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FC Bayern | Effenberg: Nagelsmann-Absage ist gut für den Rekordmeister


Meinung
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Nagelsmann bleibt Bundestrainer
Das macht die Situation wirklich kompliziert

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 19.04.2024Lesedauer: 5 Min.
Julian Nagelsmann: Sein Vertrag beim DFB wurde verlängert.Vergrößern des Bildes
Julian Nagelsmann: Sein Vertrag beim DFB wurde verlängert. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON)
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Julian Nagelsmann bleibt bis zur WM 2026 Trainer der DFB-Elf. Eine Rückkehr zum FC Bayern ist damit vom Tisch. Das ist gut für den Rekordmeister.

Julian Nagelsmann hat seinen Vertrag beim DFB als Bundestrainer bis 2026 verlängert. Das ist eine nachvollziehbare Entscheidung. Es ist das Allerwichtigste, dass vor der Heim-EM damit jetzt Ruhe drin ist bei der Nationalmannschaft. Es wurde ja zuletzt viel über das Vertragsthema diskutiert, was Nagelsmann vor ein paar Wochen selbst mit angeschoben hat. Jetzt gibt es eine definitive Antwort und damit Ruhe. Also genau das, was der DFB braucht, wenn die Europameisterschaft losgeht. Es ist ein richtiger und guter Zeitpunkt, diese Personalie jetzt zu klären. Jetzt weiß jeder, wie es nach dem Turnier weitergeht, und du hast keine Diskussion während der EM.

Die Entscheidung, als Bundestrainer weiterzumachen, ist auch deshalb richtig, weil Nagelsmann den Kader mit seiner letzten Nominierung richtungsweisend verändert hat. Das war eine ganz wichtige Situation vor den beiden Siegen gegen Frankreich und die Niederlande. Es waren Veränderungen für die Zukunft. Dann weiter mit an Bord zu bleiben und diesen Weg auch selbst weiterzuführen, ist nur logisch. Nagelsmann wird die Nationalmannschaft jetzt für zwei Turniere betreuen und setzt damit ein Zeichen, dass er sich zu hundert Prozent mit seiner Aufgabe identifiziert.

Völler hat Nagelsmann den Weg geebnet

Einen Bundestrainer zu haben, der für ein bis zwei Turniere zuständig ist, ist genau richtig. Ich finde es auch gut, dass es kein Vertrag ist, der noch länger läuft. In Zukunft liegen vielleicht andere Dinge vor Nagelsmann. Es wäre schade gewesen, wenn er den von ihm vorangetriebenen Weg mit dem neuen Kader nicht weiter mitgegangen wäre.

Rudi Völler, der bereits zuletzt ebenfalls bis 2026 als Sportdirektor beim DFB verlängerte, hat ihm den Weg quasi geebnet. Auch er tut der Nationalmannschaft richtig gut. Nach den beiden Siegen zuletzt ist auch mit dem Völler-Deal eine gewisse Euphorie entstanden. Viel mehr, als Völler an deiner Seite zu haben, geht nicht. Das war für Nagelsmann mit Sicherheit auch ein wichtiger Faktor. Nach dem Motto: Völler zieht vor und er dann nach. Die Zusammenarbeit ist offenbar sehr gut. Das passt zwischen den beiden.

Das alles macht Sinn, auch die Vertragslaufzeiten und das damit Begrenzte. Jetzt liegt es auch an den Spielern, was daraus entstehen kann.

Nagelsmanns Absage ist gut für Bayern

Für den FC Bayern, bei dem eine Rückkehr von Nagelsmann im Gespräch war, ist die getroffene Entscheidung ebenfalls gut. Auch die Münchner haben jetzt eine klare Antwort bekommen. Sie können Nagelsmann jetzt abhaken und sich auf andere Kandidaten konzentrieren. Wenn die Bayern Nagelsmann wirklich unbedingt zu 100 Prozent gewollt hätten, wäre das wahrscheinlich schon vor drei, vier Wochen über die Bühne gegangen. Nagelsmanns Entscheidung ist aber eine gute im Sinne des deutschen Fußballs.

Bayerns Trainersuche ist eine zweifellos extrem schwierige Aufgabe. Für die Verantwortlichen ist es die größte Herausforderung der vergangenen zehn, 15 Jahre. Auch, weil der Markt nicht so viel hergibt. Nagelsmanns Vertragsverlängerung macht die Sache mit Sicherheit nicht einfacher. Aber das ist eben kein Wunschkonzert. Bayern München wird am Ende sicher trotzdem einen guten Trainer präsentieren. Es bleibt aber spannend, weil viele Dinge bislang nicht aufgegangen sind.

Das ist eine Genugtuung für Tuchel

Spannend ist auch die Situation mit Noch-Trainer Thomas Tuchel. Er steht jetzt mit der Mannschaft im Halbfinale der Champions League. Der Schritt nach Wembley ist nicht mehr so weit weg und damit auch der Titel möglich. Trotzdem wurde schon vor Wochen entschieden, nicht mit ihm weiterzumachen. Das macht die Situation wirklich kompliziert.

Dass Tuchel am Ende doch noch weitermacht, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Wenn man eine Entscheidung trifft und sie so klar kommuniziert, wie der FC Bayern, sollte man auch dabei bleiben. Ansonsten geht es auch um die Glaubwürdigkeit der Verantwortlichen.

Für Tuchel ist der Halbfinaleinzug aber ein Stück weit Genugtuung, egal, was jetzt gegen Real passiert. Er hat damit gezeigt, dass er es sehr wohl kann und es draufhat. Nur ihm den schwarzen Peter für diese in der Meisterschaft und im Pokal enttäuschende Saison zuzuschieben, ist nicht fair. Er hat im schwierigsten Wettbewerb gezeigt, dass die Mannschaft hinter ihm steht.

Bayern hat Serge Gnabry und Kingsley Coman verletzungsbedingt verloren, es aber trotzdem geschafft, das Viertelfinale gegen den FC Arsenal zu überstehen. Das war auch Tuchels Verdienst, der das mit seiner taktischen Aufstellung geschafft hat. Es war auch sein Sieg.

Bayerns Trainersuche bleibt hochspannend

Vielleicht war es früher so, dass, wenn die Bayern einen Trainer haben wollten, sie ihn immer auch bekommen haben. Das hat sich aber ein bisschen geändert. Das hat auch Xabi Alonsos Verbleib in Leverkusen gezeigt.

Bayern-Sportdirektor Christoph Freund und Max Eberl werden sich weiterhin intensiv mit der Trainerfrage beschäftigen. Spätestens bis zur EM werden sie auch eine Entscheidung treffen müssen. Das ist im Sinne des Vereins, der Mannschaft und der Kaderplanung auch nötig. Du kannst dieses Thema nicht mit in den Sommerurlaub nehmen.

Es bleibt hochinteressant zu beobachten, dass so eine Entscheidung auch für den FC Bayern mal sehr schwierig ist.

Bayern muss sich mit Zidane beschäftigen

Auch das Thema Zinédine Zidane ist für mich noch nicht abgehakt. Situationen verändern sich. Ich kann mir vorstellen, dass Bayern ihn schon auf dem Zettel hat.

Wenn er nicht will, ist das Thema relativ schnell erledigt. Aber du musst dich als Bayern München logischerweise mit ihm beschäftigen. Er hatte die größten Erfolge als Spieler und auch als Trainer, hat Real Madrid dreimal in Folge zum Champions-League-Titel geführt. Und schon gezeigt, dass er große Mannschaften coachen kann. Ich habe ja noch selbst gegen ihn gespielt und würde mich mega darüber freuen, wenn er neuer Bayern-Trainer werden würde. Wenn so einer, mit seiner Aura, vor dir steht, dann stehen die Jungs ganz sicher auch stramm.

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Die Sprache ist für mich da kein Ausschlusskriterium. Pep Guardiola, Carlo Ancelotti oder jetzt auch Xabi Alonso in Leverkusen haben gezeigt, dass das keine unüberwindbare Hürde ist. In erster Linie müsste Zidane dazu bereit sein, zu Bayern zu kommen.

Sie haben ihr wahres Gesicht gezeigt

Es bleibt spannend. Für den deutschen Fußball und für mich als Fußballfan war das übrigens eine fantastische Woche. Mit Bayern und Dortmund stehen zwei deutsche Teams im Halbfinale der Champions League und Leverkusen unter den letzten Vier der Europa League. Es haben vorher nicht viele auf Dortmund oder Bayern gesetzt. Sie haben aber ihre wahre Qualität und wahres Gesicht gezeigt.

Darauf können wir wirklich stolz sein. Aber da geht noch mehr. Auch mit Blick auf die Fünf-Jahres-Wertung der Uefa und den möglichen fünften Startplatz für die Champions League, der jetzt greifbar ist, war das enorm wichtig. Aus der Premier League ist dagegen nur noch Aston Villa in der Conference League vertreten. Die Bundesliga hat gezeigt, dass mehr Geld zu haben eben doch nicht alles ist.

Bayern und Dortmund wissen, was mit Real Madrid und Paris Saint-Germain jetzt auf sie zukommt. Sie kennen sich zur Genüge. Die Halbfinals sind für mich komplett auf Augenhöhe. Dass Bayern und der BVB das Rückspiel jeweils auswärts bestreiten müssen, ist vielleicht ein kleiner Nachteil, sollte aber eigentlich keine allzu große Rolle spielen. Die größten Titelchancen hat für mich aber Leverkusen, den Pokal in der Europa League zwei Jahre nach Frankfurt wieder nach Deutschland zu holen.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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