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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Messi-Wechsel "Das ist einfach riesig"
Nicht Barcelona, nicht Saudi-Arabien. Lionel Messi spielt künftig in den USA. Warum? Und wer profitiert von dem Deal?
Kein Comeback in Barcelona und kein Karriereende in der Wüste: Für Lionel Messi geht es fortan ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten: die USA. Wo Baseball, Eishockey, Football und Basketball das Land regieren, will der Superstar die Soccer-Welt erobern – gemeinsam mit Inter Miami.
Messi selbst gab am Mittwoch in einem Interview mit den beiden spanischen Sportzeitungen "Mundo Deportivo" und "Sport" bekannt, dass er sich dem Klub von Mitbesitzer David Beckham anschließen will. Auch Inter bestätigte dies auf Twitter.
"Ich habe entschieden, dass ich nach Miami gehe", sagte Messi. Sie seien sich zwar noch nicht zu 100 Prozent einig und "ein paar Dinge müssen noch geklärt werden. Aber wir haben entschieden, dass ich meinen Weg dort fortführe", erklärte er weiter.
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Aber warum ausgerechnet Inter Miami und nicht zurück in die alte Heimat nach Barcelona, oder zu Millionen-Gehältern nach Saudi-Arabien?
Wechsel soll Fußballbeliebtheit ankurbeln
Dass die MLS (Major Soccer League) und die USA von dem Transfer profitieren, liegt auf der Hand. Mit seinem Wechsel soll Messi der ohnehin wachsenden Fußballbeliebtheit im Land einen neuen Schub verleihen – und das zur richtigen Zeit. 2026 sind die USA gemeinsam mit Kanada und Mexiko die Gastgeber der Weltmeisterschaft.
Messi hatte zwar vor der Titelkrönung im Dezember in Katar immer wieder betont, dass die Weltmeisterschaft 2022 seine letzte sei. Wiederholte das nach dem Gewinn des Turniers aber nicht mehr. Doch unabhängig davon, ob Messi selbst bei dem Turnier noch mal antritt, spielt seine Verpflichtung eine wichtige Rolle.
In den USA dominieren aktuell vor allem andere Sportarten: die NBA (Basketball), NHL (Eishockey), MLB (Baseball) und NFL (American Football) sind deutlich beliebter als die Fußball-Liga MLS. Zwar spielten bereits europäische Spieler wie Bastian Schweinsteiger, Zlatan Ibrahimović, Giorgio Chiellini, Xherdan Shaqiri oder Roman Bürki in den USA. Um den anderen Ligen den Rang abzulaufen, hat das aber noch nicht gereicht.
Mit einem Weltstar wie Messi in den eigenen Reihen könnte sich das aber in Zukunft ändern. Zumal nach Messi weitere Namen folgen könnten: Der argentinische Sender "TyC Sports" brachte bereits Profis wie Sergio Busquets, Ikone des FC Barcelona und ab diesem Sommer vorerst frei verfügbar, oder auch Messis uruguayischen Angriffskumpel Luis Suárez als künftige Mitspieler ins Spiel.
Auch Nationalmannschaftskollege Ángel di María wäre nach seinem Aus bei Juventus Turin denkbar. Folgen Messi tatsächlich weitere große Namen, könnte die MLS endlich doch noch zum Angriff auf die traditionellen US-Sportarten blasen.
Schon jetzt macht sich der Hype um Messi deutlich bemerkbar, etwa in den sozialen Medien: Inter Miami hat seine Follower auf Instagram innerhalb weniger Stunden mehr als verfünffacht. Vor Bekanntgabe des Wechsels folgten dem Klub rund eine Million Menschen. Mittlerweile sind es fünf Millionen – Tendenz steigend.
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Auch die Ticketpreise gehen schon jetzt in die Höhe: Während das günstigste Ticket für das Heimspiel gegen die New York Red Bulls im August 2023 vor Messis Verpflichtung noch 30 US-Dollar kostete, gibt es nun einem Bericht zufolge keine Tickets mehr unter dem Preis von 402 US-Dollar.
"Einer der größten Fußballspieler aller Zeiten"
Trotz der hohen Preise gehen die Reaktionen auf seinen Wechsel alle in eine Richtung: Begeisterung. Wie die "New York Times" schrieb, werde Messi "noch mehr Aufmerksamkeit liefern für die Liga im Vorfeld der WM 2026". Auch intern der MLS gab es bereits positive Worte. Der Torschützenkönig der vergangenen Saison, Hany Mukhtar vom Nashville SC, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Ich denke, das sagt viel über die Liga aus: dass sie am Wachsen ist."
"Messis Entscheidung, in den USA zu spielen, könnte der größte Schub jemals sein für den amerikanischen Fußball auf professionellem Niveau", schrieb die US-Nachrichtenagentur AP. Und weiter: "Einen Spieler zu bekommen, der kaum schlechter ist als auf seinem Höhepunkt, nur Monate nachdem er den WM-Pokal gestemmt hat, ist einfach riesig."
Die MLS selbst reagierte auf den prominenten Zugang für Inter Miami: "Wir sind erfreut, dass Lionel Messi gesagt hat, er beabsichtige, sich Inter Miami und der Major Soccer League in diesem Sommer anzuschließen." Die Liga freue sich darauf, "einen der größten Fußballspieler aller Zeiten in unserer Liga willkommen zu heißen".
Barcelona zu unsicher
Aber warum lässt sich Messi auf den Deal ein? Was hat er davon? Sein Ende bei Paris St. Germain stand schon länger fest. Der Kontrakt mit den Franzosen läuft am 1. Juli 2023 nach zwei Jahren aus. Seither wurde ausgiebig über seine Zukunft spekuliert. Ein oder zwei Saisons bei einem europäischen Topklub wären anhand seines immer noch hohen Leistungsniveaus möglich gewesen.
Deshalb kamen schnell die Gerüchte um eine Rückkehr zum FC Barcelona auf. Doch der Wechsel scheiterte an der finanziellen Situation des Vereins. "Ich wollte das wirklich", sagte Messi noch am Mittwoch über eine Rückkehr zu seinem Herzensklub, "aber nach den Erfahrungen und dem Abschied, den ich dort hatte, wollte ich nicht noch einmal in dieselbe Situation kommen."
Im Sommer 2021 hatte sich Messi unter Tränen aus Barcelona verabschiedet. Der Klub hatte damals wie heute mit massiven Geldproblemen zu kämpfen – und kann sich den Weltstar schlichtweg nicht leisten. "Ich wollte selbst eine Entscheidung treffen, und ich habe mehr Ruhe gesucht", sagte Messi deshalb über die gescheiterte Rückkehr.
Messi: Geld spielte keine Rolle
Neben den Spekulationen um die Barça-Rückkehr gab es Berichte über einen Wechsel nach Saudi-Arabien. Das Land hatte Messi ein lukratives Angebot vorgelegt: Bei Al-Hilal hätten ihm laut Informationen des Portals "The Athletic" bis zu 500 Millionen Euro in der kommenden Saison gewunken.
Doch statt der halben Milliarde entschied er sich für die USA. "Ich wollte Europa verlassen, aus dem Rampenlicht treten und mehr an meine Familie denken", erklärte Messi. Er betonte auch, dass es ihm nie ums Geld gegangen sei: "Wenn dem so wäre, wäre ich nach Saudi-Arabien gewechselt. Es scheint, als wäre dort eine Menge Geld zu holen gewesen." Doch Berichten zufolge konnte sich Messi nicht vorstellen, mit seiner Familie nach Saudi-Arabien zu ziehen.
"Fußball auf eine andere Art leben"
Im Falle von Miami ist das anders: Dort besitzt Messi bereits ein Haus. Zudem hat er es von dort nicht mehr allzu weit in seine Heimat Argentinien.
Sein neuer Klub wurde erst 2018 gegründet und ist damit der 25. Verein der MLS (Major League Soccer). Die Heimspiele trägt Inter Miami im Stadion in Fort Lauderdale aus, das 18.000 Zuschauer besuchen können. Trainiert wird die Mannschaft von Messis Landsmann Javier Morales. Dass der Klub aktuell mit nur 15 Punkten aus 16 Spielen den letzten Platz der Eastern Conference belegt, hielt ihn offenbar nicht von einem Wechsel ab. Es ginge ihm nicht mehr nur um Titel, es sei an der Zeit, "Fußball auf eine andere Art zu leben und meinen Alltag zu genießen", betonte er selbst.
Dass Messi einmal für Inter spielen wird, prognostizierte er schon vor fünf Jahren: In einer Video-Botschaft von 2018 gratulierte er dem ehemaligen Superstar Beckham zur Gründung des Klubs, wie die "Bild" berichtete – und lud sich sogar selbst ein. "Hallo David, erst einmal Glückwunsch. Ich hoffe, es wird alles gut laufen mit dem neuen Projekt und dem neuen Schritt, den du unternimmst. Und wer weiß, vielleicht rufst du mich dann eines Tages an", sagte er in dem Video. Dieser Steilvorlage scheint Beckham nachgekommen zu sein.
Alle profitieren von dem Deal
Und auch wenn er auf ein noch größeres Gehalt in Saudi-Arabien verzichtete, in Miami wird Messi ebenfalls gut entlohnt: Ihm sollen insgesamt 200 Millionen Euro winken, 50 Millionen pro Jahr für vier Spielzeiten, wie die Zeitung "Sport" zuletzt berichtete. Wie viel Geld er aber tatsächlich verdienen wird, ist noch nicht bekannt. Für die Finanzen ist die Liga bei all dem sehr kreativ geworden. Auch Details über die Vertragslaufzeit stehen noch aus.
Medienberichten zufolge sollen spezielle Deals mit Technologie-Riese Apple getroffen worden sein. Der MLS-Sponsor – im Frühjahr war ein Zehnjahresvertrag über 2,5 Milliarden Dollar unterzeichnet worden – soll demnach einen Anteil an den Streaming-Einnahmen anbieten. Am Dienstag gab Apple zudem bekannt, eine vierteilige Dokuserie über Messis fünf WM-Teilnahmen auszustrahlen.
Mit dabei ist auch der deutsche Sportartikelhersteller Adidas, einer der größten MLS-Sponsoren seit vielen Jahren und vertraglich sogar lebenslang mit Messi eng verbunden. Das finanzielle Gesamtpaket sei für Messi wohl schwer abzulehnen gewesen, schrieb "Miami Herald".
Die Zukunft von Messi liegt also nun in den USA. Keine Rückkehr zur Wohlfühloase Barcelona und kein Geldregen in Saudi-Arabien. Miami scheint der perfekte Kompromiss zwischen beidem – und so profitieren am Ende sowohl die MLS als auch Messi von dem Deal.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und SID
- Twitter @marioleo71
- Twitter @JoePompliano
- bild.de: "Auf so viel Geld verzichtet Messi"
- bild.de: "Messi kündigte Miami-Wechsel vor 5 Jahren an!"
- goal.com: "Ein Transfer, der den amerikanischen Fußball für immer verändert"
- watson.ch: "Apple-Geld und Barça-Leihe? Was du zum Messi-Wechsel in die USA wissen willst"
- transfermarkt.de: Profil von Lionel Messi
- transfermarkt.de: "'Einfach riesig': US-Sport reagier begeistert auf Messi-Deal – Statement von Barça'
- n-tv.de: "Inter Miami baut sich für Messi gigantisch um"