Testspielgegner Niederlande Ein Freiburger im Tor und der "Tulpen-General" an der Linie
Viele bekannte Gesichter erwarten die DFB-Elf bei ihrem Gastspiel in den Niederlanden. Unter der Leitung eines Ex-Bayern-Trainers dirigiert dort ein Klopp-Star die Defensive und ein Barcelona-Profi sorgt für die Tore. Thomas Müller freut sich derweil auf ein Schwätzchen.
Wenn Deutschland und die Niederlande in einem Fußballspiel, und sei es nur eine Freundschaftspartie, aufeinandertreffen, geht es immer auch ums Prestige. Der kleine Nachbar, seit jeher bekannt für seinen technisch feinen und attraktiven Offensivfußball, will dem großen Nachbarn die Grenzen aufzeigen – und umgekehrt.
Begründet ist die Brisanz durch viele historische Duelle, beginnend mit dem deutschen 2:1-Sieg im WM-Finale 1974. Nur 1988 im EM-Halbfinale konnte sich Oranje (2:1) in einem K.o.-Spiel bei einem Turnier gegen Deutschland durchsetzen.
Zwei Jahre später siegte die DFB-Elf im WM-Achtelfinale in Mailand, das durch die Spuckattacke von Frank Rijkaard gegen Rudi Völler überschattet wurde, wieder mit dem gleichen Resultat. Insgesamt ist die Bilanz in 44 Spielen mit 16 Siegen, 16 Remis und 12 Niederlagen positiv für Deutschland. Das letzte Aufeinandertreffen fand im September 2019 im Rahmen der EM-Quali statt. Damals siegten die Niederlande mit 4:2 in Hamburg.
Müller freut sich auf van Gaal
Trotz der Rivalität ist es auch ein Duell unter Bekannten. Trainer bei der Elftal ist – wieder einmal – Louis van Gaal. Der ehemalige Bayern-Trainer hat bereits zum dritten Mal das Amt des Bondscoaches inne. Er hatte nach dem Achtelfinal-Aus bei der EM 2021 von Frank de Boer übernommen.
Von Hansi Flick bis Thomas Müller – alle lobten vor der Partie den "Tulpen-General", wie der Oranje-Coach in München einst tituliert worden war. Bleibenden Eindruck und wichtige Strukturen habe er beim deutschen Rekordmeister hinterlassen, meinte Flick, der Jahre später zum Münchner Erfolgscoach wurde. Müller, von van Gaal geformt und gefördert, freut sich ebenfalls auf ein Wiedersehen. "Die Zeit nehmen wir uns", kündigte Müller ein Schwätzchen an.
Aus der Bundesliga vertraute Namen finden sich auch im Aufgebot wieder: Freiburg-Torwart Mark Flekken, der beim 4:2 gegen Dänemark am Wochenende sein Debüt feierte, BVB-Stürmer Donyell Malen, der gerade von Wolfsburg nach Burnley gewechselte Wout Weghorst und der frühere Bremer Davy Klaassen.
Die Defensive organisiert und hält Kapitän Virgil van Dijk zusammen. Unter Jürgen Klopp in Liverpool ist er in den letzten vier Jahren zu einem der besten Innenverteidiger der Welt aufgestiegen. Nach seinem Kreuzbandriss im vergangenen Jahr ist er wieder auf dem Niveau seiner Vor-Verletzungszeit. Der Star und Torjäger in der Offensive ist Memphis Depay vom FC Barcelona (76 Länderspiele, 39 Tore).
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Große Inkonstanz auf der Torwartposition
Müsste man eine Schwachstelle bei den Niederländern ausmachen, so wäre es wohl die Torhüterposition. Dort hat man keinen Schlussmann von Weltklasseformat. Wochenend-Debütant Flekken (bereits 28 Jahre alt) wird auch gegen die DFB-Elf das Tor hüten. Neben ihm befinden sich mit Joel Drommel (noch ohne Länderspiel) ein noch unerfahrener und mit Tim Krul (bereits 33, aber auch erst 15 absolvierte Länderspiele) ein kaum mehr erprobter Torwart im Kader.
Die eigentliche Nummer eins, Justin Bijlow (24 Jahre / 6 Länderspiele) von Feyenoord Rotterdam, fehlt aktuell nach einer Fuß-OP. Er debütierte erst im vergangenen September, somit fehlt ihm ebenfalls noch die internationale Erfahrung. Der vorherige Stammtorwart, Jasper Cillessen vom FC Valencia, verpasste die EM im vergangenen Sommer, sodass der inzwischen aus der Elftal zurückgetretene Maarten Steekenburg mit 38 Jahren noch bei der Endrunde im Tor stand.
Cillessen ist aktuell ebenfalls verletzt, hütete zuletzt im November das Tor. Es war sein einziges Länderspiel in den letzten eineinhalb Jahren. Munteres Wechselspiel statt Konstanz also zwischen den niederländischen Pfosten.
Dennoch qualifizierten sich die Niederlande souverän als Erste ihrer Gruppe vor der Türkei und Norwegen direkt für die Weltmeisterschaft in Katar. Dort könnte es dann ein Wiedersehen mit Deutschland geben. Weil man bei der Auslosung der WM-Gruppen am Freitag wahrscheinlich im gleichen Lostopf landet, aber erst in der K.o.-Phase. Was der Brisanz des Duells – und das hat die Vergangenheit gezeigt – keinen Abbruch tun würde. Im Gegenteil.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa