Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rekonstruktion Wie es zur Falschmeldung über den Tod Raiolas kam
Mino Raiola lebt. Ein Satz, der eigentlich wenig überraschend ist. Am Donnerstag wurde der Berater jedoch von einigen Medien für tot erklärt. Ein Fehler, der sich schnell verbreitete.
Der mächtige Spielerberater Mino Raiola lag am Donnerstag lebendig im Krankenhaus, als auf seinem Smartphone die Nachrichten über seinen eigenen Tod eintrudelten. Eine offensichtliche Falschmeldung, die sich wie ein Lauffeuer verbreitete. Alle Informationen zum "Fall Raiola" finden Sie hier.
Der Ursprung der Nachricht war für einige Menschen auch Stunden später noch schwer zu durchschauen. Für viele Journalisten fing sie mit einem Tweet des italienischen Journalisten Tancredi Palmeri (215.000 Follower) an. Der – inzwischen gelöschte – Tweet lautete (zum Teil übersetzt):
"BREAKING NEWS
Der italienische Fußballagent Mino Raiola verstarb an einer Krankheit
Er war der Agent von Ibrahimović, Pogba, Haaland etc."
Medien verbreiten Meldung ohne Quellenangabe
Palmeri pflegt gute Kontakte zu Beratern, sein Spezialgebiet sind Transfers. Aber in der Vergangenheit lag er mit einigen Gerüchten um Spielerwechsel falsch. Palmeri nannte keine Quelle für seine Nachricht. Wie sich später herausstellte, war es der TV-Sender TgLa7.
Parallel vermeldeten auch andere italienische Medien den Tod Raiolas. Teilweise ohne dabei eine Quelle zu nennen. So schwappte die Nachricht auch nach Deutschland rüber.
Einige Medien hierzulande übernahmen daraufhin die Meldung und versendeten sie als Push-Mitteilung. Selbst der spanische Topklub Real Madrid bekundete sein Beileid. Parallel riefen jedoch unter anderem der Sport-Informations-Dienst, eine Nachrichtenagentur, und auch t-online bei Raiolas Büro in Monaco an. Die Antwort: Die Nachricht entspricht nicht der Wahrheit, Raiola lebt.
Raiola selbst schafft letzte Zweifel aus der Welt
Zu dem Zeitpunkt hätte es auch sein können, dass die Mitarbeiter des 54-Jährigen weniger gut informiert sind als die italienischen Journalisten. Es hätte beispielsweise sein können, dass sie einen Hinweis aus dem Krankenhaus bekamen, den Raiolas Büro noch nicht hatte. Die Wahrscheinlichkeit war jedoch gering – und Vorsicht daher geboten.
Kurze Zeit später wurden diese Zweifel ad acta gelegt. Es meldete sich die "rechte Hand" des Spielerberaters beim niederländischen TV-Sender NOS zu Wort, stellte ebenfalls klar, dass Raiola lebe. Auch der behandelnde Arzt in Italien betonte dies. Er befinde sich lediglich in einem "kritischen Zustand". Etwas über eine Stunde nach der ersten Publikation des vermeintlichen Todes Raiolas meldete sich der Berater selbst zu Wort und löste damit jegliche Unruhe und Restskepsis auf. Die Medien, die den Tod vermeldet hatten, passten spätestens in diesem Moment ihre Artikel an.
Auch Tancredi Palmeri entschuldigte sich für seinen Tweet. "Ich wollte nicht spekulieren oder 'der Erste sein'. So etwas mache ich nicht. Die Nachricht kam von TgLa7, dem anerkanntesten TV-Sender Italiens, und wurde bestätigt von allen großen italienischen Medien. Aber mein Tweet war falsch und deshalb bin ich erschüttert und entschuldige mich."
Eine "Strafe" verpasste sich Palmeri übrigens selbst: kein Twitter in der kommenden Woche.
- Eigene Recherche