Ex-Profi bei t-online.de über die DFB-Elf Kuranyi: "Ich hätte bestimmt 100 Länderspiele gemacht"
Bis Oktober 2008 absolvierte Kevin Kuranyi 52 Partien für die deutsche Nationalmannschaft. Dann kam das Länderspiel gegen Russland: Kuranyi saß auf der Tribüne, verließ das Stadion vor Abpfiff. Danach lud ihn Bundestrainer Joachim Löw nie wieder ein. Im März beendete Kuranyi mit 35 Jahren seine Profi-Karriere.
Im zweiten Teil des Interviews mit t-online.de spricht der ehemalige Spieler von Dynamo Moskau über den Confed Cup in Russland, seinen Ex-Verein Schalke 04 und die Nationalelf.
► t-online.de: Herr Kuranyi, wer gewinnt den Confed Cup?
Kevin Kuranyi: Deutschland. Keine Frage. Obwohl viele Stammspieler fehlen. Neben Deutschland muss man vor allem auf Chile achten – die haben die Südamerikameisterschaft gewonnen.
► Und Portugal als Europameister?
Die sehe ich nicht so stark. Es wird sich zwischen Chile und Deutschland entschieden.
► Was erwarten Sie von Russland und Ihrem Ex-Trainer Stanislaw Tschertschessow?
Russland wird versuchen, dass Maximale rauszuholen. Sicher ist: Tschertschessow wird sein Team topfit machen. Das ist ein harter Hund.
► Härter als Ihr ehemaliger Trainer Felix Magath?
Einen härteren Trainer als Felix Magath gibt es nicht. (lacht)
► Ihr Ex-Verein Schalke liegt Ihnen noch immer am Herzen. Trotz teurer Transfers reichte es in der Liga nur zu Platz zehn. Sind Sie enttäuscht von der Arbeit des Duos Christian Heidel/Markus Weinzierl?
Ich sehe das jetzt als Schalke-Fan. Ich bin von der Saison allgemein sehr enttäuscht – nicht von einzelnen Personen. Dass Christian Heidel und Markus Weinzierl dann in der Kritik stehen, ist normal. Aber ich denke, dass beide wussten, auf was sie sich einlassen. Diese Saison war zum warm werden und jetzt ist die Chance da, durchzustarten. Wichtig wird nun vor allem der Start sein. Wenn es in den ersten vier oder fünf Spielen aber nicht klappt, wird es ganz ganz schwierig.
► Ist dafür eine weitere Transferoffensive nötig?
Nein! Bereits im Sommer ist richtig investiert worden. Aber das hat nicht das Erwartete gebracht. Ich würde deutsche Talente holen und dafür vielleicht nochmal 15 bis 20 Millionen Euro investieren, statt wieder teure Ausländer zu verpflichten. Die brauchen dann wieder Zeit, um sich einzugewöhnen. Und diese Zeit hat Schalke nicht mehr.
► Braucht Schalke Leon Goretzka, um sich in der nächsten Saison für den Europapokal zu qualifizieren?
Auf jeden Fall. Goretzka ist auf dem Weg zum Top-Spieler der Bundesliga. Den braucht der Klub unbedingt. Schalke sollte alles dafür tun, um Goretzka zu behalten und eine Mannschaft um ihn herum aufzubauen. Aber auch hier gilt das Gleiche wie beim VfB: Ich denke, dass niemand bei Schalke auf Ratschläge von mir wartet.
► Zum Abschluss zur Nationalmannschaft: Nachdem Sie 2008 beim Spiel gegen Russland zur Halbzeit das Stadion verlassen haben, hat Sie Joachim Löw nie wieder nominiert. Später hat er Ihnen einen einwandfreien Charakter attestiert. Haben Sie sich mit ihm ausgesprochen?
Ja, wir haben miteinander darüber gesprochen. Klar, ich hätte ohne die Sache ein paar Spiele mehr gemacht, aber das ist jetzt vorbei.
► Apropos ein paar Spiele mehr: Mit 26 Jahren hatten Sie bereits 52 Länderspiele auf dem Konto. Hätten Sie 100er-Marke im Normalfall geknackt?
Ja. Wenn alles perfekt gelaufen wäre, hatte ich bestimmt 100 Länderspiele gemacht. Aber meine 52 sind auch nicht schlecht. Das passt schon.