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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sechs Bosse beim DFB Das sind die Anführer der Nationalelf
Wer geht bei der WM in Russland voran? Die deutsche Nationalelf hat zwar keinen klaren Chef, dafür kann Bundestrainer Jogi Löw auf mehrere erfahrene Führungsspieler vertrauen.
Entschlossen und mit verschränkten Armen saßen Jerome Boateng (FC Bayern) und Toni Kroos (Real Madrid) am Donnerstag auf dem Podium der Pressekonferenz in Watutinki. Unangenehme Fragen umschifften sie souverän, schoben zwischendurch einen Scherz ein und verzichteten dennoch nicht auf klare Aussagen. So wie es sich für ihren Status im Team gehört. Beide gehören zu den Bossen der Nationalelf.
t-online.de erklärt, wer im DFB-Team bei der WM 2018 den Ton angibt.
Die Bosse im DFB-Team:
► Manuel Neuer, Mats Hummels, Jeromé Boateng, Sami Khedira, Toni Kroos und Thomas Müller.
Sie bilden auch (mit Ausnahme von Boateng) den Mannschaftsrat der Nationalelf, weil sie am längsten dabei sind und aufgrund ihrer großen Erfolge aus dem Team herausstechen. Das bedeutet: Mit ihnen tauscht sich Jogi Löw regelmäßig aus. Er hört sich die Meinungen der Spieler zur Taktik an, spricht mit ihnen aber auch über die Wahl des Hotels in Russland. Zudem verhandeln diese Spieler stellvertretend für ihre Kollegen mit dem DFB die Erfolgsprämien für die WM. In diesem Jahr würde es 350.000 Euro pro Spieler für die Titelverteidigung geben.
Nicht nur in der Kommunikation mit dem Trainer, auch mit den übrigen Spielern sind Neuer, Hummels & Co. enorm wichtig. Toni Kroos erklärt seine Rolle so: „Man kann vermitteln, dass man seinen Nebenleuten vertraut, sie links und rechts anspornen.“ Thomas Müller kann mit seinem Humor die Stimmung auflockern, Neuer sorgt mit seiner Ausstrahlung für Ruhe im Team, Khedira nannte Bundestrainer Löw wegen seiner tadellosen Einstellung einst einen "geborenen Anführer".
Alle Führungsspieler haben ihre eigenen Qualitäten. Für sie wird das Turnier in Russland die dritte WM-Teilnahme. Mit ihrer Erfahrung sind sie wichtige Ansprechpartner für die jungen Debütanten.
Auch im Umgang mit den Medien geben sie den Ton an und sind Wortführer – notfalls auch mit kritischen Tönen. So kritisierte Kroos mit der Aura eines mehrfachen Champions-League-Siegers nach der 0:1-Pleite gegen Brasilien im März: „Man muss ehrlich sagen, dass wir auf gewissen Positionen nicht gut genug waren. Und viele ihre Chance nicht genutzt haben.“ Eine klare Ansage an die jüngeren Spieler im Team.
Die zweite Reihe
Hinter den Anführern gibt es viele Spieler, die zwar schon einige Erfahrung im Nationalteam haben, aber sportlich in Russland nicht erste Wahl sein werden wie Marc-André ter Stegen, Mario Gomez, Sebastian Rudy, Antonio Rüdiger oder Matthias Ginter. Andere wie Jonas Hector, Mesut Özil oder Ilkay Gündogan könnten zwar sportlich wichtig werden, sind aber eher ruhigere Typen – und keine Anführer. Joshua Kimmich und Julian Draxler beanspruchen in Zukunft eine Führungsrolle für sich, müssen sich aber noch hinter den erfahrenen Spielern gedulden. Marco Reus war wegen Verletzungen zu selten dabei, um intern voranzugehen.
(Noch)-Mitläufer
In dritter Reihe stehen die jungen oder unerfahrenen Spieler des Nationalteams: Marvin Plattenhardt, Kevin Trapp, Julian Brandt, Timo Werner, Niklas Süle und Leon Goretzka. Sie spielen ihr erstes großes Turnier und sind die Zukunft des Nationalteams. In Russland werden sie aber vor allem mit sich selbst und dem Druck beim größten Sportereignis der Welt beschäftigt sein. Sie brauchen die Unterstützung der Führungsspieler, um ihre besten Leistungen zeigen zu können.
- eigene Beobachtungen vor Ort