19 Jahre nach dem BVB Deutscher Drittligist geht an die Börse
Ein Drittligist an der Börse? Komplett verrückt. Oder doch nicht? Die SpVgg Unterhaching wagt den Schritt – auch wenn dieser anderen Klubs erhebliche Probleme bereitet hat.
Manfred Schwabl hat bereits einen Notfallplan aufgestellt. Sollte sich für den Börsengang seiner SpVgg Unterhaching wider Erwarten niemand interessieren, "kauf ich die Aktien eben selber", sagt der Präsident des Fußball-Drittligisten augenzwinkernd.
Zweitliga-Aufstieg bis 2022 als Ziel
Tatsächlich verbindet der ehemalige Bundesligist, der sich im Juli als zweiter deutscher Profiklub nach Borussia Dortmund vor 19 Jahren aufs Parkett wagen will, mit dem Börsengang große Hoffnungen. Das Vorhaben sei keine "Idee vom Biertisch", sagt Schwabl, "wir spielen nicht Harakiri". Vielmehr sei das Wagnis in einer Machbarkeitsstudie bereits seit Ende 2017 geprüft worden. "Der Börsengang ist für Anleger und uns attraktiv", meint Schwabl. Das Ziel: Der Zweitliga-Aufstieg bis 2022.
Aber warum ausgerechnet Haching? "Als kleiner Verein muss man innovativ sein, sonst hat man nichts verloren im Haifischbecken Profifußball", sagt Schwabl. Die SpVgg erreiche mit dem Börsengang "finanzielle Planbarkeit für die kommenden Jahre". Der Kader ließe sich verstärken, die Infrastruktur verbessern – "ohne Schulden oder Abhängigkeit von einem Mäzen". Im Aufstiegsfall winke den Aktionären angesichts dann steigender Erlöse bei TV-Geldern, Ticketeinnahmen und im Sponsoring ein Gewinn.
50 Prozent der Anteile bleiben beim Klub
Zunächst hat die Hachinger Fußball GmbH & Co. KGaA mit verschiedenen Investoren das Eigenkapital um rund vier Millionen Euro erhöht, weitere acht Millionen sollen bis zum Verkaufsstart dazukommen. Der Ausgabepreis wird wohl bei acht Euro liegen. 50 Prozent der Anteile bleiben beim Klub, Schwabl als Geschäftsführer soll 16,6 Prozent halten, der Rest ist für jedermann zugänglich. Claus Lemke von Emissionspartner Portfolio Control aus Starnberg sieht "gute Chancen für die Hachinger Aktie", sein Kollege Jörg Flechtner gar ein "Leuchtturmprojekt".
Bleibt die Frage, warum diesen Schritt nach dem BVB bisher kein deutscher Klub wagte? Da ist zum einen die Mitglieder- und Fankultur, die die Sache bei vielen Vereinen verkompliziert. Dazu kommt, dass Börsengänge im Fußball keine reine Erfolgsgeschichte sind. Nach dem Boom in England in den 1990er-Jahren haben sich dort inzwischen fast alle Klubs wieder zurückgezogen. Auf der Insel setzt man nun lieber auf die Investments von Scheichs und Oligarchen.
Nur wenige Top-Klubs an der Börse notiert
Europaweit sind rund zwei Dutzend Klubs an der Börse notiert, darunter nur wenige Spitzenteams wie Manchester United, Juventus Turin, Ajax Amsterdam oder der BVB. Wer auf Dividenden setzt, ist mit Fußballaktien schlecht beraten – sie bewegen sich oft nur im Centbereich. Wenn überhaupt. Anleger scheuen Risiken, die es bei anderen Aktien nicht gibt, wie sportlichen Erfolg, Verletzungen oder häufige Personalwechsel auch im Führungsbereich.
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Als etwa Ajax im Mai im Halbfinale der Champions League scheiterte, verlor das Klubpapier binnen 24 Stunden ein Drittel seines Wertes. Dass dagegen auch kleine Klubs auf dem Parkett eine gute Figur machen können, machte Teteks Tetovo vor. Der Verein aus Nordmazedonien legte laut dem Portal Wallstreet Online von 2014 bis 2019 um über 400 Prozent zu.
- Nachrichtenagentur sid