft zu richten – und auch darauf, in der Champions League das Finale daheim zu erreichen. Das sind jetzt die zwei großen Ziele für die Bayern.

Die Rote Karte für Manuel Neuer war indes genau das: Eine klare Rote Karte, da soll mir niemand etwas anderes erzählen. Er war letzter Mann, er hat Leverkusens Jeremie Frimpong gefoult – also war der Platzverweis folgerichtig. Natürlich kann man infrage stellen, ob er in diesem Moment die Situation richtig eingeschätzt hat. Schließlich waren Konrad Laimer und Dayot Upamecano mit Frimpong mitgelaufen. Neuer weiß doch auch: Wäre er im Tor geblieben, hätte wohl Laimer in den Zweikampf mit dem Leverkusener Angreifer gemusst – und wenn Frimpong dann trotzdem getroffen hätte, wären noch immer 75 Minuten geblieben, um das Spiel elf gegen elf auszugleichen oder sogar zu drehen. Das Risiko hätte er nicht eingehen müssen.

Aber: Ein konsequenter Torwart, der einmal einen Entschluss gefasst und den ersten Schritt gemacht hat, der zieht diesen dann auch weiter durch und zögert nicht. Da gibt es dann kein "Stopp" mehr – das ist bei Torhütern so, und das wurde Neuer nun leider zum Verhängnis. Jedem Schlussmann, der sich zum Herauskommen entschieden hätte, wäre das genauso passiert.

Helfen wird ihm dieser Gedanke aber nicht. Gerade für Neuer – und auch für Thomas Müller – ist dieses Aus schließlich besonders schmerzhaft. Der Vertrag läuft aus, die Zukunft ist unklar, vielleicht war es die letzte Chance auf den Pokal. Das wird sowohl Neuer als auch Müller jetzt umtreiben.

Eberl muss noch das richtige Maß finden

Kommen die Bayern jetzt ins Grübeln? Setzt dort nun ein Umdenken ein, vielleicht schon zur kommenden Saison auf eine neue Nummer eins im Tor zu setzen? Das Fass möchte ich gar nicht aufmachen. Ich bin mir sicher: Neuer wird selbst entscheiden, ob er noch ein Jahr dranhängen will, ob er den Klub verlässt oder sogar ganz aufhört. Und diese Entscheidung wird und muss er zeitnah treffen, um für alle Seiten Klarheit zu schaffen. Er hat im Sommer mit seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft ja selbst vorgemacht, wie es geht. Genau so muss er das nun auch auf Vereinsebene handhaben.

Fakt ist schließlich auch: Manuel Neuer ist noch immer ein sehr, sehr guter Torwart. Es sollte jetzt nicht der Fehler gemacht werden, ihn wegen dieses einen – zweifelsohne verheerenden – Patzers öffentlich anzuzählen. Das wäre lächerlich. Bei Müller wurde nach seiner vergebenen Top-Chance am vergangenen Wochenende gegen Borussia Dortmund schließlich auch nicht gefragt: Ist er noch der Richtige? Was nämlich nicht vergessen werden darf: Die Bayern hatten zuletzt eine Serie von sieben Spielen ohne Gegentor. Und daran hatte Neuer einen nicht unwesentlichen Anteil.

Etwas ist mir nach dem Spiel noch aufgefallen: Sportvorstand Max Eberl hat bei einigen Reporterfragen sehr dünnhäutig geantwortet. Das sollte er nicht zu oft machen. Auch nach der 1:4-Niederlage gegen den FC Barcelona in der Champions League hatte Eberl ähnlich reagiert. Eine klare Kante weiß ich zwar zu schätzen, und es ist gut möglich, dass Max da ein wenig die Rolle von Uli Hoeneß übernehmen will, der früher gerne die Aufmerksamkeit auf sich zog, um von der Mannschaft abzulenken. Er muss da aber noch das richtige Maß finden.

Und auch er ist jetzt gefragt. Aus den letzten drei Spielen gab es: einen Sieg gegen Paris Saint-Germain, ein Unentschieden gegen Borussia Dortmund und eine Niederlage gegen Bayer Leverkusen. Für den FC Bayern ist das keine gute Bilanz. Und ein Titel ist jetzt weg.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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