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WM 2018: Argentinischer Wahnsinn – bei Messis wohl letzter WM


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Spieler, Fans und Maradona
Argentinischer Wahnsinn – bei Messis wohl letzter WM


Aktualisiert am 01.07.2018Lesedauer: 3 Min.
Am Boden: Keine leichte WM für den argentinischen Ausnahmekönner.Vergrößern des Bildes
Am Boden: Keine leichte WM für den argentinischen Ausnahmekönner. (Quelle: Newspix/imago-images-bilder)

Das 3:4 gegen Frankreich hat die WM für Argentinien perfekt beschrieben. Wild, emotional, zwischenzeitlich hoffnungsvoll und schlussendlich erfolglos.

"Quelle folie", zu Deutsch "Was für ein Wahnsinn", titelte die französische Zeitung "L'Équipe" auf ihrer Homepage nach dem 4:3-Sieg ihrer Nationalmannschaft über Argentinien. Noch ein paar Tage vorher kritisierte Paul Pogba die Fans, die beim 0:0 gegen Dänemark pfiffen und immer nur auf ein "Spektakel" hoffen. Im Achtelfinale bekamen sie es, das Spektakel. Doch das lag weniger an den Franzosen, sondern mehr an den Argentiniern. Ein Team, was schon seit Wochen ein reines Spektakel ist.

Die etwas anderen Fans

Schon vor der WM war die Skepsis der argentinischen Medien groß. Die holprige Qualifikation, das 1:6 Ende März gegen Spanien und die vermeintliche "Todesgruppe" vor der Brust. Um Weltmeister zu werden, müsse viel passieren, hieß es. Die Fans jedoch waren von Anfang an sicher, dass es diesmal zum Titel reicht. Ob gegen Island, Kroatien oder Nigeria – schon in der Gruppenphase hatte Argentinien drei Heimspiele.

Während bei vielen anderen Nationen die anwesenden Fans mehr am Event und am WM-Gefühl interessiert waren, hatten die Anhänger der "Albiceleste" eine andere Einstellung. Sie sangen und hüpften durchgängig, pfiffen ihre Gegner aus und, wenn nötig, auch die eigene Mannschaft. Das motivierte nicht nur das Team, sondern erzeugte auch ungemeinen Druck, den man besonders Lionel Messi anmerkte und ihn zu einer Verzweiflungstat trieb.

Coach Lionel Messi

Nachdem es gegen tiefstehende Isländer nur ein 1:1 gab, sollte es am zweiten Spieltag gegen Kroatien klappen. Doch nach 90 gespielten Minuten im Stadion von Nischni Nowgorod stand es 0:3. In den Folgetagen rebellierte die Mannschaft gegen Trainer Sampaoli, forderte seinen Rauswurf. Der Präsident ließ den 58-Jährigen zwar im Amt, entzog ihm aber die Macht.

Die Aufstellungen machte von nun an Lionel Messi. Prompt stand nicht mehr Willy Caballero im Tor, sondern Franco Armani. Caballeros Patzer gegen Kroatien beförderte ihn auf die Bank. Argentinien setzte nicht mehr auf eine Dreier- sondern auf eine Viererkette. Während des Spiels gegen Nigeria fiel sogar auf, wie Sampaoli Messi fragte, ob er Sergio Agüero einwechseln würde.

Argentinien hatte gegen Nigeria zwar Erfolg und sicherte sich das Ticket fürs Achtelfinale, doch wirklich überzeugen konnten die Südamerikaner nur die eingefleischten Fans. Zu ihnen zählte auch Diego Maradona.

Der nächste Unruhepol

Als Gast des argentinischen Verbands ist Diego Maradona bei der WM in Russland bei jedem Spiel der "Albiceleste" auf der Tribüne gewesen. Gegen Nigeria war er dabei nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Immer wieder blendeten ihn die Kameras ein, wie er die Tore Argentiniens übermäßig zelebrierte und dabei alles andere als nüchtern wirkte. Es war ein Auftritt, der schockierte und langjährige Fans traurig machte.

So entstand ein weiterer Unruhepol für das Team um Lionel Messi. Doch es half alles nichts, gegen Frankreich sollte es trotzdem irgendwie klappen. Für argentinische Verhältnisse zeigte man sogar sowas wie Konstanz. Mit Pavon anstelle von Higuain gab es nämlich nur eine Änderung in der Startelf.

Aber Argentinien wäre nicht Argentinien, wenn nicht wenigstens die Formation geändert werden würde. Doch das 4-3-3-System reichte nicht aus, denn wieder einmal offenbarte der Vize-Weltmeister eine fehlende defensive Ordnung und musste trotz aller Qualität in der Offensive die Heimreise antreten. Ein passendes Spiel für die kuriose WM Argentiniens.

Umbruch steht an

Nach dem Abpfiff verkündete Javier Mascherano seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft, Trainer Sampaoli ließ seinen offen. Auch andere Namen werden wohl bei der WM das letzte Mal auf dem Trikot gestanden haben. Argentinien stellte mit einem Durchschnittsalter von knapp 30 Jahren den ältesten WM-Kader.

Dass bei der WM in Katar noch ein 35-jähriger Lionel Messi mit einem 34-jährigen Sergio Agüero und einem 36-jährigen Enzo Perez zusammen spielt, darf stark bezweifelt werden. Sollte Messi also tatsächlich aufhören, werden ihm wohl einige folgen. In Argentinien steht ein Umbruch an. Und mit Spielern wie Christian Pavon, Giovani Lo Celso und Paulo Dybala steht die nächste Generation bereit.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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