Vorwürfe von Spielerberaterin "Er sieht mich als zwei Brüste und einen Arsch"
Mit Aussagen über Zinedine Zidane hat sich der Präsident des französischen Fußballverbandes viel Kritik eingehandelt. Jetzt stehen jedoch weitaus schwerere Vorwürfe gegen ihn im Raum.
Die Fußball-Agentin Sonia Souid erhebt schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten des französischen Fußballverbandes (FFF), Noël Le Graët. In zwei Interviews mit dem TV-Sender "BFMTV" und der Zeitung "L'Équipe" berichtet sie von zahlreichen hartnäckigen Avancen in einem Zeitraum von 2013 bis 2017.
Zu einem ersten Treffen sei es gekommen, nachdem Souid den FFF-Präsidenten eine E-Mail geschrieben habe, um sich über den Frauenfußball in Frankreich auszutauschen, berichtet Souid bei "BFMTV". Daraufhin habe Le Graët sie zu einem Frühstück in einem Restaurant eingeladen. Während des Gesprächs habe er ihr dann auch immer wieder private Fragen gestellt, wobei sie sich aber noch nichts gedacht habe, erklärt Souid.
Einige Monate später habe Le Graët sie dann zu sich nach Hause eingeladen – angeblich, um dort Brigitte Henriques zu treffen, die damals als Generalsekretärin des Verbandes für die Entwicklung des Mädchen- und Frauenfußballs verantwortlich war.
Noël Le Graët wollte Sex
"Ich gehe zur Wohnung, und als ich dort ankomme, gibt es Champagner", erinnert sich Souid in dem Interview. "Ich bin ziemlich überrascht, aber bleibe stoisch und warte. Wir tauschen uns aus, sprechen über Frauenfußball. Nur dass Brigitte Henriques nicht kommt und übrigens auch nie kommen wird", so die 37-Jährige weiter. "Ich weiß nicht, ob er sie über diesen Termin informiert hat. Ich glaube nicht."
Während des Treffens sei es dann zu ersten unangemessenen Annäherungsversuchen gekommen. "Bei diesem Treffen sagte er mir klar und deutlich, dass sich meine Ideen konkretisieren würden, wenn wir näher beieinander wären", so Souid. "Auf jeden Fall wäre er viel motivierter, mir in dieser Richtung zu helfen." Der französischen Zeitung "L'Équipe" sagt sie: "Er hat mir zu verstehen gegeben, dass er möchte, dass ich in seinem Bett lande."
"Er glaubt, er ist unantastbar"
Für sie habe es sich wie eine Ohrfeige angefühlt. Denn sie habe sich kompetent gefühlt, "aber mein Präsident sieht mich als zwei Brüste und einen Arsch in der Tat", sagt die Agentin bei "BFMTV". Sie fügt hinzu: "Ich bin von meinem Präsidenten enttäuscht worden. Für mich muss mein Präsident ein Vorbild sein. Und das war er nicht."
Bis 2017 sei es zu weiteren Textnachrichten gekommen, in denen er sie unter anderem auf eine Flasche Champagner eingeladen habe. Sie sei auf die Angebote nie eingegangen, habe jedoch weiterhin "höflich zu einer Person sein müssen, die mich erniedrigt hat", so Souid in der "L'Équipe". "Er hat vor nichts und niemandem Angst. Er glaubt, er ist unantastbar. Er ist es wahrscheinlich auch."
Es sind nicht die ersten Vorwürfe dieser Art gegen Le Graët, der seit 2011 an der Spitze des Fußballverbandes steht. Bereits im vergangenen Jahr berichteten Mitarbeiterinnen der FFF über sexuelle Belästigungen per Textnachricht. Der 81-Jährige bestritt die Vorwürfe und behauptete, nicht mal zu wissen, wie man Textnachrichten schreibe. Eine Untersuchung des Sportministeriums in der Angelegenheit läuft noch. In den vergangenen Tagen brachten ihm zudem als respektlos wahrgenommene Aussagen über Zinedine Zidane viel Kritik ein. Unter anderem soll sich Le Graët französischen Medienberichten zufolge am Mittwoch bei einem Vorstandstreffen des Fußballverbandes erklären müssen.
- rmcsport.bfmtv.com: "FFF: "IL ME VOIT COMME DEUX SEINS ET UN CUL", LE TÉMOIGNAGE ACCABLANT DE L'AGENT SONIA SOUID CONTRE NOËL LE GRAËT", französisch
- getfootballnewsfrance.com: "FOOTBALL AGENT SONIA SOUID ACCUSES FFF PRESIDENT NOËL LE GRAËT OF INAPPROPRIATE ADVANCES", englisch
- twitter.com: Profil von @DLF_Sport
- sportschau.de: "Mbappé erneut auf Konfrontationskurs mit Verbandschef"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa