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WM 2018: Fall Erdogan – Mesut Özils Verhalten ist feige und ein Skandal


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Özil schwänzt DFB-Medientag
Fall Erdogan: Özils Verhalten ist ein Skandal

MeinungVon Luis Reiß

Aktualisiert am 06.06.2018Lesedauer: 2 Min.
Mesut Özil: Der Nationalspieler mit türkischen Wurzeln ließ sich Mitte Mai mit dem türkischen Präsidenten fotografieren.Vergrößern des Bildes
Mesut Özil: Der Nationalspieler mit türkischen Wurzeln ließ sich Mitte Mai mit dem türkischen Präsidenten fotografieren. (Quelle: ULMER Pressebildagentur/imago-images-bilder)
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Als einziger Spieler hat Mesut Özil nicht am Medientag der Nationalmannschaft teilgenommen. Er wollte nicht mit Fragen zu seinem Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan konfrontiert werden. Das ist feige. Ein Kommentar von Luis Reiß.

Egal, ob es ihm bewusst gewesen ist oder nicht, Mesut Özil hat ein politisches Zeichen gesetzt. Der weltweit angesehene deutsche Fußballnationalspieler hat sich mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan fotografieren lassen. Mitten im türkischen Wahlkampf. Mit einem Politiker, der die Meinungsfreiheit in seinem Land einschränkt, politische Gegner und kritische Journalisten verhaften und wegsperren lässt. Mit jenem Machthaber, der die Türkei immer stärker in eine Autokratie verwandelt.

Özils Vorgehen ist ein Skandal

Das Foto ist diskussionswürdig – Özils Umgang mit der Debatte aber ist ein Skandal. Der auf dem Platz oftmals brillante Spielmacher verweigert sich ihr völlig. Er gibt seit der Veröffentlichung des Fotos keine Interviews. Am Dienstag entschied Özil nun, nicht am Medientag der deutschen Nationalmannschaft im Trainingslager in Eppan, Südtirol, teilzunehmen. Dort stellen sich normalerweise alle Spieler uneingeschränkt den Fragen der Journalisten, eine nachträgliche Autorisierung gibt es nicht. Es gilt das gesprochene Wort – es ist eine der wenigen Chancen auf Klartext. 22 Nationalspieler kamen. Nur einer kam nicht: Özil.

Über den Deutschen Fußball-Bund ließ er ausrichten, er habe nach seiner Wahrnehmung alles zu diesem Thema gesagt. Also fast nichts. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zitierte Özil nach einem gemeinsamen Treffen in Berlin mit den Worten: "Ich bin hier aufgewachsen und stehe zu meinem Land." Eine Erklärung für das Foto? Fehlanzeige.

Gündogan stellt sich der Presse

Özils Mitspieler Ilkay Gündogan, ebenfalls auf dem Foto mit Erdogan, zeigt, wie man es besser macht. Er erklärte innerhalb weniger Stunden in einer per Social Media verbreiteten Stellungnahme seine Beweggründe. Er nannte sie eine Geste der Höflichkeit und ein Zeichen des Respekts gegenüber der Heimat seiner Eltern. Zudem stellte er sich den kritischen Fragen einiger Nachrichtenagenturen und Fernsehsender. Man muss seiner Argumentation nicht folgen, aber Gündogan läuft nicht davon. Er tritt mutig der Kritik entgegen und schildert seine Sichtweise.

Das sollte der Normalfall sein, wenn man sich in eine politische Debatte einmischt – und das haben Özil und Gündogan mit ihrem PR-Foto für den türkischen Präsidenten getan. Doch Özil, einer der besten Tor-Vorbereiter in der Geschichte des deutschen Fußballs, schweigt. Er läuft davon. Wenn er kein Feigling sein will, sollte er diesen Fehler schnell korrigieren.

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