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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bester Joker aller Zeiten So wurde Petersen zu Löws Stürmer-Sensation
Nils Petersen wurde überraschend in den vorläufigen WM-Kader berufen, stach Sandro Wagner aus. t-online.de erklärt, warum Joachim Löw auf den Freiburg-Stürmer setzt.
Mit Nils Petersen hat Bundestrainer Joachim Löw bei der Bekanntgabe des vorläufigen DFB-Kaders für die WM in Russland DIE Überraschung aus dem Hut gezaubert. Mit 15 Treffern ist der 29-Jährige der beste deutsche Stürmer der abgelaufenen Bundesliga-Saison. Aber seine Torgefährlichkeit ist nicht der einzige Grund, warum Löw auf Petersen setzt.
Löw verspricht sich von Petersen "einiges"
Joachim Löw war am letzten Bundesliga-Spieltag im Schwarzwald-Stadion zu Gast, als der SC Freiburg mit dem Sieg gegen Augsburg (2:0) den Klassenerhalt sicherte und konnte sich so nochmal ein genaues Bild von dem Mann machen, den er drei Tage später in seinen Kader berief.
"Nils hat bei einer Mannschaft, die nicht wahnsinnig viele Chancen herausspielt, 15 Tore gemacht. Er macht einen starken und fitten Eindruck. Er wächst mit der Aufgabe. Von ihm verspreche ich mir einiges", begründete der Bundestrainer.
Nils Petersen ist mit 20 Toren der beste Joker der Bundesliga-Geschichte. In der abgelaufenen Saison wurde er zum unumstrittenen Stammspieler. Der Freiburg-Knipser stand 24-mal in der Startelf und übernahm Mitte Dezember die Kapitänsbinde von Julian Schuster.
Petersen selbst blieb – wie immer – bescheiden. "Die Nominierung ist eine sehr große Ehre für mich. Ich habe damit nicht wirklich gerechnet und bin sehr dankbar. Die Chance, dabei sein zu können, ist die Krönung der Saison", ließ der 29-Jährige über seinen Verein mitteilen.
"Ich habe keine Chance, mit zur WM zu fahren"
Bescheidenheit ist ein gutes Stichwort, wenn es um den ehemaligen Bayern-Stürmer geht. Bereits Mitte Februar hatte Petersen im Interview mit t-online.de erklärt, dass er nicht mit einem Anruf des Bundestrainers rechnen würde. Zu dem Zeitpunkt hatte er bereits zehn Ligatore erzielt, genau so viele wie in der Saison 2016/17.
"Nein, ich sehe für mich keine Chance, mit zur WM nach Russland zu fahren. Da bin ich aber nicht böse. Die Nationalmannschaft ist eine eingespielte Truppe, in der Spieler super funktionieren, auch wenn sie in der Liga nicht stetig ihre Form beweisen", erklärte Petersen damals.
Petersen genießt exzellenten Ruf
Diese Aussagen bekräftigte Petersen auch nach dem letzten Bundesligaspieltag am vergangenen Samstag. Er glaubte nicht, dass er noch mit auf den WM-Zug springen würde.
Petersen, der noch kein A-Länderspiel bestritt, wurde vor zwei Jahren bereits überraschend in den deutschen Olympiakader berufen und genießt seitdem einen exzellenten Ruf.
Vorbild auf und neben dem Platz
Zwar stand er nur einmal in der Startelf und verschoss im Finale gegen Brasilien den entscheidenden Elfmeter, wurde aber mit sechs Treffern Torschützenkönig. Qualitäten, die auch Löw sehr schätzt: "Er ist ein starker Joker."
Der SC Freiburg lebt vom Kollektiv, kein Spieler ist wichtiger als die Mannschaft. Diese Voraussetzungen hat Petersen seit seinem Wechsel in den Breisgau vor drei Jahren verinnerlicht und lebt diese vor. Der mannschaftsdienliche Spieler ist – nicht nur für junge Profis – Vorbild auf und neben dem Platz.
Endgültige Kader-Nominierung am 4. Juni
Petersen ist der Typ Fußballer, der immer alles gibt und nie murrt – auch dann nicht, wenn er nach dem Abstieg in die 2. Liga in Freiburg bleibt, dort 21 Tore schießt und im ersten Jahr Bundesliga dann oft nur als Joker ins Spiel kommt, weil der Platz in der Startelf zumeist an Florian Niederlechner ging. Eine Eigenschaft, die besonders bei einem Großturnier von entscheidender Bedeutung ist.
Den endgültigen WM-Kader muss Löw bis zum 4. Juni benennen. 23 Spieler darf der Bundestrainer für das Turnier in Russland nominieren. Mit den angesprochenen Qualitäten muss sich Petersen wohl keine Gedanken machen, aus der Mannschaft gestrichen zu werden.
- Eigene Recherchen mit Material von dpa und sid
- Interview mit Nils Petersen