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DFB-Spieler Benjamin Henrichs kritisiert: "Es kommt extrem viel auf einen zu"


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Benjamin Henrichs
DFB-Spieler kritisiert Belastung: "Es kommt extrem viel auf einen zu"

  • Noah Platschko
InterviewVon Noah Platschko

11.11.2020Lesedauer: 4 Min.
Benjamin Henrichs: Der Nationalspieler beklagt die aktuell hohe Belastung.Vergrößern des Bildes
Benjamin Henrichs: Der Nationalspieler beklagt die aktuell hohe Belastung. (Quelle: Moritz Müller/imago-images-bilder)

Alle drei Tage steht er auf dem Platz. Benjamin Henrichs tanzt mit der Bundesliga, dem Pokal, der Champions League und der Nationalelf auf mehreren Hochzeiten. Was macht das mit einem Spieler?

Vor drei Jahren gewann er mit Deutschland den Confed Cup. Nach drei Jahren Abstinenz feierte er im Oktober sein Comeback. Vier Länderspiele hat Benjamin Henrichs bislang absolviert. Sein bis heute letztes im Testspiel gegen die Türkei im Oktober. Einen Monat später ist der Profi von RB Leipzig wieder nominiert – und hofft auf seine Chance, den Bundestrainer zu überzeugen.

Im Interview mit t-online spricht Henrichs über zwei schwierige Jahre in Frankreich, die aktuell hohe Belastung als Fußballprofi und darüber, was sein großer Vorteil in der Nationalmannschaft ist.

t-online: Herr Henrichs, wie geht es der Patellasehne? Sie hatten damit zuletzt ein paar Probleme. Sind Sie fit für die kommenden Spiele?

Benjamin Henrichs (23): Ich hatte im Sommer eine lange Pause, weil die Saison in Frankreich unterbrochen war. In den vergangenen Wochen waren es nach meinem Wechsel nach Leipzig dann auf einmal sehr viele Spiele. Ich hoffe, dass es für das Tschechien-Spiel heute Abend schon reicht. Aber ein Spiel wird es auf jeden Fall.

Generell ist die Belastung derzeit ja ziemlich hoch. Bundesliga. Champions League. Nationalmannschaft.

Es kommt extrem viel auf einen zu. Insbesondere die Reisen darf man nicht unterschätzen. Für die Champions League bist du drei Tage weg, dann hast du wieder ein Auswärtsspiel in der Bundesliga, in denen du zwei Tage unterwegs bist. Dir bleiben dann vielleicht zwei Tage zuhause. Da müssen wir Spieler jetzt durch.

Vergangenen Monat mussten Sie bereits nach dem Türkei-Spiel die Heimreise antreten. Wie zuversichtlich sind Sie, dieses Mal länger dabei zu sein?

Im Oktober gab es die Absprache, dass ich nach dem Türkei-Spiel wieder abreise. Diese Absprache gibt es dieses Mal nicht.

Bleibt bei der Terminhast überhaupt Zeit zur Erholung?

Es ist nicht einfach. Du hast samstags ein Spiel, bist den Tag danach kaputt. Den zweiten Tag danach bist du eigentlich noch kaputter, hast dann aber schon wieder Abschlusstraining vor dem nächsten Spiel.

Wie regenerieren Sie am besten?

Ich achte auf guten Schlaf, das hilft mir. Zudem gehe ich in Leipzig immer in die Kältekammer. In dem Raum sind -110 Grad. Danach fühle ich mich wieder frisch.

2017 gewannen Sie den Confederations Cup, vor ihrer Nominierung im Oktober waren Sie bei der Nationalmannschaft aber drei Jahre außen vor. Hatten Sie Zweifel, ob der Bundestrainer Sie überhaupt nochmal kontaktieren würde?

Ich hatte keine einfache Zeit in Monaco. Die zwei Jahre (von 2018 bis 2020, Anm. der. Red.) waren schwierig. Wir haben als Mannschaft technisch nicht abgeliefert, mussten gegen den Abstieg kämpfen. Meine Erwartungen waren andere. Die U21-EM 2019 verlief dann sehr positiv, in der Zeit stand ich auch mit dem Bundestrainer in Kontakt. Kurz darauf war ich aber wieder verletzt. Es war alles nicht so einfach, aber jetzt bin ich froh, wieder für Deutschland spielen zu können.

Hatten Sie das Gefühl, während Ihrer Zeit in Monaco weniger im Blickfeld von Joachim Löw zu stehen?

Ich denke, das kommt ganz auf den Spieler an. Thilo Kehrer in Paris war und ist das beste Beispiel, dass so ein Schritt in die richtige Richtung gehen kann. Am Ende kommt es darauf an, wie du performst. Wenn du dein Bestes abrufst, landest du bei der Nationalmannschaft.

Oliver Bierhoff sprach am Montag von einer "dunklen Wolke" über der Nationalmannschaft. Wie nehmen Sie den Blick der Öffentlichkeit auf das DFB-Team wahr?

Nach meinem letzten Einsatz gegen die Türkei hatte ich das Gefühl, dass sich die Öffentlichkeit stark an den Ergebnissen orientiert. Es wurde nicht darauf geachtet, ob ein Spieler lange nicht dabei war oder er eine starke Belastung hinter sich hatte. Es wurde auf das 3:3 geguckt. Da wurde drauf geschossen. Der Fokus lag nicht auf dem Gesamtbild.

Sie haben gegen die Türkei 90 Minuten durchspielen dürfen. Was ist Ihr Ziel in der Nationalmannschaft?

Mein erstes Ziel ist es, den Kaderplatz zu sichern – und es im zweiten Schritt dem Bundestrainer so schwer wie möglich zu machen, an mir vorbeizukommen.

Wie sehr kommt Ihnen dabei Ihre Flexibilität zu Gute?

Das ist sicher kein Nachteil. Ich habe unter Julian Nagelsmann in den ersten vier Spielen auf vier verschiedenen Positionen gespielt. Bei ihm war ich im Abschlusstraining auf der Rechtsverteidigerposition, im Spiel selbst hat er mich dann zeitweise auf der Achter- und auf der Sechserposition eingesetzt. Ich bin also darauf eingestellt, verschiedene Aufgaben zu übernehmen.

Sie gelten generell als mündiger Profi, sind im Juni auch im Rahmen der Black-Lives-Matter-Bewegung auf die Straßen gegangen. Hat sich unsere Gesellschaft in puncto Rassismus in den vergangenen Jahren weiterentwickelt?

Es gibt Rassismus, aber es gibt auch einen unwissenden Rassismus. Wichtig ist, dass man die Leute, die vielleicht nicht wissen, was sie sagen, darauf hinweist, dass sie sich rassistisch äußern. Wenn sich dann etwas ändert, kann man sagen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Aber wenn sich Leute stur stellen und ihren eigenen Rassismus nicht anerkennen, dann hinkt die Entwicklung.

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