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Ligue 1: Wie AS Monaco mit Bundesliga-Expertise PSG angreift


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Umbruch an der Côte d'Azur
Wie AS Monaco mit Bundesliga-Expertise PSG angreift


Aktualisiert am 21.02.2021Lesedauer: 5 Min.
Niko Kovac: Der Ex-Bayern-Coach soll Monaco als Trainer zurück zum Erfolg führen.Vergrößern des Bildes
Niko Kovač: Der Ex-Bayern-Coach soll Monaco als Trainer zurück zum Erfolg führen. (Quelle: Panoramic/imago-images-bilder)
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Niko Kovač, Paul Mitchell, Kevin Volland – sie alle haben in der Bundesliga herausragende Arbeit geleistet, sie alle wurden im Sommer nach Monte-Carlo gelockt, um "ein neues Kapitel" aufzuschlagen.

George Weah, Youri Djorkaeff, Thierry Henry, David Trezeguet, Kylian Mbappé. Stellt man eine Liste der spektakulärsten Offensivspieler der vergangenen 30 Jahre auf, kommt man an diesen Namen nicht vorbei – und damit auch nicht an dem Verein, bei dem sie alle zur Weltklasse gereift sind: die AS Monaco.

Der Klub aus dem gleichnamigen Fürstentum an der Côte d’Azur zählt zu den erfolgreichsten Klubs der französischen Ligue 1. Acht Mal gewannen die Monegassen seit 1961 die Liga, 2004 stürmten sie sensationell ins Endspiel der Champions League auf Schalke. Doch nach dem bislang letzten Meistertitel 2017 und dem 180-Millionen-Euro-Abschied von Wunderstürmer Mbappé zu Paris Saint-Germain verfiel Monaco in eine Sinneskrise: Auf die Vizemeisterschaft 2018 folgte 2019 der Fast-Abstieg, 2020 wurde das europäische Geschäft erneut klar verpasst.

Monaco-Boss Petrov: RB Leipzig Vorbild für die Zukunft

"Am Ende der vergangenen Saison war uns klar, dass wir ein neues Kapitel schreiben müssen, um unsere langfristigen Ziele – zu den Spitzenteams der Ligue 1 gehören und gut im Europapokal abschneiden – zu erreichen", erklärt Monacos Vizepräsident Oleg Petrov t-online. Als Vorbild für den ausgerufenen Neuanfang diene RB Leipzig, so Petrov, schließlich gehe es auch bei den Sachsen darum, "nicht nur Spiele zu gewinnen, sondern ein Projekt für die Zukunft aufzubauen." Es ist also nur folgerichtig, dass die ASM im Sommer sukzessive geballte Bundesliga-Expertise akquirierte. Das Ziel: die AS Monaco mittelfristig wieder zu Meistertiteln führen und die Champions League aufmischen.

Der erste Abschnitt dieses neuen Kapitels der AS Monaco handelt von Paul Mitchell. Der Engländer wurde Mitte Juni 2020 als neuer Sportdirektor vorgestellt. Eine neue Funktion für den 39-Jährigen, war er in den vergangenen Jahren vor allem als weltweit geschätzter Talentscout beschäftigt. Mitchell selbst macht sich jedoch nicht viel aus seinem neuen Jobtitel. "Meine Rolle und die Aufgaben sind nahezu identisch zu denen, die ich in meinen bisherigen Jobs übernommen habe", wiegelt er auf Nachfrage ab.

Die Monegassen warben Mitchell vom Red-Bull-Konzern ab, in dem er besonders während seiner Station in Leipzig zwischen 2017 und 2019 einen nachhaltige Kaderaufbau leistete. Die Franzosen Ibrahima Konaté (18, FC Sochaux, zwei Millionen Euro Ablöse), Nordi Mukiele (20, HSC Montpellier, 16 Millionen Euro) und Christopher Nkunku (21, Paris Saint-Germain, 13 Millionen Euro) wurden alle auf Grundlage von Mitchells ausgiebigem Scouting verpflichtet und sind heute Stützen der Leipziger Stammelf. Dass Mitchell nun ausgerechnet in der französischen Ligue 1 seine erste Stelle als Sportdirektor antritt, wirkt schlüssig. Er selbst sagt über seine Entscheidung für Monaco: "Ich habe in den Gesprächen mit Oleg Petrov gespürt, dass der Verein große Lust hat, sich neu aufzustellen und etwas Langfristiges zu schaffen. Ich war mir sicher, dass ich durch meine Erfahrung Monaco bei diesem Neuaufbau helfen kann. Es ist wirklich eine harte Aufgabe, aber eine, die ich sehr genieße."

EX-RB-Scout Mitchell startet in Monaco mit einer Entlassung

Im Gegensatz zu Leipzig war Mitchells erste Amtshandlung in Monaco jedoch nicht das Auskundschaften französischer Top-Talente, sondern: eine Kündigung. Die kassierte Robert Moreno. Mitchell traute dem spanischen Cheftrainer, der die ASM in der durch die Corona-Pandemie abgebrochenen Saison übernahm und auf einen mausgrauen neunten Platz führte, nicht zu, das Gesicht des sportlichen Umbruchs zu sein. Diese Rolle soll Niko Kovač übernehmen.

Der Kroate bewies bei Eintracht Frankfurt eindrucksvoll, dass er ein Coach für kurzfristige Erfolge und mittelfristige Teamentwicklung ist. Mit ihm rettete sich die SGE 2016 noch kurz vor knapp in die Relegation und entging dort dem Abstieg, stabilisierte und fand in der Folgesaison zu sich, um 2018 zum ersten Mal seit 30 Jahren den DFB-Pokal zu gewinnen und in den Europapokal einzuziehen.

Einen solchen auf den Horizont ausgerichteten Weg wollen sie nun auch an der Côte d’Azur einschlagen – und statten Kovač auch deshalb mit dem Mitspracherecht aus, das er während seiner unglücklichen Zeit beim FC Bayern vermisste. In Monaco haben seine Wünsche und Worte Gewicht, die Zusammenarbeit mit Mitchell ist wesentlich enger und vertrauter als die mit den Funktionären an der Säbener Straße. "Es ist mein Job, ihn zu unterstützen und ein Umfeld zu schaffen, in dem er in seiner Rolle als Coach aufblühen kann", erklärt Mitchell sein Selbstverständnis als Vorgesetzter. "Niko ist ein sehr guter Trainer und ein intelligenter Mann", lobt der Sportdirektor den 49-Jährigen. "Ich genieße unsere Beziehung und unsere täglichen Diskussionen darüber, wie wir uns stetig verbessern können."

Vollands Leistungen explodieren dank Kovač

Auch aufgrund des Vertrauensverhältnisses zwischen Kovač und Mitchell landete ein bundesligaweit geschätzter Goalgetter im Spätsommer 2020 im Fürstentum: Kevin Volland.

Der 28-Jährige gilt als absoluter Wunschspieler Kovačs, der Kroate wollte ihn bereits zum FC Bayern locken, stieß mit seinem Vorschlag jedoch auf taube Münchner Ohren. Nun treffen die beiden also an der Mittelmeerküste aufeinander – und mischen nach kurzer Anlaufzeit die Ligue 1 auf. 20 Torbeteiligungen hat Volland in bisher 23 Liga-Einsätzen bereits gesammelt (zwölf Treffer, acht Assists), ist damit der aktuell beste deutsche Scorer im Profifußball. Mit der AS Monaco grüßt er aktuell von Tabellenplatz vier – nur sechs Punkte hinter Spitzenreiter OSC Lille.

"Kovač vertraut mir und ich versuche, es ihm mit guten Leistungen zurückzuzahlen. Das klingt jetzt simpel, aber es ist sehr wichtig, dass man sich als Spieler an die Pläne und Vorgaben des Trainers hält", erklärte Volland im Januar im t-online-Interview – und verschwieg dabei, dass die Pläne und Vorgaben Kovačs längst nicht mehr so dogmatisch wie zu Bundesligazeiten sind. Galt er insbesondere zu seiner Münchner Zeit als Sturkopf, der auf sein Spielsystem beharrte und Spieler positionsfremd in ein starres Konzept presste, zeigt sich Kovač in Monaco als lernfähiger und -williger Coach.

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Weil Volland als Linksaußen im zunächst bevorzugten 4-3-3 seine Qualitäten im Abschluss und dem Spiel mit dem Rücken zur gegnerischen Defensive nicht ausleben konnte, stellte Kovač zum zehnten Spieltag auf eine 4-4-2-Grundformation um, in der Volland als Partner des gut zehn Zentimeter kleineren und deutlich quirligeren Kapitäns Wissam Ben Yedder (13 Treffer, fünf Assists) die Sturmspitze gibt. Seitdem eilt nicht nur Volland, sondern das ganze Team von einem Erfolg zum nächsten: Seit dem 16. Spieltag ist Monaco ungeschlagen und gewann zwischenzeitlich sieben Spiele in Folge. Dabei begeistert Kovačs Team Fans und Experten mit lebendigem, offensivem Überfallfußball. Ein Spiel der ASM bedeutet in dieser Saison auch immer Spektakel, fielen im Schnitt doch über 3,5 Tore pro Partie.

Volland und Mitchell dämpfen die Erwartungen

Trotz des gelungenen Einstiegs ins neue Kapitel ist die AS Monaco noch einige Absätze davon entfernt, Paris Saint-Germain seinen Status als Ligaprimus dauerhaft streitig zu machen. Auch ein Sieg im direkten Duell am Sonntag (21 Uhr, live auf DAZN) würde daran vorerst nichts ändern. Das weiß auch Volland: "Wir sind aktuell auf einem guten Weg, aber wir sollten deswegen nicht sofort durchdrehen."

Diese Einordnung des Routiniers ist gerade auch deshalb so wichtig, weil die AS Monaco mit durchschnittlich 24,5 Jahren den zweitjüngsten Kader aller Teams in den europäischen Top-5-Ligen hat. Spieler wie der 19-jährige Abwehrchef Benoît Badiashile (absolvierte 89% aller Spielminuten) und der 20-jährige Offensivwirbelwind Sofiane Diop (fünf Treffer) stecken trotz ihrer herausragenden Leistungen in der bisherigen Saison noch mitten in der Entwicklungsphase. Auch deshalb dämpft Volland weiter die Erwartungen: "Unser Minimalziel ist und bleibt Platz sechs und damit der Einzug in den Europapokal."

Gegen diese Zielsetzung seines Top-Scorers dürfte auch Sportdirektor Mitchell nichts einzuwenden haben, hat er schließlich stets das größere Ganze im Blick. "Hoffentlich führt das, was wir momentan mit einem langfristigen Blick in Monaco aufbauen, auch zu positiven Resultaten", so der sportliche Leiter, "aber das Wichtigste ist und bleibt, dass wir eine nachhaltige Basis für Erfolg schaffen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Korrespondenz mit der AS Monaco
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